Welche Wärmepumpe sich für welche Situation eignet

Bielefeld. Die Vorbehalte gegen die Wärmepumpe sind riesig. Erst recht, seitdem die Bundesregierung den Eindruck erweckte, die Technik sei die Lösung für alle deutschen Heizungsprobleme. Es gibt zahlreiche oft gehörte Einwände gegen ihren Einsatz: Die Bebauung in der Nachbarschaft zu dicht, um eine Luftwärmepumpe mit ihren Geräuschen und Vibrationen aufzustellen? Der Garten zu klein für eine Erdwärmepumpe mit Flächenkollektor? Die Lage ungünstig für eine Erdwärmepumpe mit Tiefensonde – etwa im Wasserschutzgebiet oder mitten in der City? Das Wohnhaus zu alt und ungedämmt für einen effizienten Einsatz? Praktiker, die einige Erfahrung gesammelt haben, sind entspannt: Ja, nicht jede Art von Wärmepumpe eignet sich für jeden Standort und jedes Gebäude. Aber ganz so heikel ist der Einsatz dieser längst erprobten Technik nicht, die im Prinzip einer umgekehrten Klimaanlage entspricht und mit der die vorhandene Wärme aus Luft, Boden oder Wasser genutzt wird. Wasserwärmepumpe Den höchsten Wirkungsgrad von 5:1 erzielen Wasserwärmepumpen, die die Wärme des Grundwassers anzapfen: Mit dem Einsatz von 1,0 Kilowatt Strom können damit im Durchschnitt etwa 5,0 Kilowatt Heizwärme gewonnen werden, sagt der Experte Niklas Ferch von den Stadtwerken Bielefeld. Doch solche Wasserwärmepumpen seien &bdquo;nicht überall erlaubt“, gibt Ferch zu bedenken, und sie seien kostspielig, unter anderem, weil zwei Brunnen angelegt werden müssen. Erdwärmepumpe mit Sonde Einen relativ hohen Wirkungsgrad von 4:1 haben demnach auch die verschiedenen Varianten der Erdwärmepumpe. Die bis zu hundert Meter tiefen Bohrungen für eine Wärmepumpe mit Erdsonde sind allerdings genehmigungspflichtig. Und die Kommunen gehen restriktiv mit den Genehmigungen um, weil sonst eine Auskühlung des Bodens befürchtet werden müsste. Reicht eine Tiefe von 100 Metern nicht aus, werde unter Umständen eine zweite Bohrung nötig, und jede Bohrung könne leicht mehrere Tausend Euro kosten, weiß Ferch. Bei den genannten Wirkungsgraden handele es sich um Durchschnittswerte beim aktuellen Stand der Technik. Die tatsächliche Effizienz der Wärmepumpen hänge aber stets vom gesamten zu beheizenden System ab und sei nicht pauschal bezifferbar, so Ferch. Erdwärmepumpe mit Kollektor Für Erdwärmepumpen mit Flächenkollektoren sei keine behördliche Genehmigung nötig, aber die Anlage der Kollektoren sei aufwendig, &bdquo;die Kosten sind nicht viel geringer als bei einer Bohrung“. Denn die Rohre müssten in etwa 1,5 Meter Tiefe angelegt werden, und wegen des relativ großen Flächenbedarfs (nur auf unversiegelten Flächen) sei die Technik &bdquo;keine Lösung für ein Reihenmittelhaus in der Innenstadt“. Der freie Platz für die Kollektoren im Garten sollte mindestens 50 Prozent größer sein als die Wohnfläche. Luftwärmepumpe Zur &bdquo;Volkswärmepumpe“ könnte sich irgendwann die Luftwärmepumpe entwickeln, die verhältnismäßig günstig zu haben ist – kleinere Geräte werden für weniger als 10.000 Euro angeboten. Allerdings ist der Wirkungsgrad mit 3:1 hier am geringsten, und zugleich kann sich der Investitionsbedarf auch hier beträchtlich summieren. Vor allem, wenn bestehende Gebäude umgebaut werden sollen. Rechenexempel Generell ist der Einbau von Wärmepumpen in Neubauten verhältnismäßig einfach und prinzipiell empfehlenswert, weil Dämmung, Stromversorgung und die Ausstattung mit Heizungszuleitungen und Heizkörpern von vornherein passend ausgelegt werden können. Für Häuser mit ausreichend Platz im Außenbereich fällt die Entscheidung ebenfalls nicht so schwer, auch wenn Kosten und Nutzen natürlich grundsätzlich unter Berücksichtigung der vorhandenen Finanzmittel und des energetischen Gebäude-Zustands abgewogen werden müssen. In Bestandsgebäuden hingegen, und hier vor allem in Mehrfamilienhäusern, kann der Einsatz von Wärmepumpen leicht an den hohen Kosten für den fälligen Umbau und die nötige Dämmung scheitern. Unter dem Strich wird für die Modernisierung einer Wohnung ein Mehrfaches der Kosten für die Wärmepumpe fällig, je nach den Wünschen des Bauherrn. Aus 10.000 Euro für eine kleine Wärmepumpe können schnell 50.000 Euro für die Gesamtanlage inklusive eines neuen, gedämmten Bodens mit einem neuen Bodenbelag werden. Eigentümer müssen zudem mit einem mehrmonatigen Leerstand der Wohnung rechnen und Mietern gegebenenfalls Ersatzwohnraum anbieten. Für die Fragen, wie hoch die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpe tatsächlich sind und ob die Sache am Ende auch rentabel ist, sind Gleichungen mit vielen Unbekannten zu lösen. Wie gut ist das Haus gedämmt? Mit wieviel Strom kommt die Wärmepumpe aus? Wie entwickelt sich der Strompreis - und wie entwickeln sich die Kosten für alternative Heizungen? Vor allem aber: Wie lange hält die Wärmepumpe? Garantierte Antworten gibt es hierfür nicht. Eine Beratung beim Fachmann ist daher umso wichtiger.

Meistgelesen