"Bildung ist das Gas in den Böden unserer Region"

Ostwestfalen-Lippe ist eine Region der Familien-Unternehmen. Was zeichnet diese Unternehmer-Region in Ihren Augen aus? Gunther Olesch: Ostwestfalen-Lippe ist die Region der Hidden Champions. Wir haben namhafte Familien-Unternehmen und können durchaus mit den Unternehmer-Regionen München, Hamburg, Berlin oder auch Brüssel mithalten. OWL hat eine gute Infrastruktur zu bieten und auch kulturell ist die Region vorne mit dabei. Sie stammen gebürtig aus Bochum, was hat Sie seiner Zeit von der Region OWL überzeugt? Das ist richtig, ich bin im Kohlenpott geboren und habe sogar mit Herbert Grönemeyer zusammen Abitur gemacht. Mit 20 Jahren habe ich meine erste eigene Firma gegründet - heute würde man das ein Startup nennen. Nach dem Verkauf der Firma habe ich zunächst für eine Unternehmensberatung und für das Unternehmen Thyssen gearbeitet, bevor es mich nach Blomberg in OWL zu Phoenix Contact verschlagen hat. Schon in der Zeit bin ich immer wieder mit dem Bildungswerk der ostwestfälisch-lippischen Wirtschaft (BOW) zum Beispiel als Referent für das BOW-Forum in Kontakt gewesen. Ich wohne in Detmold und lebe inzwischen seit 33 Jahren in OWL und ich muss sagen: Wir stapeln tief, was die Region OWL angeht. Hier ist alles nah bei und die Region ist super gut vernetzt. Bei der Vorstandswahl im März haben sie den Vorsitz übernommen. Worin sehen Sie die aktuellen Herausforderungen des BOW? Die drei größten Herausforderungen in den kommenden Jahren werden die Demografie, die Digitalisierung und der Wertewandel sein. Durch den demografischen Wandel wird es in den nächsten zehn Jahren rund 25 Prozent weniger Arbeitskräfte in OWL geben. Schon jetzt ist im Rahmen des Fachkräftemangel von einem "War of Talents" die Rede. Eine Herausforderung der Region wird es sein, die hier ausgebildeten Fachkräfte auch hier in der Region zu halten. Große Firmen aus ganz Deutschland werben und inserieren gezielt in OWL. Außerdem findet ein Wandel von "Work-Life-Balance" zu "Work-Life-Integration" statt. Der Job soll mit dem Privatleben zu vereinen sein. Dabei wird auch die Digitalisierung eine tragende Rolle spielen. Während der Coronapandemie haben wir dabei beispielsweise mit dem Arbeiten im Homeoffice schon große Fortschritte gemacht. Das BOW, seine Mitglieder und Partner werden dabei die Arbeitswelt von heute und morgen aktiv mitgestalten. Die Arbeit in Netzwerken ist eine der zukunftsweisenden Entwicklungsmethoden für Lösungsansätze in der Personalarbeit und darüber hinaus. Wie wollen Sie diese Herausforderungen angehen? Der neue BOW-Vorstand mit Rebecca Steinhage aus dem Kreis Gütersloh, Maren Lampe aus dem Kreis Lippe und Lars Bohlmann aus dem Kreis Herford besteht aus vier Fachpersonalern. Unsere Stärke ist das Vernetzen. Wir sind neutral und arbeiten branchenübergreifend. Unter anderem arbeiten wir auf verschiedenen Ebenen zum Beispiel mit den Hochschulen zusammen und vermitteln Studierende für die Bachelor- oder Masterarbeit direkt an die Unternehmen, in denen sie nach dem Studium auch bleiben können. Auf der anderen Seite vermitteln wir Studienabbrecher in passende Ausbildungsberufe. Wir entwickeln im BOW-Netzwerk innovative Weiterbildungen und unterstützen so die Unternehmen bei ihrer Entwicklung. Uns liegt das Thema Aus- und Weiterbildung besonders am Herzen. Denn eine gute Bildung ist quasi das Gas, das unsere Region in den Böden hat. Basierend auf der guten Arbeit unserer Vorgänger wollen wir das BOW unter dem Stichwort visionäres Management zu einem Knowledge-Hub für exzellente berufliche Bildung und Personalarbeit in der Region OWL weiterentwickeln und den Wissenstransfer vorantreiben. Und wo sehen Sie die Unternehmer-Region OWL dann in zehn Jahren? Unser Ziel ist es, OWL zu einer Region der attraktiven Arbeitgeber zu machen. Der Markt hat sich zu einem Arbeitnehmer-Markt entwickelt. Die Bewerber schauen, was kann mir das Unternehmen bieten, wie ist das Betriebsklima und welche Aus- und Weiterbildungschancen habe ich? Auch das Thema Nachhaltigkeit wird eine große Rolle spielen. Und je attraktiver die Arbeitgeber in OWL sind, desto attraktiver ist auch die Region. Wie all das in der Praxis umgesetzt werden kann, wird auf dem BOW Forum am 15.11.2022 präsentiert.

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