Die perfekte Täuschung? Wie die OWL-Unis auf "ChatGPT" reagieren

Bielefeld. Die Möglichkeiten künstlicher Intelligenzen werden immer größer: Das Sprachmodell "ChatGPT" des amerikanischen Unternehmens Open AI kann nicht nur als Chatbot auf standardisierte Fragen antworten, sondern verfasst ganze Gedichte oder wissenschaftliche Arbeiten. Vor allem für Schüler und Studenten ist die künstliche Intelligenz (KI), die derzeit im Internet frei zugänglich ist, deshalb interessant. Hochschulen und Universitäten in OWL stellt sie hingegen vor neue Herausforderungen. Berichten zufolge ließen Schülerinnen und Schüler von der Software bereits ihre Hausaufgaben erledigen. Studentinnen und Studenten reichten mithilfe von "ChatGPT" verfasste wissenschaftliche Arbeiten ein. Die künstlich erzeugten Texte zu erkennen? Kaum möglich. "Die Möglichkeiten von 'ChatGPT' sind sehr vielfältig und haben auch Auswirkungen auf Studium und Lehre", sagt Julia Bömer, Sprecherin der Universität Bielefeld. Vor allem im Kontext von wissenschaftlichen Arbeiten und im Hinblick auf die Überprüfbarkeit der Urheberschaft konfrontiere die KI die Uni mit neuen Fragen. Das sei Anlass, bisherige Lehr- und Prüfungsformen zu überprüfen. "Diese Fragen werden aktuell in verschiedenen Gremien der Universität Bielefeld diskutiert", sagt Bömer. Experimente mit "ChatGPT" Auch an der Technischen Hochschule OWL (TH OWL) wird schon seit einiger Zeit über "ChatGPT" und das Thema KI beraten. "Wir wissen auch, dass ein Teil der Studierenden mit 'ChatGPT' experimentiert. Ob aber Recherche-KI oder sogar 'ChatGPT' bereits bei Hausarbeiten oder anderen wissenschaftlichen Arbeiten eingesetzt wird, ist aktuell nicht bekannt", sagt Ralf Freitag von der TH OWL. Auch beim diesjährigen Tag der Lehre an der Universität Paderborn werde das Thema "KI und Prüfungen" von der Hochschuldidaktik gesondert aufgegriffen, sagt Sprecherin Nina Reckendorf. "Wir verfügen über Techniken zur Plagiatserkennung, aber noch nicht über Techniken, um eine von einer künstlichen Intelligenz geschriebene wissenschaftliche Arbeit zu erkennen." Diese sei laut Reckendorf auch so auf dem Markt noch nicht erhältlich. Mögliche Prüfungsprobleme Der Fokus an allen Unis liegt vor allem auf möglichen Prüfungsproblemen. "Bei Abschlussarbeiten im Studium muss die geprüfte Person versichern, dass sie die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt hat", sagt Bömer von der Uni Bielefeld. Neu sei die Frage, wer die wissenschaftliche Arbeit verfasst hat, also nicht. "Neu ist die sehr einfache Verfügbarkeit, aber die Möglichkeiten, Täuschungsversuche zu sanktionieren, sind nach wie vor vorhanden." An der TH OWL wird derzeit die Option diskutiert, die Studentinnen und Studenten vermehrt mündlich zu prüfen, um Täuschungsversuchen vorzubeugen. "Allerdings wären dann erheblich mehr Ressourcen für das Prüfungsverfahren notwendig", gibt Freitag zu bedenken. "ChatGPT" als Teil des Studienalltags Die Hochschulen und Unis der Region sind sich aber auch einig, dass es einen Weg geben muss, KI sinnvoll in den Studienalltag einfließen zu lassen und die Herausforderungen positiv anzunehmen, wie Bömer von der Uni Bielefeld sagt. "Wir wollen und müssen sinnvolle Formen dieser neuen Technologie in Wissenschaft und Arbeitswelt erkunden. Hier kann auch eine Fragestellung sein, ob und wie die KI-Möglichkeiten hier sinnvoll in Prüfungsszenarien integriert werden können." Auch Freitag betont, dass es ein falscher Weg sei, technischen Fortschritt in der Lehre aufzuhalten. Die zentrale Frage neben dem Vermeiden und Aufdecken von Täuschungen sei daher, wie Recherche- und Sprach-KI sinnvoll und intelligent eingesetzt werden könnten. Und Reckendorf von der Uni Paderborn betont: Auch wenn die aktuelle Aufmerksamkeit für "ChatGPT" in ihren Augen eine Marketingmaßnahme zur Vorbereitung des kommerziellen Einsatzes sei, müsse die KI-Texterstellung als Chance und nicht als Risiko gesehen werden. "Wir gehen davon aus, dass diese Kompetenzen zukünftig berufsrelevant sein werden. Dies hätte dann natürlich Auswirkungen auf die Prüfungsformate", sagt sie.

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