Werbeversprechen im Check

Steigert Glasfaser den Wert meiner Immobilie? Die Realität sieht anders aus

Ein Glasfaser-Anschluss soll schnelles Internet bringen. Doch Anbieter werben auch damit, dass er den Wert einer Immobilie massiv steigert. Das können Experten nicht nachvollziehen.

Ein Techniker verlegt Glasfaserkabel in einem Wohngebiet – eine Investition in die Zukunft des schnellen Internets. | © picture alliance/dpa

22.03.2025 | 22.03.2025, 12:00

Wer sein Haus auf Glasfaser umstellt, erhofft sich davon in der Regel schnelles und ruckelfreies Internet. Die Immobilie kann dabei aber auch an Wert gewinnen, versprechen Anbieter wie Telekom, Eon, die Verbraucherzentralen oder der Eigentümerverband Haus & Grund.

Dass dabei Wertsteigerungen von bis zu acht Prozent im Raum stehen, kann das Team des Geldratgebers „Finanztip“ allerdings nicht nachvollziehen. Es hat sich die Versprechen genauer angesehen – und kommt zu dem Schluss, dass die Realität nicht ganz mithalten kann.

Eine Beispielrechnung: Ein 500.000-Euro-Haus würde bei 8 Prozent Plus auf einen Schlag bis zu 40.000 Euro mehr wert sein. Auf Nachfrage von „Finanztip“ hätten allerdings weder Telekom noch Haus & Grund diese Zahlen für Deutschland belegen können. Bei den zusätzlichen Recherchen seien lediglich internationale Studien und einige nicht repräsentative Umfragen zutage gekommen, schreibt der Ratgeber.

Kabel und DSL reichen für meiste Nutzer aus

„Wer sich für Glasfaser interessiert, sollte sich nicht wegen einer möglichen Wertsteigerung dafür entscheiden“, rät Manuel Vonau, „Finanztip“-Experte für Telekommunikation deshalb. „Wenn die meisten Immobilien irgendwann angeschlossen sind, kann Glasfaser den Wert einer Immobilie erhalten. Alles andere sind Werbeversprechen, die sich nach unseren Recherchen nicht belegen lassen.“ Er hält auch „ruckelfreies Videostreaming“ oder „verlässlichere Videokonferenzen“ für kein Argument pro Glasfaser. „Dafür reichen derzeit auch Kabel und DSL aus“, sagt er.

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Allerdings dürften künftig die Anforderungen an Internetanschlüsse steigen – weswegen ein Glasfaser-Anschluss laut „Finanztip“ dennoch eine gute Idee sein kann. „Mit Blick auf die Zukunft ist Glasfaser ganz vorne mit dabei. Der Anschluss bietet besonders hohe Geschwindigkeiten beim Herunterladen und ist vor allem beim Hochladen den anderen Technologien voraus“, sagt Vonau. Daten kämen mit kürzerer Verzögerung vom Server nach Hause, außerdem verbrauche Glasfaser deutlich weniger Energie.

Bis 2030 sollen Glasfaseranschlüsse in Deutschland flächendeckend verfügbar sein. Das ist Teil der Gigabitstrategie, die das Ampel-Kabinett vor gut zwei Jahren beschlossen hat. Laut dem Vergleichsportal Verivox konnten Mitte 2024 etwa 27 Prozent der privaten Haushalte in Deutschland einen Glasfaser-Anschluss bis in die Wohnung buchen. Am größten ist die Verfügbarkeit in Niedersachsen und Schleswig-Holstein.