Warum der Bielefelder Maschinenbauer DMG Mori trotz Krise massiv wächst

Bielefeld. Die Zahlen, die der Bielefelder Werkzeugmaschinenhersteller DMG Mori im vergangenen Sommer für das erste Halbjahr vorgelegt hatte, waren ziemlich krass. Krass gut: Der Auftragseingang war nach dem Abflauen der Corona-Pandemie um 34 Prozent gewachsen, der Nettogewinn stieg um mehr als 150 Prozent. Im dritten Quartal hat sich nun die von Vorstandschef Christian Thönes schon vorhergesagte Normalisierung eingestellt. Aber der deutsche Ableger der japanischen DMG Mori-Company kann trotzdem sehr zufrieden sein: In mehreren Kategorien meldete das Management um Thönes und Finanzvorstand Björn Biermann für die ersten neun Monate des Jahres 2022 neue Allzeit-Rekorde. So wuchs der Wert der Bestellungen um 21 Prozent auf den Höchstwert von 2,34 Milliarden Euro. "In einem Umfeld großer globaler Herausforderungen erzielt DMG Mori erneut eine gute Performance", erklärte Thönes stolz. "Unser Auftragspolster ist eine gute Basis für das kommende Jahr, wir sind zuversichtlich", sagte der Vorstandschef, der sich momentan in Tokio befindet, um mit den Kollegen des Mutterkonzerns über neue Entwicklungen zu sprechen. Obendrein ist er in Japan, weil jetzt die wichtigste japanische Maschinenbaumesse startet. Mit eigenen Kapazitäten gegen Lieferengpässe Die Prognose für den Auftragseingang hat die börsennotierte DMG Mori AG für das laufende Jahr noch einmal angehoben: Jetzt werde im Gesamtjahr mit Bestellungen in Höhe von 2,9 (bisher 2,7) Milliarden Euro gerechnet, so Thönes. Zwar spüre auch sein Unternehmen die globalen Lieferkettenprobleme, aber der Einkauf sei inzwischen anders aufgestellt und die eigenen Kapazitäten seien erweitert worden. Viele Gussteile zum Beispiel kämen heute aus Europa statt aus China ("das spart auch Transportkosten"), die Spindeln ("das Herzstück unserer Maschinen") kommen vermehrt aus eigener Produktion im Standort Pfronten (Bayern). So können aus Bestellungen auch tatsächlich Umsätze werden. Dabei ist sich Thönes bewusst, dass er angesichts von Gasknappheit, Inflation und Zinssteigerungen mit einer konjunkturellen Abkühlung rechnen muss. Isoliert betrachtet, zeigen die Zahlen für das jüngste Quartal - die Monate Juli, August und September - bereits einen leichten Abschwung: So wuchs der Umsatz in diesem Zeitraum "nur" noch um elf Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres (statt plus 20 Prozent im ersten Halbjahr). Der Auftragseingang war im Vorjahresvergleich sogar leicht rückläufig im dritten Quartal, er lag mit 665 Millionen Euro um zwei Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum 2021. Keine erhöhten Bestellungen aus der Rüstungsindustrie Auch die Gewinnziffern kletterten nicht mehr ganz so rasant, legten aber immer noch prozentual zweistellig zu. Der Betriebsgewinn (Ebit) stieg "nur" noch um 41 Prozent - in den ersten drei Quartalen insgesamt wuchs das Ebit um satte 92 Prozent auf 160,3 Millionen Euro. Die daraus abgeleitete Umsatzrendite stieg auf stolze 10,2 Prozent (Vorjahr: 8,0 Prozent). Zwischenziel erreicht? "Ich würde sagen: Ja", antwortete Thönes und verwies auf die intensive Optimierung der Kostenstruktur in der jüngeren Vergangenheit. "Unsere Resilienz konnten wir nochmals stärken", so der Unternehmenschef. Für die Energieversorgung gebe es überwiegend längerfristige Lieferverträge. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung seien daher stabil auf hohem Niveau geblieben, die Investitionen bezifferte Finanzchef Biermann auf 118 Millionen Euro. Der Vermutung übrigens, dass DMG Mori verstärkt von Aufträgen aus der Rüstungsindustrie profitiert, widerspricht Christian Thönes. Wichtige Kundengruppen seien die Energiebranche, die Halbleiterindustrie, die Medizintechnikbranche und die Luft- und Raumfahrt. Die Bedeutung der Automobilindustrie sei für sein Unternehmen gesunken. "Unsere wichtigsten Kundensegmente haben zum Glück fast alle Arbeit", sagt der Unternehmenschef. Die in vielen Ländern - und vor allem auch in Deutschland - erhöhten Rüstungsbudgets aber, "die spüre ich bisher noch nicht im Auftragseingang".

Meistgelesen