
Bielefeld. Ob Projektmanagerin, Elektro- oder Heizungsinstallateur oder auch Ingenieure: Jede 25. Stellenausschreibung auf dem deutschen Arbeitsmarkt sucht derzeit nach Arbeitskräften, die die Energiewende voranbringen sollen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung, die das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln im Auftrag der Gütersloher durchgeführt hat.
Die Studie „Energiewende als Jobmotor“ hat sich mit zwei zentralen Fragen beschäftigt: Wie hat sich der Arbeitskräftebedarf in den Branchen der erneuerbaren Energien entwickelt? Und welche Berufe sind besonders nachgefragt? Die Analyse ergab, dass sich die Anzahl der Stellenangebote zwischen 2019 und 2024 mehr als verdoppelt hat und die Branche sich auch in Krisenzeiten resilient gezeigt hat.
Das von der Studie gezeichnete Bild unterstreicht der Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbarer Energien (BEE), Wolfram Axthelm, der von einer „Boom-Branche Energiewende“ spricht. Auch der BEE stelle über alle Technologien und Sparten hinweg einen positiven Beschäftigungstrend in der Branche fest. „Das Wirtschaftsministerium vermeldet im Zeitraum zwischen 2019 und 2023 ein Plus von 31 Prozent in den Jobs rund um die Energiewende“, sagt Axthelm.
Energiewende in Deutschland droht ausgebremst zu werden
Doch die Energiewende droht durch einen Arbeitskräfte-Engpass ausgebremst zu werden. „Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass schon jetzt in einigen Berufsfeldern deutlich mehr Stellen ausgeschrieben sind, als es Bewerber auf dem Markt gibt“, sagt Jana Fingerhut von der Bertelsmann-Stiftung. So seien insbesondere Fachkräfte im Bereich der Bauelektrik und elektrischen Betriebstechnik gesucht sowie Experten für technische Forschungen und Entwicklungen.
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Um das Potenzial, das die Branche bietet, weiterhin bestmöglich nutzen zu können, sprechen die Autoren der Studie drei Handlungsempfehlungen aus: Die Berufsorientierung müsse verbessert werden, und (Teil-)Qualifizierungen müssen ermöglicht werden, damit auch das Potenzial des Quereinstiegs genutzt werden kann. Dazu gehöre es auch, einen Branchenwechsel zu erleichtern. „Dann könnte der Jobmotor sogar in den nächsten Gang schalten“, prophezeit Fingerhut.
Axthelm sieht dabei vor allem die zukünftige Bundesregierung in der Pflicht, das Potenzial am Arbeitsmarkt durch die Energiewende zu nutzen. Gelingen könne das durch mehr Stabilität und Planungssicherheit, durch weitere Entbürokratisierung und außerdem durch die Stärkung des Industrie- und Produktionsstandortes Deutschlands. „Denn das Gesamtbild macht deutlich: So kann die Transformation, die Energiewende gelingen“, sagt Axthelm.