Kriegsfolgen in Supermärkten - Metro-Großmärkte rationieren Waren

Hamburg. Die Großmarktkette Metro rationiert laut einem Bericht des Magazins Spiegel vorübergehend die Abgabe einzelner Produkte. Bei Speiseölen werde "derzeit eine hohe Nachfrage" verzeichnet, erklärte das Unternehmen. In einzelnen Märkten könne es deshalb "kurzfristig und vereinzelt zu einer eingeschränkten Verfügbarkeit" kommen. Um welche Produkte genau es sich handelte, teilte das Unternehmen zunächst nicht mit. Hintergrund für die erhöhte Nachfrage nach Speiseölen wie zum Beispiel Sonnenblumenöl ist der Krieg in der Ukraine. Laut dem Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) deckt Deutschland 94 Prozent seines Bedarfs an Sonnenblumenöl aus Exporten. Die weltweit wichtigsten Exporteure sind demnach Russland und die Ukraine: 2020 wurden global 13,6 Millionen Tonnen Sonnenblumenöl exportiert, davon stammten 51 Prozent aus der Ukraine und weitere 27 Prozent aus Russland. Auch Lein- und Rapsöl könnten demnach von dem Konflikt betroffen sein: Laut OVID werden knapp 90 Prozent der in der EU verarbeiteten Leinsaaten importiert. Von diesen Importen stammen 37 Prozent aus Russland, weitere fünf Prozent aus der Ukraine. Deutschland bezieht zudem zehn Prozent der verarbeiteten Rapssaaten aus der Ukraine. Verschiedene Medien berichteten zudem, dass Aldi bereits das Speiseöl rationiere. Der Discounter bitte seine Kundinnen und Kunden grundsätzlich darum, nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen, sagte ein Aldi-Nord-Sprecher. Außerdem verkündeten Lidl und Kaufland, dass sie den Verkauf russischer Waren vorerst auslaufen lassen wollen. Rewe hatte mitgeteilt, in Russland produzierte Artikel in allen Rewe- und Penny-Märkten auszulisten.Discounter kündigen Boykott russischer Waren an Der Edeka-Konzern änderte kurz nach Kriegsausbruch seinen Slogan und postete ihn auf diversen Social-Media-Kanälen: Statt "Wir lieben Lebensmittel" stand dort "Freiheit ist ein Lebensmittel" auf einer ukrainischen Flagge. Die Discounterkette Netto, die zu Edeka gehört, kündigte ebenfalls einen Boykott russischer Produkte an. Schnaps aus Russland verschwand bei Aldi aus den Regalen, und auch Knuspr, ein in Deutschland expandierender Online-Supermarkt, listete alle russischen Waren aus. Festgehalten werden muss auch, dass es nicht viele Lebensmittel-Endprodukte aus Russland gibt, die in Deutschland verkauft werden. Aber die Haltung des Handels ist klar: "Wir kaufen keine Ware aus Russland mehr", sagte etwa André Kowalew der Lebensmittelzeitung, Geschäftsführer von Dovgan aus Hamburg, dem wohl größten Großhändler für osteuropäische Lebensmittel in Deutschland. Priorisierung der Lebensmittelproduktion gefordert Neben Rationierung und Ausschluss von Produkten, möchte die Ernährungsindustrie außerdem ihre Energieversorgung gesichert wissen. Diese sei neben den explodierenden Rohstoffpreisen einer der größten Unsicherheitsfaktoren. "Am meisten belastet die Unternehmen die fehlende Planungssicherheit bei Kosten und Verfügbarkeit von Energie", sagt Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Sie fordert von der Bundesregierung im Fall von Energieengpässen eine klare Priorisierung der Lebensmittelproduktion bei der Energieversorgung."Größte Rohstoffkrise seit dem Zweiten Weltkrieg" Jeder Energieversorger in Deutschland müsse wissen: Lebensmittelhersteller sind systemrelevant und müssen auch im Falle knapper Gas- oder Stromkapazitäten weiter beliefert werden. "Die Politik muss sicherstellen, dass im Jahresverlauf immer genügend bezahlbare Energie zur Verfügung steht", so Sabet. Die deutsche Ernährungsindustrie befinde sich seit 2021 in der größten Rohstoffkrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Mit der Corona-Pandemie hätten sich Agrarrohstoffe, Verpackungen, Energie aber auch der Transport massiv verteuert. Der Ukraine-Krieg verschärfe die Situation drastisch und führe zu weiteren Verknappungen bei Rohstoffen und extremen Kostensteigerungen. "Die Branche steht hinter den Maßnahmen der europäischen Politik und ihrer Bündnispartner und ist bereit einen Preis zu zahlen. Dennoch sind die Belastungsgrenzen der Unternehmen erreicht und es braucht dringend Entlastungen, um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden. Die rasant steigenden Preise bei Rohstoffen können nicht allein von der Ernährungsindustrie getragen werden", so Sabet. Brot wird erst einmal nicht teurer Während in Deutschland russische Produkte aus dem Einzelhandel verschwinden, hat Russland einen ab heute geltenden Ausfuhrstopp von Weizen, Roggen und Gerste verhängt. Trotzdem dürfte sich für die meisten Verbraucher in Deutschland am Brotpreis kurzfristig wenig ändern.&bdquo;Der Exportstopp hat zunächst keine direkten Auswirkungen, weil wir in Deutschland und der EU einen Selbstversorgungsgrad bei Getreide von teilweise über 100 Prozent haben“, teilte der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks mit. Hinzu kämen lang laufende Lieferkontrakte, die die Preise weiter stabilisierten. Auf längere Sicht könnten die Bäckereien aber durchaus die steigenden Weltmarktpreise für Getreide zu spüren bekommen, hieß es.Mit Material von AFP und dpa.

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