Firmenfeier mit Helene Fischer & Co.: Was das bringt – und wann es schadet

Bielefeld. Zur Feier des 125-jährigen Bestehens hat sich die Geschäftsführung des RWE-Konzerns etwas ganz Besonderes ausgedacht. Niemand geringeres als Weltstar Robbie Williams gab für die etwa 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Energiekonzerns im Oktober in Essen ein Privatkonzert. Kostenpunkt: rund eine Million Euro Gage. Für ähnlich viel Aufsehen sorgte der Auftritt der Sängerin Helene Fischer beim Küchenhersteller Nobilia im Kreis Gütersloh. Mit den Feiertagen vor der Tür beginnt in den meisten Unternehmen der Countdown für die betriebliche Weihnachtsfeier. Während eine Firmenfeier für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine nette Gelegenheit ist, mit Kolleginnen und Kollegen zusammenzukommen, hat die Veranstaltung für den Arbeitgeber meist eine deutlich größere Bedeutung. &bdquo;Bei allen Anlässen und Feierlichkeiten der Firma Phoenix Contact steht das Danke sagen im Vordergrund. Es ist eine Wertschätzung der Mitarbeitenden für ihren besonderen Einsatz und ihr Engagement, mit dem sich das Unternehmen zu dem entwickeln konnte, was es heute ist“, sagt Sprecherin Eva von der Weppen. Auf den verschiedenen Feiern und Events des Blomberger Elektrotechnikunternehmens, die in verschiedenen Zeitabständen stattfinden, gab es in der Vergangenheit ebenfalls Auftritte namhafter Personen, in diesem sommer traten die Fantastischen Vier auf. Feiern erzeugen Wir-Gefühl Ein &bdquo;Wir-Gefühl“ möchte auch die Dr.-Wolff-Gruppe nach eigenen Angaben bei entsprechenden Anlässen unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erzeugen. Dabei schaue man allerdings nicht auf die Firmenfeiern anderer Unternehmen. Berühmte Gäste in Form von Schauspieler Jan-Josef Liefers oder Leonie, einer der erfolgreichsten deutschen Sängerinnen des Jahres, gab es auch beim Summerfestival rund um das 25-jährige Jubiläum des Geschäftsführers Eduard Dörrenberg. Von den Beschäftigten habe es ein positives Feedback zur Feier gegeben. Vor Weihnachten veranstaltet das Unternehmen einen Weihnachtsmarkt auf dem Firmengelände. &bdquo;Die Firmenfeiern der Dr. Wolff-Gruppe haben immer einen familiären Charakter und sollen gleichzeitig die Möglichkeit zum Netzwerken bieten, weil auch internationale Kolleginnen und Kollegen eingebunden sind“, erklärt Marcel Klöpping, Sprecher der Dr. Wolff-Gruppe. &bdquo;Unter dem Motto: Erfolge dürfen und sollen auch gefeiert werden, wollen wir die Menschen zusammenbringen.“ Besonderes Erlebnis oder kitschige Manipulation Laut Stefan Diestel, der an der Universität Wuppertal zu den Themen Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie lehrt, ist das nicht alles, was ein Arbeitgeber mit einer Firmenfeier bezweckt. &bdquo;Neben Anerkennung und Wertschätzung, die der Arbeitgeber seinen Beschäftigten mit einem Sommerfest oder einer Weihnachtsfeier gegenüber zum Ausdruck bringt, erfüllt eine Betriebsfeier auch das natürliche Bedürfnis nach sozialen Beziehungen und fördert die affektive und emotionale Bindung zwischen den Menschen und einer Organisation“, erklärt der Experte. Besonders gut funktioniere das, wenn die Betriebsfeier mit einem außerordentlichen Erlebnis in Verbindung steht – entweder mit einer spannenden Unternehmung, die das Teamgefühl stärkt, oder eben mit einer Begegnung mit einer berühmten Persönlichkeit, sagt Diestel. Wichtig sei jedoch, dass der Rahmen der Feier zum Betriebsklima des Unternehmens passe. Sonst wirke eine extravagante Weihnachtsfeier schnell wie ein &bdquo;billiger und kitschiger Manipulationsversuch“, mahnt der Arbeitspsychologe. Strahlkraft von Betriebsfeiern &bdquo;Wenn das Betriebsklima schlecht ist oder die wirtschaftliche Lage des Unternehmens nicht gut und möglicherweise sogar Kurzarbeit gefahren wird und es dann eine finanziell ambitionierte Betriebsfeier gibt, dann kann das dazu beitragen, dass die Stimmung kippt“, sagt Diestel. Ähnlich war es bei den Auftritten von Robbie Williams bei RWE und Helene Fischer bei Nobilia, wofür es neben positiven Stimmen auch reichlich Kritik gab. Dass eine gelungene Betriebsfeier aber auch eine gewisse Strahlkraft ausüben kann, darüber ist sich beispielsweise auch die Dr. Wolff-Gruppe bewusst. Durchaus nutze das Unternehmen verschiedene Anlässe, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, sagt Klöpping. Dieser Effekt ist laut Diestel aber nur bei jenen Arbeitnehmern zu erzielen, die in ihrer aktuellen Arbeitssituation bereits unzufrieden sind. Ansonsten habe eine große Veranstaltung, zu der rund 1.000 Beschäftigte kommen, nur einen kurzfristigen Effekt. &bdquo;Wenn die eigene Arbeitssituation im Unternehmen aber problematisch ist und Bedürfnisse des Arbeitnehmers nicht erfüllt werden, dann kann eine extravagante Betriebsfeier durchaus einen Effekt erzielen“, sagt Diestel.

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