Barntrup. Einer der größten Arbeitgeber in Nordlippe, KEB Automation, will Personal abbauen. Das Unternehmen macht die schlechte Wirtschaftslage dafür verantwortlich. Konkret sollen in Barntrup 160 Arbeitsplätze gestrichen werden, wie Norbert Schwabbauer, Leiter des Vertriebs und Marketings, auf Nachfrage mitteilt.
KEB ist auf die Entwicklung und den Vertrieb elektrischer Antriebs- und Automatisierungstechnik spezialisiert und hat laut Firmenangaben 970 Mitarbeiter am Hauptstandort in Barntrup. Hier geht es um Elektronik, Bremsen und Kupplungen. Motoren und Getriebe werden am kleineren Standort in Schneeberg im Erzgebirge produziert. Dieser Standort ist aber nicht von der Stellenstreichung betroffen.
„Die seit Mitte 2023 deutlich gesunkenen Auftragseingänge in den Schwerpunktbranchen des Maschinen- und Anlagenbaus wirken sich für KEB seit Jahresbeginn massiv in den Umsatzergebnissen aus“, heißt es in einer Stellungnahme. Rückmeldungen aus dem Kundenkreis, sowie die allgemeine Unsicherheit in der deutschen und weltweiten Wirtschaftsentwicklung würden aus Sicht des Unternehmens aufzeigen, dass es sich dabei nicht nur um eine konjunkturelle Delle, sondern um eine strukturelle Krise handele, die ein Handeln unumgänglich mache.
Kurzarbeit eingeführt
Um diesen wirtschaftlichen Auswirkungen entgegenzutreten, habe KEB bereits vor einem Jahr mit der Einführung von Kurzarbeit begonnen und diese im Laufe des Jahres ausgeweitet. Die Sparmaßnahmen würden nahezu alle Betriebsbereiche betreffen. „Die Aussicht auf eine andauernde wirtschaftliche Flaute macht es erforderlich, über die bisherigen Maßnahmen hinaus einen aktiven Stellenabbau im Unternehmen anzugehen“, heißt es weiter.
Ralf Lutter, Mitglied der Geschäftsführung, wird konkreter: „Um das Unternehmen mittelfristig gut aufstellen zu können, gehen wir davon aus, den Personalbestand bis spätestens zum 31. Dezember 2025 um insgesamt 160 Stellen im Unternehmen anpassen zu müssen.“ Dabei seien nahezu alle Bereiche betroffen, wobei ein größerer Anteil in den Dienstleistungs- und Verwaltungsbereichen liegen werde. Das wurde ebenfalls bei einer Mitarbeiterversammlung am Dienstag kommuniziert.
In ersten Schritten habe KEB Angebote in einem Freiwilligenprogramm und auf einen frühzeitigen Eintritt in den Ruhestand entwickelt, sowie das Auslaufen bestehender Zeitverträge in die Umsetzung gebracht. Damit könne das Unternehmen rund die Hälfte des Stellenabbaus erreichen, wobei befristete Verträge nur einen kleinen Teil ausmachen würden.
Kritik kommt von der Gewerkschaft
Daniel Salewski, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Detmold, kann die Strategie von KEB nicht nachvollziehen: „Ich finde es schade, dass hier nicht die tarifvertragspolitischen Instrumente zur Beschäftigungssicherung genutzt werden, um die wirtschaftliche Krise zu überstehen und dann mit der gewohnten Belegschaft wieder durchstarten zu können, sobald es bergauf geht.“ Instrumente könnten beispielsweise eine Arbeitszeitsenkung oder Lohnverzicht sein.
Für Salewski sei der Stellenabbau in Zeiten des Fachkräftemangels zu kurz gedacht. „Aus meiner Sicht werden hier wichtige Chancen verpasst.“ Andere lippische Unternehmen würden es vormachen und versuchen, ihre Beschäftigten an Bord zu halten - auch in dieser wirtschaftlich angespannten Situation. Das Freiwilligenprogramm ziele darauf ab, Mitarbeiter einen Wechsel zu ermöglichen, die sich möglicherweise ohnehin umorientieren wollten. Ziel sei es, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.
Nun werde die IG Metall den Betriebsrat bei KEB unterstützen. Dieser war für die LZ am Mittwochabend nicht zu erreichen. Für kommende Woche sei eine Betriebsversammlung geplant, zu der auch Salewski eingeladen worden sei.