Tamaris-Schuhe aus Detmold kommen in Paris groß raus

Detmold. &bdquo;Sehr anspruchsvoll, aber erfolgreich“ – so umschreibt Jens Beining, CEO und geschäftsführender Gesellschafter der Wortmann Schuh-Holding KG, das vergangene Jahr. Die Umsatzmilliarde, 2013 erstmalig überschritten, wurde auch zehn Jahre später geknackt. Ein Coup, der die Branche zum Jahresende aufhorchen ließ, war die Übernahme der Traditionsmarke &bdquo;Peter Kaiser“ aus Pirmasens durch die Detmolder. Wortmann hat sich seit der Firmengründung 1967 zu einem Global Player in der Schuhbranche entwickelt. Gerade wurde der erste &bdquo;Flagship-Store“ eröffnet – in 1A-Lage von Paris, wie CEO Beining im Gespräch verrät. Und auch Künstliche Intelligenz spielt beim Schuh-Design mittlerweile eine Rolle. Stores in den Innenstädten &bdquo;Tamaris“ ist die bekannteste und erfolgreichste Schuhmarke der Wortmann-Gruppe. Vor knapp einem Jahr ist ein Tamaris-Store mit neuem Konzept in der Dortmunder Innenstadt eröffnet worden, während sich immer mehr Geschäfte aus den Fußgängerzonen verabschieden. &bdquo;Die Entwicklung der Innenstädte ist bedenklich für die gesamte Wirtschaft“, sagt Beining. Wenn Vollsortimenter wie Karstadt schlössen, seien nicht nur große Flächen in der City tot, es fehle auch ein großer Frequenzbringer, ein Grund, in die Stadt zu gehen. Auch für Wortmann ist die Karstadt-Pleite ein Problem, denn benachbarte Wettbewerber übernehmen nicht automatisch den Umsatz des Warenhauses. Mit den Stores, die von Franchise-Partnern geführt werden, will das Unternehmen den stationären Einzelhandel stärken: &bdquo;Tamaris-Stores sind mancherorts die erste Destination zum Schuhkauf, weil es rechts und links keine Händler mehr gibt“, sagt Beining. Die Marke in Erinnerung bringen, Begehrlichkeiten wecken, das alles funktioniere, wenn es Geschäfte vor Ort gebe – deutlicher Beweis: &bdquo;Wir machen im E-Commerce dort besonders gute Umsätze, wo Tamaris mit einem Store in der Stadt auch präsent ist.“ Insofern seien die Stores Marketinginstrument und Vertriebskanal, um Schwund im stationären Einzelhandel wettzumachen. Wanderschuhe von Tamaris Vor knapp zwei Jahren, pünktlich zum ersten Mega-Marsch (Warrior Hike) über 50 und knapp 100 Kilometer durch Lippe, wurden die Wanderschuhe aus dem Hause Wortmann präsentiert. Konnten sie sich gegen große Outdoormarken durchsetzen? &bdquo;Sie spielen in unserem Portfolio noch eine Rolle, aber nicht ganz so groß, wie ich es mir vorgestellt habe“, gesteht Beining. Der CEO glaubt, dass die Schuhe zu spät an den Markt gegangen seien – Corona und damit der große Run auf Outdoorschuhe sei bereits vorbei gewesen. Wanderschuhe bleiben aber im Tamaris-Sortiment – &bdquo;weniger high tech, dafür konsumiger, schicker umgesetzt“. Kleidung und Unterwäsche Beliebte Markenkleidung im mittleren Preissegment gibt es en masse, doch vor gut einem Jahr wollte Tamaris mit seiner Textilkollektion voll durchstarten und vergab die Textil-Lizenz neu an die medico sports fashion GmbH. Obwohl die Marktforschung laut Beining ergeben hatte, dass sich Kundinnen auch Oberbekleidung bis hin zu Unterwäsche und Bademode von Tamaris wünschten, blieb der erhoffte Erfolg aus. Der Geschäftsführer glaubt, dass es weniger an den Endverbraucherinnen als an den Händlern gelegen habe, die aufgrund der wirtschaftlichen Lage nicht experimentierfreudig gewesen seien und nicht orderten. Denn wo es die Kleidung gegeben habe, sei sie gut abverkauft worden. Das Unternehmen zieht seine Konsequenzen: Die Herbst-Winterkollektion 2024/25 wird nur noch über die eigene Internetplattform verkauft. Wachstum in Frankreich Vor knapp 30 Jahren stieg Jens Beining, Neffe des Firmengründers Horst Wortmann, in das Detmolder Familienunternehmen ein. Damals, erinnert er sich, habe der Markt in Frankreich für Schuhe aus dem Hause Wortmann auf der Kippe gestanden: &bdquo;Wir haben aber gesagt, dass wir einen so großen Markt wie Frankreich bedienen können müssen, wenn wir weiter expandieren wollen.“ Das sei inzwischen gelungen, Frankreich sei der wichtigste Exportmarkt. Gerade wurde in Top-Lage in Paris an der Oper ein Flagship-Store eröffnet. Das neue Geschäft soll international für Aufmerksamkeit sorgen. Insgesamt gebe es rund 80 Tamaris-Stores in ganz Frankreich, allein zehn in Paris. Angepeilt sei die Eröffnung des 100. Stores. Engagement in Russland Vor dem Krieg gegen die Ukraine sei Russland der größte Exportmarkt gewesen. Doch inzwischen sei der Markt fast weggebrochen: &bdquo;Das hat uns schwer zu schaffen gemacht.“ Man sei nach wie vor aktiv, aber &bdquo;auf reduzierter Flamme“. Die Sanktionen und Entwicklungen hätten nicht nur Umsatz, sondern in Moskau auch Arbeitsplätze gekostet. Die Entscheidung, sich nicht komplett aus Russland zu verabschieden, sei umstritten gewesen, aber wirtschaftlich wichtig. 100 Mitarbeiter seien in Moskau noch tätig – Russen und Ukraine arbeiteten dort Tür an Tür. Kauf von Peter Kaiser Die Übernahme von Peter Kaiser durch die Wortmann-Tochter Caprice (beide Pirmasens) im Dezember bewertet Beining positiv – die Premiummarke passe bestens ins Portfolio der Wortmann-Gruppe, die mit den fünf angestammten Marken Marco Tozzi, Caprice, Jana und s.Oliver shoes und Tamaris den Markt im mittleren Preissegment bereits sehr gut abdecke. Die Peter Kaiser Schuhe würden auch künftig mit hochwertigen Materialien, allerdings nicht ausschließlich in Europa, sondern in Fabriken weltweit produziert. Dadurch würden die Schuhe für den Endverbraucher bis zu 30 Prozent günstiger. Künstliche Intelligenz Ob Softwareentwicklung oder Marketing – die Wortmann-Gruppe setzt auf Künstliche Intelligenz: &bdquo;Diesem Thema kann man sich nicht verschließen“, ist Beining überzeugt. Die ersten Schuhe wurden bereits von einer KI designt. &bdquo;Das ist ein spannendes Feld. Je besser ich die KI briefe, desto besser wird auch das Ergebnis.“ Zum Teil seien dabei ganz andere Produkte herausgekommen als erwartet: &bdquo;Die Frage ist: Ist man mutig genug, das dann auf den Markt zu bringen?“ Ausblick auf 2024 2024 erwartet die Geschäftsführung ein möglicherweise &bdquo;noch anspruchsvolleres Jahr“. Auch wenn für den Endverbraucher noch nicht einmal der Frühling begonnen hat, so verkauft das Unternehmen derzeit die Herbst-Winterkollektion 2024/25 an den Handel. Die Geschäfte liefen nicht wie erhofft, denn die Läger aus der aktuellen Kollektion seien noch voll. Aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage und der Stimmung im Land sei der deutsche Markt derzeit der schwierigste.Da kann Wortmann von Glück sagen, dass mehr als 50 Prozent der Schuhproduktion – rund 4.000 Modelle werden in der Gruppe pro Jahr kreiert – in den Export gehen. Übersee spielt beim Auslandsgeschäft übrigens kaum eine Rolle: &bdquo;Wir konzentrieren uns auf die Kernmärkte in Europa und Nahost, hier ist noch genügend Wachstum möglich“, ist Beining überzeugt.

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