Warum das Renteneintrittsalter weiter erhöht werden muss

In diesem Jahr sind rund 426.800 Menschen in Ostwestfalen-Lippe im Rentenalter. In zehn Jahren sind es mit 519.300 Menschen in der &bdquo;Generation Ü67“ 22 Prozent mehr. Das geht aus einer &bdquo;Ruhestands-Prognose“ hervor, die das Pestel-Institut im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat. Herr Thode, Sie beschäftigen sich bei der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh unter anderem mit Beschäftigung im Wandel, wie muss unsere Gesellschaft damit umgehen, dass es immer mehr Menschen im Rentenalter gibt und immer weniger Menschen, die in die Rente einzahlen? Eric Thode: Das Rentenversicherungssystem hängt im Grunde von drei Größen ab: ein Mal wie hoch das Rentenniveau im Alter ist, dann wie hoch der Beitragssatz in der aktiven Phase ist und als Drittes wie das Renteneintrittsalter ausgestaltet ist. Das sind Stellschrauben, an denen man drehen kann. Die ersten beiden sind aber gerade im politischen Prozess eher unattraktiv. Niemand möchte das Rentenniveau senken und niemand möchte die Beitragssätze erhöhen. Also muss das Renteneintrittsalter weiter erhöht werden? Ich finde, das wäre ein fairer Ansatz, weil auch die gesunde Lebenszeit im Schnitt weiter steigt. Man müsste die Erhöhung des Renteneintrittsalters an die Entwicklung der Lebenserwartung koppeln und z. B. im Verhältnis 2:1 aufteilen. Also pro Jahr, das man statistisch länger lebt, könnte man vier Monate mehr auf das Renteneintrittsalter schlagen. Lesen Sie auch: Das ändert sich 2025 bei der Rente In einigen Berufsgruppen ist es aber körperlich nicht möglich, länger zu arbeiten. Dafür ist ein Stück weit die Rente mit 63 vorgesehen, für langjährig Beschäftigte. Die wird aber nicht nur von Menschen in Anspruch genommen, die besonders anstrengende Tätigkeiten ausführen. Da wäre eine Gesundheitsprüfung sinnvoll: Wer ist noch in der Lage, länger zu arbeiten und wer nicht? Und wenn man die Menschen dennoch im Betrieb halten möchte? Dann muss man ansetzen, bevor die Menschen nicht mehr arbeiten können. Da sind die Unternehmen gefordert. Prävention ist das große Thema. Sie müssen Möglichkeiten finden, wie ihre Mitarbeitenden gesund bleiben und auf andere Arbeitsplätze gesetzt werden können. Also zum Beispiel, dass jemand, der draußen in der Montage arbeitet, ab einem gewissen Alter darauf vorbereitet wird, in eine Bürotätigkeit zu wechseln. Es gibt außerdem technische Möglichkeiten, Menschen die Arbeit zu erleichtern. In der Altenpflege gibt es zum Beispiel ja heute schon Hebehilfen. Lesen Sie auch: Paderborner Arbeitsagentur-Chef: &bdquo;Anreize schaffen, um freiwillig länger zu arbeiten“ Wollen die Arbeitnehmer denn überhaupt länger arbeiten? Der Wille kann in erster Linie durch finanzielle Anreize beeinflusst werden. Dafür hatte die Bundesregierung im vergangenen Jahr auch Ideen, zum Beispiel mit der Rentenaufschubprämie. Es hat aber nicht nur mit Geld zu tun, sondern auch mit Zufriedenheit. Ältere stellen sich Fragen wie: Macht mir die Arbeit noch Spaß, sind Kollegen und Vorgesetzte wertschätzend? Wenn das alles passt, sind viele gewillt, noch weiter zu arbeiten. Ein weiterer großer Punkt ist mehr Autonomie bei der Arbeitszeit. Ältere werden nicht mehr so gerne in ein starres Arbeitszeitkorsett gedrückt. Das ist ja gerade ein genereller Trend. Auch Jüngere wollen sich ihre Arbeitszeit freier einteilen. Viele wollen keine klassische 40-Stunden-Woche mehr. Der Trend geht in Richtung Arbeitszeit verkürzen, das stimmt. Aber zur Stabilisierung des Rentensystems und für das Wirtschaftswachstum wäre es wichtig, dass Menschen mehr arbeiten. Das ist natürlich ein starker Gegensatz. Dem muss entgegengewirkt werden – eben durch mehr Zufriedenheit, Gesunderhaltung im gesamten Erwerbsleben und finanzielle Anreize. Und dann keine Teilzeit mehr? Es ist ein Teufelskreis. Man sieht das zum Beispiel in der Pflege. Viele reduzieren ihre Arbeitszeit, weil sie eine Vollzeitwoche nicht mehr durchstehen. Das heißt für die Verbliebenen, dass sie in Zeiten des Fachkräftemangels die Arbeit auffangen müssen und so noch mal mehr belastet sind. Haben Sie dafür Lösungsvorschläge? Arbeitsplatzzufriedenheit ist ein großer Faktor. Den Arbeitskräften darf nicht immer mehr aufgebürdet werden. Man kann zum Beispiel durch moderne Technik und künstliche Intelligenz Arbeit unterstützen und sozusagen die Arbeitskräfte ersetzen, die nicht mehr da sind. Lesen Sie auch: Altersvorsorge in Bielefeld: Experten-Tipps für die finanzielle Zukunft .responsive23-RQFF9VlgR81Xvkbn-choro-altersrenten-rentenatlas-2024 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-RQFF9VlgR81Xvkbn-choro-altersrenten-rentenatlas-2024 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-RQFF9VlgR81Xvkbn-choro-altersrenten-rentenatlas-2024 { padding-top: 142.86%; } }

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