Corona-Schutz: Unternehmen in OWL wollen Mitarbeiter impfen

Bielefeld/Berlin. Noch ist der Impfstoff gegen das Coronavirus in Deutschland knapp, doch viele Unternehmen bereiten die Impfungen ihrer Mitarbeiter bereits vor. Die 12.000 Betriebsärzte in Deutschland könnten nach Angaben des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte pro Woche fünf Millionen Arbeitnehmer impfen. Auch in OWL laufen die Vorbereitungen: Viele Unternehmen wollen ihren Belegschaften möglichst schnell ein Impfangebot machen. &bdquo;Wir sind bereit und benötigen nur noch den Impfstoff", erklärt etwa Arbeitsmediziner Ralf Ohlendorf, der den Elektrotechnik-Hersteller Phoenix Contact aus Blomberg betreut. Wie wichtig das für den Schutz der Mitarbeiter und des Unternehmens ist, zeigen aktuell die Corona-Ausbrüche bei Miele und Hettich. Phoenix Contact betreibt seit August 2020 bereits ein eigenes Corona-Testzentrum. &bdquo;Etwa 7.000 Tests haben wir seitdem durchgeführt, die Strukturen sind also da und bereits etabliert", erklärt Ohlendorf. &bdquo;Das Testzentrum kann in ein Impfzentrum umgewandelt werden. Zudem stehen an allen Standorten Räume zum Impfen und zur anschließenden Kontrolle zur Verfügung." Für das Terminmanagement nutze das Unternehmen eine Planungssoftware. Arbeitsmediziner profitieren von Erfahrungen mit der Grippe-Impfung Mit dem Impfen von Mitarbeitern hat das Unternehmen laut Ohlendorf in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen gemacht. &bdquo;Das Angebot der jährlichen Grippe-Schutzimpfung wird gut angenommen. Außerdem statten wir alle Mitarbeiter für Auslandsreisen mit Reise-Schutzimpfungen und einer Reise-Apotheke aus", erklärt der Arbeitsmediziner. &bdquo;Von diesen Erfahrungen werden wir auch bei der Corona-Schutzimpfung profitieren." Ziel sei es, der Belegschaft so schnell wie möglich ein Impfangebot zu machen. &bdquo;Das dient dem Gesundheitsschutz aller Mitarbeiter, denn auch junge, gesunde Beschäftigte können schwer erkranken oder Spätfolgen davon tragen", weiß Ohlendorf. Daher sei die Immunisierung nicht nur für ältere und vorerkrankte Mitarbeiter wichtig. Arbeitsmediziner: Impfstart in Unternehmen frühestens im Mai Der Arbeitsmediziner rechnet damit, dass in Unternehmen frühestens ab Mai geimpft werden kann. &bdquo;Das hängt davon ab, wann so viel Impfstoff zur Verfügung steht, dass die Menge nicht mehr nur für Impfzentren und Arztpraxen ausreicht, sondern auch für Unternehmen. Das liegt jedoch nicht in der Hand der Betriebe." Fest stehe aber bereits jetzt, dass Betriebsärzte das Gesundheitssystem durch innerbetriebliche Impfungen entlasten können. &bdquo;Wenn in Unternehmen geimpft wird, müssen die Beschäftigten nicht in die Arztpraxis. Es ist ein niederschwelliges Impfangebot, deshalb rechne ich damit, dass das gut angenommen wird." Bereit für die Impfung der Belegschaft ist auch der Bielefelder Bauzulieferer Schüco. &bdquo;Wir haben proaktiv gehandelt und einen Dienstleiter mit der Vorbereitung beauftragt. So wie schon bei der Organisation und Durchführung der Schnelltests im zweiwöchigen Rhythmus", erklärt Sprecher Thomas Lauritzen. &bdquo;Wir haben ausreichend Räume und vergeben feste Impftermine, die auch die Umsetzung der Hygiene- und Abstandsregeln ermöglichen. Sobald auch Unternehmen Impfstoff zur Verfügung gestellt wird, können wir loslegen." Symrise kann Impfstoff auch bei Minus 80 Grad Celsius lagern Das gilt auch für den Aromenhersteller Symrise in Holzminden. &bdquo;Sobald der Impfstoff für uns in Südniedersachsen bereitsteht, können unsere Betriebsärzte unsere Mitarbeiter impfen", erklärt Unternehmenssprecherin Christina Witter. Dafür stehe das Unternehmen mit den Behörden in Niedersachsen in Kontakt. Auch Symrise könne von einer bereits bestehenden Infrastruktur profitieren, da jedes Jahr auch Grippe-Schutzimpfungen im Werk angeboten werden. &bdquo;Aus diesem Grund besteht bei uns bereits die erforderliche Infrastruktur. Falls nötig können wir auch die erforderlichen Kühlmöglichkeiten für das Lagern der Impfstoffe anbieten, bei bis zu Minus 80 Grad Celsius." Der Kaffee- und Haushaltswarenhersteller Melitta in Minden erarbeitet nach Angaben von Sprecherin Tanja Wucherpfennig neben Impfangeboten durch Betriebsärzte im Unternehmen oder in Praxen auch Szenarien für Impfungen von Mitarbeitern in Unternehmensbereichen ohne eigenen Betriebsarzt. &bdquo;Mit einem proaktiven Impfangebot kommen wir nicht nur der Fürsorgepflicht der Mitarbeiter nach, sondern könnten auch Impfzentren und Arztpraxen entlasten", sagt Wucherpfennig. Betriebsärzte fordern eine aktive Rolle beim Impfen Das Medienunternehmen Bertelsmann in Gütersloh will seinen Mitarbeiterin nach Angaben von Sprecher Jan Hölkemann auch ein Impfangebot machen, sobald es Unternehmen erlaubt wird Impfungen anzubieten. &bdquo;Der Schutz der weltweit mehr als 120.000 Mitarbeiter hat oberste Priorität." Details dazu nennt das Unternehmen allerdings noch nicht. An der Umsetzung arbeitet aktuell auch der Haller Modehersteller Gerry Weber. Grundsätzlich strebe das Unternehmen ein Impfangebot für die Belegschaft über die Betriebsärzte an, erklärt Sprecherin Kristina Schütze. Der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte fordert eine aktivere Rolle bei den Corona-Schutzimpfungen in Deutschland. &bdquo;Wir Betriebsärzte haben das Know-how, um auch große Gruppen zu impfen", sagt Präsident Wolfgang Panter. Das beweisen die Mediziner bei den jährlichen Grippe-Schutzimpfungen. Zwar habe das Bundesgesundheitsministerium die Betriebsärzte in der Corona-Impfverordnung als Akteure aufgeführt, wie aber die Einbindung in der Praxis konkret erfolgen soll, sei bislang nicht geklärt. &bdquo;Es bedarf nun dringend Regelungen aus der Politik, wie Betriebsärzte impfen können."

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