Jetzt könnte auch noch der beliebte Senf knapp werden

Bielefeld. Schon während der Pandemie gab es in vielen Supermärkten leere Regale. Doch auch in den vergangenen Wochen stehen Kunden immer wieder vor leeren Regalfächern. Schuld daran sind nicht etwa Hamsterkäufe wie in der Corona-Zeit, sondern die teilweise erbitterten Preisverhandlungen zwischen Supermärkten und Discountern auf der einen und Produktherstellern auf der anderen Seite. Lieferstopps waren die Folge, und so fehlten etwa bei Edeka und Netto Produkte von Coca-Cola und fehlen bis heute Produkte des US-Nahrungsmittelkonzerns Mars. Laut "Lebensmittelzeitung" haben Edeka und Coca-Cola ihren Konditionenstreit Ende November beigelegt, die Produkte dürften fürs wichtige Weihnachtsgeschäft also wieder in den Märkten stehen. Bei Rewe füllen sich die Regale wieder mit den Kaffee-Marken Jacobs, Senseo, Maxwell House, Tassimo und Café Hag. Der Streit um die Preise mit dem Hersteller Jacobs Douwe Egberts, nach Nestlé der zweitgrößte Kaffeekonzern der Welt (Umsatz von sieben Milliarden Euro in 2021), konnte Ende Oktober beendet werden. Auch das berichtet erneut die "Lebensmittelzeitung". Wie die Zeitung der Konsumgüterbranche weiter berichtet, kommt seit Anfang Dezember auch Bewegung in den Streit zwischen Rewe und Mars und Mars Food (etwa "Miracoli" und "Ben's Original") sowie Kellogg. Laut Insidern fehlen bei Rewe zwar immer noch große Teile des mehr als 300 Artikel umfassenden Sortiments von Mars, aber es sollen immer mehr Produkte zurückkehren. Auch der Konflikt mit Kellogg soll dem Ende zustreben, soll es firmenintern heißen. Bei Kaufland dagegen, so berichtet das "Handelsblatt", gibt es seit Monaten nur noch Restbestände von "Ritter Sport" zu kaufen. Hier laufen die Preisverhandlungen seit mehr als einem Jahr. In dem Artikel des "Handelsblatts" finden sich auch andere bekannte Marken, die aus den Regalen verschwinden. Der Artikel ist allerdings auf dem Stand von Ende Oktober 2022; deutlich aktueller ist die Auflistung des "Business Insider". Senfsaaten werden knapp Und was ist nun mit dem Senf? Schon im März dieses Jahres berichteten wir darüber, dass wegen des russischen Angrifskrieges auf die Ukraine (hier geht's zu unserer Themenseite) Senfkörner knapp werden, denn fast 80 Prozent der hierzulande importierten Senfsaaten kommen aus Russland und der Ukraine. Schon im März 2022 konnte Markus Weck, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Kulinaria, eine Rohstoffverknappung feststellen. Zwar werden Senfsaaten auch regional in Deutschland angebaut, das Volumen ist allerdings überschaubar. Nächstgrößter Anbieter hinter Russland und der Ukraine ist Kanada. Senfhersteller in Deutschland warten derzeit auf die neue Ernte von dort. Wie die "Lebensmittelzeitung" berichtet, klagt die Industrie aber weiterhin über hohe Rohstoffpreise. Wer nur geringe Mengen abnimmt, wird zum Teil nicht mehr beliefert. Das stürze kleine Hersteller in Existenznot. Möglicherweise suchen Kunden deshalb bald schon vergebens nach ihrem Lieblingssenf in den Regalen. Mangelware Dijon-Senf "Die Versorgungslage mit Senfsaat ist extrem angespannt", sagt Michael Durach der "Lebensmittelzeitung". Durach ist Chef des Senf- und Feinkost-Unternehmens Develey. Es gebe zwar immer noch Mengen am Spotmarkt, aber zu sehr hohen Preisen, erläutert er. Die Versorgung in Deutschland sei aber bisher immerhin ausreichend. Anders als in Frankreich, wo seit Monaten eine deutliche Leere in den Senf-Regalen herrscht. So berichtete der "Stern" im September über die französische Mangelware Dijon-Senf; zuweilen war auch in Deutschland Dijon-Senf, etwa der beliebten Marke Maille, nicht zu kaufen. Hieran ist aber nicht der Ukraine-Krieg schuld, sondern eine Dürre, die 2021 in Kanada rund die Hälfte der Senfsaat-Ernte zunichte machte, denn die französischen Hersteller beziehen ihren Rohstoff (braune Senfsaat) hauptsächlich aus Kanada - und nicht aus der Ukraine oder Russland. Die Deutschen kaufen trotz Inflation weiter fleißig Senf. "Die Nachfrage nach Senf aus dem Handel ist weiterhin hoch", sagt Franz Wunderlich, Geschäftsführer des Senf-Herstellers Händlmaier, der "Lebensmittelzeitung". Die Nachfrage sei bei dem Unternehmen 10 bis 15 Prozent höher als das, was es produzieren könne. Zudem belaste den Hersteller von süßem Senf die Verdopplung des Zuckerpreises innerhalb nur eines Jahres. Als Folge müsse das Unternehmen im kommenden Jahr seine Preise für süßen Senf erhöhen, kündigte Wunderlich an. Senf ist für Verbraucher schon wesentlich teurer geworden. Vor der Pandemie gab es ein einfaches Glas Senf im Discounter schon für 29 Cent. Zuletzt gab es das Senfglas bei Aldi Nord für 99 Cent, bei Aldi Süd noch für 49 Cent. Mitbewerber Lidl passte sich laut Stichproben regional an.

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