Für Versicherte der AOK Nordwest wird es 2022 teurer

Bielefeld. Zum Jahreswechsel passen die Gesetzlichen Krankenkassen traditionell die Zusatzbeiträge an. Für Versicherte in OWL bedeutet das in vielen Fällen diesmal keine Verteuerung. Ausgerechnet die größte Kasse aber zieht den Zusatzbeitrag kräftig an. Einige regionale Kassen dagegen senken ihn ab. Mit einer Steigerung um 0,4 Prozentpunkte auf insgesamt 1,7 Prozent Zusatzbeitrag müssen die Versicherten der AOK Nordwest 2022 klarkommen. Damit gehört die Kasse künftig zu den teuersten. Der Gesamtbeitrag liegt bei 16,3 Prozent des Einkommens. Er setzt sich aus dem kassenspezifischen Zusatzbeitrag und dem Grundbeitrag von 14,6 Prozent für alle zusammen. Hintergrund der Erhöhung bei der AOK ist vor allem das Abschmelzen der Rücklagen, das der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn auf den Weg gebracht hatte. Hiervon sind vor allem die AOKen in Deutschland betroffen. &bdquo;Durch diesen massiven Eingriff in die Finanzautonomie der Krankenkassen wurden vor allem jene Kassen bestraft, die stets auf eine solide und vorausschauende Finanzpolitik gesetzt haben", kritisierte jüngst Johannes Heß, Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Nordwest. Freibetrag hilft kleineren Kassen Die Kasse musste allein in diesem Jahr 414 Millionen Euro aus der Rücklage zwangsweise abführen. Die Ortskrankenkassen bekommen auch den neuen Regionalfaktor bei der Mittelzuweisung aus dem Fonds negativ zu spüren. Vor dessen Einführung hatten sie vom System der Zuweisungen eher profitiert. Freuen dürfen sich die Versicherten von drei Betriebskrankenkassen in OWL. Die BKK Gildemeister Seidensticker senkt den Zusatzbeitrag von 1,2 auf 0,9 Prozent. Vorstand Frank Jessen sagt dazu: &bdquo;Wir wollen, dass unsere Versicherten direkt von unserer guten wirtschaftlichen Situation profitieren." Die BKK Dürkopp Adler senkt von 1,2 auf 0,88. Vorständin Elke Löhr führt das auf eine &bdquo;vorausschauende und langfristige Planung und eine solide Finanzierung" zurück. Die BKK Bertelsmann nimmt statt 1,25 Prozent nun 1,0. Die drei Kassen profitieren vom Regionalfaktor und von einer Bonusregelung bei der Vermögensabführung für kleine Kassen. Sie erhielten einen Freibetrag von 3 Millionen Euro. Für die meisten Versicherten ändert sich wenig zum Jahreswechsel. Die großen Kassen halten die Beiträge stabil. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag liegt 2022 bei unverändert 1,3 Prozent. Die schlechte Nachricht: In Expertenkreisen wird erwartet, dass im Laufe des Jahres etliche Kassen die Beiträge doch anheben. Der Grund ist die Pandemie, die das tatsächliche finanzielle Bild verzerrt. Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen liegen unter den Erwartungen, weil OPs abgesagt werden. Zusätzlich Kosten durch die Pandemie deckt der Staat zum Teil aus anderen Töpfen. Kommt der befürchtete Nachholeffekt im Gesundheitssystem, dürfte das steigende Ausgaben bedeuten. So leicht kann man die Krankenkasse wechseln Zuletzt hatte der Bund noch eine zusätzliche Finanzspritze von sieben Milliarden Euro in den Gesundheitsfonds gegeben. Ansonsten hätten einige Kasse bereits zum Jahreswechsel reagieren müssen. Experten hatten von einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,7 Prozent gesprochen. Verzögert wird die Anhebung auch durch ein Verbot, die Zusatzbeiträge zu erhöhen, solange die Unterdeckung bei den Monatsausgaben einen bestimmten Wert nicht überschreitet. Auf den Monatsabrechnungen der Versicherten machen sich die Anpassungen der Zusatzbeiträge nur gering bemerkbar, können aber aufs Jahr gesehen eine dreistellige Summe ausmachen. Wer als Angestellter 3.000 Euro brutto im Monat verdient und von einem Zusatzbeitrag von 1,5 Prozent auf 0,9 Prozent wechselt, spart monatlich 9 Euro. Erhöht eine Kasse den Zusatzbeitrag, besteht ein Sonderkündigungsrecht zum Ende des Monats, in dem erstmals der höhere Beitrag verlangt wird. Der Kassenwechsel ist einfach zu bewältigen: Man meldet sich online bei der neuen Kasse an und informiert den Arbeitgeber darüber, dass man die Kasse wechselt.

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