Mangel im MINT-Bereich

OWL-Bündnis will Kinder und Jugendliche für zukunftsfähige Jobs begeistern

Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern verschärft sich und der Nachwuchs fehlt. Workshops sollen das ändern und richten sich an junge Altersgruppen.

Einblick in ein Ferien-Tech-Camp in einem Unternehmen in OWL. | © BOW Bildungswerk der ostwestfälisch-lippischen Wirtschaft e.V.

Janina Pietruschka
14.12.2023 | 14.12.2023, 08:00

Bielefeld. Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – viele junge Menschen schrecken vor einer Tätigkeit in entsprechenden Berufsfeldern zurück. Das hat starke Auswirkungen auf die Wirtschaft in Ostwestfalen-Lippe. Hiesige Unternehmen leiden unter fehlendem Nachwuchs und Fachkräftemangel. Das Projekt „MINT Community 4.OWL“ will dem Trend gegensteuern. Dafür haben sich die Regionalentwicklungsgesellschaft OstWestfalenLippe GmbH, die Universität Paderborn, das Bildungswerk der ostwestfälisch-lippischen Wirtschaft sowie die regionalen fünf zdi-Zentren zusammengeschlossen.

Wie funktioniert MINT-Förderung in der Praxis?

Um Kinder und Jugendliche schon früh für MINT-Themen zu begeistern, bieten die Projektpartner regelmäßige Workshops an, die von der Universität Paderborn entwickelt wurden und sich rund um Technik und Künstliche Intelligenz drehen. Interessierte zwischen 10 und 16 Jahren können an mittlerweile 70 außerschulischen Standorten Roboter programmieren oder lernen, wie 3-D-Drucker funktionieren. Betreut werden sie unter anderem von Eduard Schmidt. Er studiert Mathe und Physik an der Universität Paderborn und ist einer von zehn MINT-Moderatoren. „Es macht unglaublich Spaß, mit den Kindern zu arbeiten. Sie bringen immer wieder neue Ideen in die Projekte mit ein“, sagt er.

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Welche Unternehmen aus OWL sind an dem Projekt beteiligt?

Ostwestfalen-Lippe ist mit großen Unternehmen ein attraktiver Arbeitgeber für MINT-Absolventen. Kinder dürfen bereits in Ferien-Tech-Camps mit Mitarbeitern von WAGO zusammenarbeiten, die in Minden fertige Komponenten für die elektrische Verbindungstechnik anfertigen. Ein weiterer Kooperationspartner ist der Landmaschinenhersteller Claas im Kreis Gütersloh. Bei der Bulli-Challenge bauen Teilnehmer einen VW Bulli um, sodass er autonom durch einen Parcours fahren kann.

Welche Herausforderungen gibt es?

Selbst wenn Kinder und Jugendliche sich für die Themen im Workshop begeistern, heißt das nicht, dass sie sich auch später für ein technisches oder naturwissenschaftliches Berufsfeld entscheiden, so Katrin Temmen, Fachgruppenleiterin Technikdidaktik in Paderborn. „Die Zukunft der MINT-Förderung muss die Überschrift Nachhaltigkeit tragen. Wir müssen jungen Menschen transparent machen, dass die drängenden Zukunftsthemen wie Energiewende und Klimawandel nur auf Basis der MINT-Fächer bearbeitet werden können – dass Mathematik, so abstrakt sie wirken mag, Lösungen bietet für reale Probleme.“

Erstellung von Schulungskonzepten oder die Verknüpfung von MINT-Workshops mit dem Schulunterricht könnten eine Lösung sein. Außerdem sei es sinnvoll, ganze Workshop-Reihen anzubieten, deren Themen und Lerninhalte aufeinander aufbauen. „Das Interesse, das bei Jugendlichen entfacht wird, muss kontinuierlich erhalten bleiben“, so Temmen.

Wie können besonders Mädchen für MINT-Fächer begeistert werden?

Besonders technische Berufe werden von Männern dominiert. Bei dem Projekt sollen aber auch Mädchen für MINT-Berufe begeistert werden. „Ich habe damals Elektrotechnik studiert. Der weibliche Anteil betrug drei Prozent. Heute sind es immerhin zehn Prozent“, sagt Temmen. Mädchen bräuchten Vorbilder, denen sie nacheifern könnten und die ihnen die abschreckende Wirkung von MINT-Berufen nehmen.

Welche Erfolge kann das Projekt vorweisen?

Seit dem Start des Projekts 2021 konnten bisher 10.000 Jugendliche für rund 600 MINT-Workshops begeistert werden – für das Bündnis ein großer Erfolg. Nach eigenen Umfragewerten geben sogar 30 Prozent der jetzt eingeschriebenen MINT-Studenten an, zuvor an solch einem Workshop teilgenommen zu haben, sagt Temmen. Das seien allerdings nur Stichproben. Genaue Zahlen seien wegen des Datenschutzes nicht möglich.

Mit welcher Summe wird das Projekt gefördert?

Das Projekt wird seit 2021 vom Bundesministerium für Forschung und Bildung gefördert. Bis Ende 2023 kamen Fördersummen von 750.000 Euro zusammen. Für die nächsten zwei Jahre sind weitere 250.000 Euro geplant. Über einen Projektzeitraum von fünf Jahren macht das eine Summe von einer Million Euro.

Wie können sich Interessierte für Workshops anmelden?

Auf der Website www.mint4owl.de erhalten Kinder und Jugendliche aktuelle Angebote für MINT-Workshops und können sich für einen festen Termin direkt anmelden. Der Kalender wird durchgehend aktualisiert.