Streit um das beliebte Fast Food: Ist der Döner in Gefahr?

Der Döner ist in aller Munde – nicht aber, weil er so gut schmeckt. Sondern weil es ihn so, wie wir ihn kennen, vielleicht nicht mehr geben wird. Schon seit Tagen häufen sich Medienberichte über die Teigtasche mit der Füllung aus Fleisch und Salat. Hintergrund ist ein türkischer Antrag bei der EU. Eine Erzeugergemeinschaft aus der Türkei will den Döner ins Register der &bdquo;garantiert traditionellen Spezialitäten“ eintragen lassen. Ziel des Antrags: Zubereitung und Inhaltsstoffe des Döners genau festzuschreiben. Wer dann einen nicht der Rezeptur entsprechenden Döner als solchen verkauft, riskiert eine Strafanzeige wegen Betrugs. Den Antrag gestellt hatte die Erzeugergemeinschaft bereits im Mai 2022. Bis er allerdings im Amtsblatt der EU-Kommission veröffentlicht wurde, dauerte es bis zum 24. April dieses Jahres. Am Montag endete die Frist, um bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Einspruch gegen den Antrag einzulegen. Laut einer Sprecherin erreichte die Behörde zehn solcher Einsprüche. Diese müssen nun bis 24. Juli geprüft und an die EU-Kommission weitergegeben werden. Udofed will Dönerrezept streng festschreiben Warum aber soll dem Döner ein Spezialitätensiegel verpasst werden, wo doch jeder Dönerliebhaber seinen Stammimbiss als den besten empfindet? Hinter den Antragstellern, über die zunächst die &bdquo;FAZ“ berichtet hatte, verbirgt sich die Internationale Döner-Föderation (Udofed) mit Sitz in Istanbul. Das Ziel laut Webseite: den Döner weltweit zu vertreten. In dem fünfseitigen Antrag an die EU-Kommission beschreibt die Udofed die Geschichte des Döners, seine Herkunft, verbreitete Zubereitungsformen und Inhaltsstoffe. Aber: Die Gruppierung möchte festschreiben, woraus genau der Döner bestehen darf, mit welchen Gewürzen mariniert wird, wie breit die Fleischscheiben geschnitten werden – ja sogar, welche Länge das Edelstahlmesser haben muss, mit dem der Dönerblock zugeschnitten wird. Die Udofed selbst sieht sich dabei als Vertreterin des Döner Kebap in 140 Ländern. In Deutschland ist man kein Fan der Idee Dieser Selbstzuschreibung dürfte Eberhard Seidel, Soziologe und Autor des Buchs &bdquo;Döner“, widersprechen. &bdquo;Der Döner ist fluide und lässt sich – bis auf die Hygienevorschriften – nicht standardisieren“, sagte er dem &bdquo;Spiegel“. Eberhard Seidel wird in dem Antrag als Quelle geführt, dabei positioniert er sich dagegen. Für ihn ist der Döner gar ein &bdquo;deutsches Nationalgericht“. Lesen Sie auch: 50 Jahre Döner Kebab – Die Entwicklung des &bdquo;German Döners“ Gürsel Ülber hat als Vorsitzender des Vereins &bdquo;Türkischer Dönerhersteller in Europa“ Einspruch bei der BLE eingelegt. Die Mitglieder des seit 1996 bestehenden Vereins befürchten wirtschaftliche Nachteile, sollte der Antrag Bestand haben. &bdquo;Jetzt müssen wir abwarten. Aber große Sorgen machen wir uns nicht“, erklärte Ülber dieser Redaktion. Auch der Dehoga, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, hat Einspruch eingelegt. Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges befürchtet &bdquo;neue Bezeichnungen für Dönergerichte“ und damit verbundenen &bdquo;Unklarheiten und Intransparenz“. Der deutsche Döner würde sich verändern Laut Dehoga ist die Debatte weniger eine Frage der Qualität, denn der Interpretation: Was versteht man in Deutschland unter einem Döner? Der im Antrag beschriebene &bdquo;Döner“ entspricht laut Dehoga nicht der deutschen &bdquo;Verkehrsauffassung“. Ein Beispiel: Während in Deutschland häufig Kalbfleisch verwendet wird, muss das im Antrag genannte Rind mindestens 16 Monate alt sein – nach EU-Vorgaben gelten Rinder aber nur bis acht Monate als Kalb. Die antragstellende Gruppierung gibt es erst seit 2019, gegründet von einem Dönerkettenbesitzer in Istanbul. Mehmet Mercan führte 47 Filialen der Kette Reis Döner und wollte laut einer Auskunft mit der Udofed &bdquo;Chaos in der Dönerbranche“ verhindern. Der Unternehmer war auch lokalpolitisch tätig: als Vorsitzender der Provinz Istanbul für die Partei der Großen Einheit (BBP), die die Bundeszentrale für politische Bildung als rechtsextrem, islamistisch und nationalistisch einstuft. 2023 starb Mercan jedoch, laut &bdquo;FAZ“ führt seitdem seine Frau den Verband. Anfragen vom Donnerstag bei der Udofed blieben unbeantwortet. Zweifelhaft ist, ob der Antrag und die daraus resultierenden Medienberichte der europäischen Dönerbranche geholfen haben. Aus der EU-Kommission heißt es jedenfalls: Sollte es sachlich und verfahrenstechnisch korrekten Widerspruch gegen die Eintragung des Döners geben, würde ein solcher Antrag abgelehnt. Lesen Sie auch: Bielefeld liegt vorn: Das sind die drei besten Dönerbuden in OWL

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