Immobilienrente: Wohneigentum kann sich auszahlen

Vor 45 Jahren hat Helmut Langfeld, der in Wahrheit einen anderen Namen trägt, für seine Frau und sich ein Haus gebaut. Die beiden leben in ihrem Eigenheim in einer gemütlichen Stadt im Rheinland mit viel Grün drumherum und wollen auch nicht wieder weg. Kinder hat das Paar keine, die anderen Erben sind aus ihrer Sicht ausreichend versorgt. Darum kam irgendwann die Frage auf, was mit dem Haus geschehen soll, wenn sie mal nicht mehr darin leben können. &bdquo;Man muss sich rechtzeitig entscheiden“, so der 81-Jährige. Hausverkauf mit lebenslangem Wohnrecht Wichtig ist den beiden, in ihren eigenen vier Wänden alt werden zu dürfen. Interessant ist daher für sie das Konzept der Immobilienrente: Mit dem Verkauf des Hauses verknüpfen sie ein lebenslanges Wohnrecht. Den Kaufpreis lassen sie sich zehn Jahre lang in monatlichen Raten von 1.500 Euro auszahlen. &bdquo;Wir kriegen nicht das Geld raus, das wir bei einem Verkauf bekommen hätten“, so Langfeld. Doch dafür dürfen er und seine Frau das Haus so lange weiter bewohnen, wie sie können. Für Hermann-Josef Tenhagen vom Geldratgeber Finanztip ist diese Form der Immobilienrente ein gutes Modell: &bdquo;Man muss nur den Käufer oder die Käuferin haben, die das auch machen und man muss sich darauf verlassen können, dass der oder die das auch zahlt. Und natürlich muss man das notariell regeln, denn ich bin ja dann drauf angewiesen.“ Das heißt, ein lebenslanges Wohnrecht muss immer im Grundbuch eingetragen werden, egal ob beim Verkauf an Privatpersonen oder an gewerbliche Unternehmen. Nießbrauch oder Wohnrecht? Alternativ zum lebenslangen Wohnrecht lässt sich auch ein Nießbrauchrecht im Grundbuch eintragen. Das gibt den ehemaligen Eigentümer zusätzlich zum Wohnrecht die Möglichkeit, ihre Immobilie weiterzuvermieten, wenn sie zum Beispiel in eine Seniorenresidenz umziehen. &bdquo;Dann habe ich das Recht, das Haus zu vermieten und ich bekomme weiterhin Geld für die Vermietung dieser Immobilie“, so Tenhagen. Zugleich knüpfen sich an die Aufgabe des Vermieters auch wirtschaftliche Verpflichtungen, man muss für Investitionen aufkommen und sich um die Belange der Mieter kümmern. &bdquo;Grundsteuer und kleinere Reparaturen muss ich bezahlen“, so Tenhagen. &bdquo;Das sollte ich vertraglich regeln, damit es hinterher keinen Streit gibt.“ Wachsende Nachfrage für Immobilienrente Das Ehepaar Langfeld entscheidet sich für den Verkauf an die Stiftung Liebenau, eine von verschiedenen Anbietern für Immobilienrenten am Markt. Helmut Langfeld gefällt der Gedanke, dass das Geld aus dem Hausverkauf sozialen Projekte zugutekommt. &bdquo;Das ist etwas, das mir am Herzen lag, das soziale Engagement hat uns gereizt.“ &bdquo;Wir erleben eine wachsende Nachfrage“, so Christoph Sedlmeier, Vorstand des Bundesverbands Immobilienverrentung. Die Entscheidung zur Immobilienrente habe unterschiedliche Gründe. &bdquo;Manche Menschen wollen im Alter auf keinen Fall ein weiteres Darlehen aufnehmen, andere auf keinen Fall ihr Eigentum am Eigenheim abgeben.“ Viele Senioren bräuchten eine kurzfristige finanzielle Lösung. &bdquo;Ich bin froh, dass wir mittlerweile mehr Anbieter auf dem Markt sind, unter anderem mit der neuen Produktform des Teilverkaufs.“ Was man beim Teilverkauf beachten sollte Bei einem Teilverkauf kauft ein Unternehmen maximal die Hälfte einer Immobilie und zahlt dafür den anteiligen Preis an den bisherigen Hauseigentümer. Der muss nach dem Teilverkauf für die Nutzung des Hauses eine Art Miete zahlen. Je größer der verkaufte Anteil und je wertvoller die Immobilie, desto höher auch das Nutzungsentgelt, also die Miete. Das Modell des Teilverkaufs ist noch recht neu in Deutschland, es gibt noch keine langfristigen Erfahrungswerte, ob es während der Vertragslaufzeit und bei der Verwertung zu Ärger kommt. Was man beachten sollte: Wer die Zahlungen nicht mehr aufbringen kann, muss im Zweifel aus dem Eigenheim ausziehen. &bdquo;Ich bin kein großer Anhänger des Modells“ &bdquo;Ich bin kein großer Anhänger des Modells“, so Tenhagen. &bdquo;Es gibt Einzelfälle, in denen das gut funktioniert. Aber tatsächlich haben viele dieses Zurückmieten nicht auf dem Schirm. Das ist eine Menge Geld, die man da ausgeben muss und das ist auch mehr als vor einigen Jahren. Denn auch da ist der Preis, den man zahlen muss für das Zurückmieten, mit der Inflation gestiegen.“ Hinzu kommt: Nach dem Teilverkauf bleibt man auch zum Teil Eigentümer und muss sich dementsprechend um die Immobilie kümmern. &bdquo;Wenn was kaputt ist, bin ich derjenige, der das bezahlen muss.“ Umkehrhypothek: Angebote miteinander vergleichen Der Finanztip-Chefredakteur rät stattdessen dazu, für die Immobilie eine Hypothek von der Bank zu beziehen. Dabei nimmt man bei der Bank einen Kredit auf das schon abbezahlte Eigenheim auf. Die Immobilie gilt als Kreditsicherheit. Ausgezahlt werden kann die Hypothek als gesamte Summe oder in Monatsraten. Nach dem Tod des Kunden kann die Bank die Immobilie entweder verkaufen oder die Erben zahlen das Darlehen samt Zinsen auf einen Schlag zurück. Laut Finanztip lohnt es sich, zuerst bei der Hausbank nachzufragen und dann die einzelnen Angebote miteinander zu vergleichen.

Meistgelesen