Tarifkonflikt

Heute Warnstreiks an Flughäfen – Folgen für NRW

An mehreren deutschen Flughäfen wird auch an diesem Freitag gestreikt. Mehrere tausend Passagiere sind davon betroffen.

Am Dortmunder Flughafen heben heute keine Flugzeuge ab: Ein Kreuz leuchtet an der Fast Lane in der Abflughalle. | © Bernd Thissen/dpa

14.03.2024 | 15.03.2024, 07:51

Berlin (dpa/groe/anwi/fsch/ww). Die Streikwelle an deutschen Flughäfen ebbt nicht ab. Auch an diesem Freitag sind mehrere tausend Passagiere betroffen. Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Mitglieder an den Flughäfen Hannover, Dortmund, Weeze, Dresden, Leipzig sowie Karlsruhe/Baden-Baden zur Teilnahme an den Warnstreiks aufgerufen. Zudem sind am Flughafen München die Beschäftigten in der Personal- und Warenkontrolle sowie der Frachtkontrolle von Donnerstag um 4 Uhr bis Freitag um 6 Uhr zum Ausstand aufgerufen. Das betrifft vor allem den Bereich Fracht.

In Dortmund sollen keine Flugzeuge starten und in Hannover soll von 0 bis 12 Uhr gestreikt werden. Der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden kennzeichnete alle sechs für Freitag geplanten Flüge als gestrichen oder umgeleitet. In Leipzig beginnt der Warnstreik laut Verdi morgens um 6 Uhr und endet um 18 Uhr. In Dresden soll er um 4 Uhr beginnen und um 12 Uhr enden. Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt ist von den Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals an diesem Freitag nicht betroffen.

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Aufgrund des Streiks in Hannover weicht Tuifly nach Angaben eines Sprechers nach Paderborn oder Braunschweig aus und richtet für die Passagiere Shuttlebusse ein.

Die Lage am Donnerstag

Bereits am Donnerstag konnten Zehntausende Passagiere nicht wie geplant reisen. Wegen des ganztägigen Ausstands der Luftsicherheitskräfte war der Sicherheitsbereich nicht besetzt. Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV wurden mehr als 580 Flugverbindungen abgesagt, 90.000 Reisende mussten umplanen.

Den Flugbetrieb am Airport Köln/Bonn legte der Warnstreik des Sicherheitspersonals weitgehend lahm. Von den für Donnerstag geplanten 69 Abflügen fanden nur acht statt. Von den Ankünften fiel knapp die Hälfte aus (31 von 67). Auch die Sicherheitskontrollen am Frachtbereich wurden bestreikt, diese Arbeitsniederlegung kam erst kurzfristig ohne Ankündigung hinzu.

An dem kleinen Regionalflughafen Weeze am Niederrhein wurde noch nie gestreikt, die Gewerkschaft Verdi setzte bei Arbeitskämpfen bisher auf größere Airports. Das ändert sich nun. In Weeze fallen an diesem Freitag alle Abflüge aus. Die Sicherheitskontrollen werden an dem Tag geschlossen, teilte der Niederrhein-Airport am Donnerstag mit. Eigentlich sollte es 15 Starts geben, diese werden nun annulliert oder auf einen anderen Airport verlegt. Mehr als 2.500 Menschen sollten in diesen Fliegern sitzen. Die Passagiere wurden gebeten, nicht anzureisen und sich für weitere Infos an die Airlines oder Reiseveranstalter zu wenden.

Worum es bei den Tarifverhandlungen geht

Bei den Tarifverhandlungen der Luftsicherheit geht es um die Arbeitsbedingungen von etwa 25.000 Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren im Auftrag der Bundespolizei Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich. Bei dem Konflikt sind bislang fünf Verhandlungsrunden ohne Ergebnis geblieben. Verdi fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine Stundenlohnerhöhung um 2,80 Euro mit schneller einsetzenden Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde.

Die Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben 2,70 Euro mehr pro Stunde in drei Stufen angeboten, wodurch die Monatslöhne um 432 Euro bis 470 Euro steigen würden. Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 24 Monaten haben. Eine sechste Verhandlungsrunde mit Verdi ist für den 20. März verabredet.

In einen der anderen aktuellen Tarifkonflikts im Luftverkehr kam am Donnerstagabend noch Bewegung: Verdi und die Lufthansa kündigten an, in den Tarifverhandlungen für das Bodenpersonal eine Schlichtung anzupeilen. Parallel will Verdi eine Urabstimmung vorbereiten, um den Boden für „Erzwingungsstreiks“ vorzubereiten.

Verdi verlangt für die 25.000 Lufthansa-Beschäftigten am Boden bei einer Laufzeit von zwölf Monaten 12,5 Prozent mehr Geld, während das Unternehmen bei einer Laufzeit von 28 Monaten bislang 10 Prozent angeboten hat. Vergleichsweise unstrittig ist nach vier Verhandlungsrunden eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro.

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Die Kabinengewerkschaft Ufo hatte die rund 19.000 Flugbegleiter der Lufthansa und der Lufthansa Cityline am Dienstag und Mittwoch zum Streik aufgerufen. Das hatte auch Folgen für OWL: Am Mittwoch fielen am Paderborner Flughafen alle Verbindungen nach und aus München aus.

Der Bahnverkehr rollt wieder

Nach dem bundesweiten Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat die Bahn in Nordrhein-Westfalen am Mittwoch ihren regulären Betrieb wieder aufgenommen. Die GDL hatte zum sechsten Arbeitskampf im laufenden Tarifkonflikt aufgerufen. Für 24 Stunden hatte die Gewerkschaft die Bahn am Dienstag bestreikt. Die DB hatte versucht, den Streik gerichtlich stoppen lassen – jedoch vergeblich.

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GDL-Chef Claus Weselsky hatte in der vergangenen Woche sogenannte Wellenstreiks angekündigt, wenn die DB nicht ein „neues und verbessertes“ Tarifangebot fristgerecht einreiche. Die Bahn erneuerte daraufhin lediglich ihr Angebot an die Lokführergewerkschaft GDL zur Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen. Angebote und Lösungen könnten direkt am Verhandlungstisch unterbreitet und erörtert werden, teilte der Konzern am Sonntag mit. Die GDL reagierte daraufhin erneut mit einer Streikankündigung. Derweil folgten auch bei der Lufthansa weitere Streiks.

Diese Folgen hatte der Lokführer-Streik für OWL

Der Streik bei der Bahn wirkte sich vor allem auf den Fernverkehr aus. Rund 80 Prozent der Züge wurden gestrichen. Die Regionalzüge in Ostwestfalen-Lippe fuhren fast alle nach Plan. Die Züge der DB, die bestreikt wurden, bedienen in Ostwestfalen-Lippe nur noch zwei Linien. Dies sind die Regionalbahn-Linie Löhne – Hameln und die Strecke zwischen Rheine und Löhne. Bei der Letzteren fiel laut Pro Bahn jedoch nur jeder vierte Zug aus.

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Was fordert die Lokführergewerkschaft GDL?

Die GDL will in dem Tarifstreit mit der Deutschen Bahn unter anderem eine Senkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich durchsetzen - also eine Reduzierung von drei Stunden anstatt der von in den Verhandlungen eingesetzten Moderatoren vorgeschlagenen zwei Stunden.

Mit 28 anderen Eisenbahnunternehmen erzielte die GDL bereits eine Einigung, auch für die 35-Stunden-Woche. Allerdings stehen diese Tarifverträge unter dem Vorbehalt des Abschlusses bei der Deutschen Bahn. Sollte die GDL die dreistündige Arbeitszeitabsenkung dort nicht durchsetzen, werden die bereits geschlossenen Verträge bei den Wettbewerbern noch einmal angepasst.

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