Wie Eduard Dörrenberg das Bielefelder Unternehmen Dr. Wolff verändert hat

Bielefeld. An seinen ersten Arbeitstag im Familienunternehmen Dr. Wolff am 1. April 1998 kann sich Eduard Dörrenberg noch genau erinnern. Viele Gedanken hat er sich vorher gemacht, Aufregung war auch dabei. "Auf einmal war ich mit 29 Jahren Geschäftsführer", erinnert er sich. An diesem Samstag feiert Dörrenberg sein 25-jähriges Jubiläum in dieser Position. 25 Jahre, die Dörrenberg geprägt haben und in denen Dörrenberg das Bielefelder Familienunternehmen geprägt hat.Dabei gibt Dörrenberg offen zu, dass Bielefeld zunächst nicht sein Ziel war. Das erste Mal tätig für Dr. Wolff ist der Urenkel des Unternehmensgründers schon zwischen 1990 und 1991. Damals unterbricht er sein Maschinenbau-Studium, um als Praktikant auf den Märkten in Thüringen Kosmetikprodukte zu verkaufen, sie in Friseursalons in Sachsen vorzustellen und ein Vertriebsnetz aufzubauen. "Das war für mich als Ingenieur die Chance, die Wiedervereinigung mitzuerleben", erinnert sich Dörrenberg.Doch nach einem Jahr soll Schluss sein. "Ich wollte nicht nach Bielefeld, sondern lieber nach London oder so", sagt der Unternehmer und lehnt im Spätsommer 1997 die erste Anfrage, den Vertrieb und das Marketing im Bereich Kosmetik zu übernehmen, entschieden ab. Als er ein zweites Mal gefragt wird, sagt er nur unter der Bedingung zu, erst nach einer geplanten Weltreise anzufangen. "Auch wenn meine Oma sich gewünscht hat, dass ich eher anfange." Keine Vorbehalte aufkommen lassen Von Anfang an ist es dem gebürtigen Düsseldorfer wichtig, keine Vorbehalte aufkommen zu lassen. Das Büro seines Vorgängers habe er so übernommen, wie es war. Er habe das Gespräch zu den Mitarbeitern gesucht und dafür geworben, das Kosmetik-Unternehmen, das zu der Zeit keine besonders herausragenden Zahlen vorzuweisen hatte, gemeinsam voranzubringen. "Die Marke Alpecin war bekannt, aber kaum jemand hat das Produkt benutzt", sagt Dörrenberg. "Der Anfang war schwieriger, als man erwarten konnte und die Nächte waren kurz." Vorbild für den jungen Unternehmer ist in der Zeit die Firma Porsche, die es auch zurück auf Erfolgskurs geschafft hat. "Ich habe mir gedacht, wenn die das schaffen, müssen wir das doch auch können."Zusammen mit dem Beirat stellt Dörrenberg einen Fünf-Jahres-Plan auf. Hilfe holt er sich bei Otto Pahnke, der schon den Süßigkeiten-Hersteller Storck unterstützte, später arbeitet er eng mit dem Marketing-Experten Klaus Brandmeyer zusammen. "Wir mussten massiv investieren, was auch mit einem hohen persönlichen Risiko einherging", sagt Dörrenberg. "Zum Glück gab es mit dem Pharmabereich noch ein zweites profitables Unternehmen in der Dr. Wolff Gruppe und so konnten wir die Stärke des Familienunternehmens nutzen." Auch familiäre Mittel seien investiert worden. Mit Hartnäckigkeit, neuen Problemlöser-Produkten und markanten Werbeslogans wie "Doping für die Haare" gelingt es, die Produkte auf dem Markt sichtbar zu machen. Kernkompetenz Haut, Haare und Zähne Im Oktober 2004 übernimmt Dörrenberg zusätzlich die Verantwortung für den Pharmabereich und langsam stellt sich auch in der Kosmetik-Sparte der Erfolg ein. Das spiegelt sich auch in den Geschäftszahlen wider. Von 1998 bis 2004 liegt der Unternehmensumsatz zwischen 100 und 110 Millionen Euro, 2005 erzielt Dr. Wolff einen Umsatz von über 130 Millionen Euro. "Ab da hat es auch angefangen, Spaß zu machen", sagt Dörrenberg, der die Konzentration des Unternehmens auf die Kernkompetenzen Haut, Haare und Zähne legt. Es folgen gute Jahre mit weiteren innovativen Produkten."Ich lege Wert auf nachhaltiges Wachstum und deswegen gibt es auch keine Scheininnovationen", sagt der Unternehmer. Innovationen treibt er lieber durch eigene Investitionen voran, um auch später die Entscheidungen selbst treffen zu können. Wandel gegenüber ist Dörrenberg immer offen, auch wenn er die größte Herausforderung darin sieht, immer wieder die Unternehmensstrukturen anzupassen. In seinen Augen ist es für den unternehmerischen Erfolg wichtig, Trends zu erkennen, aber Fakten nicht zu ignorieren, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Da komme der Ingenieur in ihm hervor. Chemiebranche bewegt sich aus Deutschland heraus Für die Zukunft hat Dörrenberg sich vorgenommen, das Exportgeschäft auszuweiten. Schon jetzt bespiele Dr. Wolff über 60 Länder weltweit aktiv, doch er ist sich sicher, dass zumindest die Marke Alpecin in jedem Land zu bekommen sei. "Außer in Nordkorea, da wissen wir es nicht genau", räumt er ein. Über Expansion in den USA und im asiatischen Raum denkt Dörrenberg laut nach, auch weil die Chemiebranche sich aus Deutschland herausbewege."Bielefeld ist und bleibt wichtigster Standort", betont der Unternehmer dennoch, auch wenn es schwierig sei, die Zukunft vorherzusehen. "Aber das ist der Reiz des Lebens." Bis heute, sagt Dörrenberg, sei er darum morgens gespannt, was der Tag bereithalte. Das habe sich seit dem ersten Tag als Geschäftsführer nicht geändert, auch wenn ihn nach 25 Jahren im Betrieb nur wenig überraschen könne.

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