Preise für Containerfracht explodieren - werden unsere Waren bald teurer?

Bielefeld. Deutschlands Wirtschaft kämpft mit einem Problem: Transporte aus Fernost und dorthin werden schwieriger. Plätze auf Containerschiffen sind kaum zu kriegen und wenn, dann nur zu horrenden Preisen. Auch Firmen in OWL bekommen das zu spüren - und am Ende auch der Verbraucher? Seit einigen Monaten zieht sich die Schlinge um Export und Import immer enger. Thorsten Wind, Geschäftsführer der Spedition Bobe in Bad Salzuflen, spricht davon, dass &bdquo;es wenig Leercontainer auf dem Markt gibt". Die Preise steigen und steigen. &bdquo;Ein solches Preisniveau haben wir noch nie erlebt", sagt Wind: &bdquo;Zum Teil hat es sich versechsfacht." Oliver Peters, Leiter der Vertriebsunterstützung bei Boge in Bielefeld rechnet vor: &bdquo;Ein 40-Fuß-Container aus China kostete früher zwischen 1.400 und 1.800 Euro. Heute zahlen wir 8.000 Euro und mehr." Doch der Preis wird erst zum Problem, wenn man überhaupt einen Container und einen Platz auf einem Frachtgiganten gebucht bekommt. Zweimal ist es dem Kompressorenhersteller passiert, dass sogar gebuchte Fahrten ausfielen. &bdquo;Die Schiffe waren überbucht und unsere Container wurden gar nicht mitgenommen." "Dann lassen wir Ware mit dem Lkw aus China bringen" An Verzögerungen in der Warenkette müssen sich Industrie und Handel derzeit gewöhnen. Das kann dazu führen, dass Produktionsabläufe nicht funktionieren oder Bänder stillstehen. Einige Firmen haben reagiert: &bdquo;Wir setzen regelmäßig auf Güterzüge aus China", sagt Peters. Doch auch diese seien meist ausgebucht. Mit Frachtflugzeugen könne man nur wenige Paletten transportieren, das reiche nicht aus. Ein ganzes Flugzeug zu chartern sei unbezahlbar. &bdquo;Wenn es besonders dringend ist, lassen wir Ware sogar mit dem Lkw aus Fernost bringen." Das allerdings bedeutet noch einmal 50 Prozent Kosten mehr als bei den teuren Containern. Beim Miele-Konzern in Gütersloh weicht man, so gut es geht, aufs Flugzeug aus: &bdquo;Um die Versorgung unserer Werke und Kunden sicherzustellen, müssen wir unsere Lieferungen vermehrt per Luftfracht transportieren", sagt Stefan Schwinning, Senior Vice President Logistics Services International. Das gelte sowohl für die Teileversorgung als auch für die Lieferung von Geräten ins Ausland. Auch bei der Luftfracht spüre man inzwischen Engpässe. Selbst Transporte in die USA sind nicht mehr so zuverlässig wie einst. &bdquo;Ich höre von Schiffen, die tagelang im Hafen darauf warten, dass Ware entladen wird", sagt Oliver Peters von Boge. Aufgrund der Pandemie fehle in den Häfen Personal. Wieder entstehen Verzögerungen in der Lieferkette. Bei Boge setzt man nun auf vorausschauende Planung. &bdquo;Wir entscheiden noch früher, was wo wann wirklich gebraucht wird." Und wie wirkt sich der Kostendruck auf den Endverbraucher in Deutschland aus? &bdquo;Bislang halten wir unsere Preise stabil", sagt Peters. Aber das verlange einiges an Flexibilität in der Kalkulation. Bei Miele will man sich dazu nicht konkret äußern, sprich aber davon, dass man selbst bei Zulieferern mit höheren Produktpreisen konfrontiert werde. "Doch Schiffe zu bauen dauert sehr lange." Doch was sind die Gründe für die Verknappung? &bdquo;Der Warenverkehr zwischen Asien und den USA hat zugenommen, sodass ein Teil der Schiffe und Container, die sonst nach Europa auf dem Weg sind, dort gebraucht werden", erklärt Thomas Wind von der Spediton Bobe. In Asien werde zudem seit Beginn der Pandemie unheimlich viel Ware produziert, die dort auf Abholung wartet. Er habe auch gehört, dass Rohstofflieferungen nach Europa sich verzögern. &bdquo;Das kann Produktionsausfälle zur Folge haben." Das Problem dürfte andauern: &bdquo;Man bräuchte kurzfristig mehr Schiffe", erklärt Jens Deibert, Sprecher der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld: &bdquo;Doch Schiffe zu bauen dauert sehr lange." Außerdem habe sich in den vergangenen Jahren das Frachtvolumen stetig nach unten entwickelt. &bdquo;Mit dem plötzlichen Anstieg des Bedarfs haben die Reeder offenbar nicht gerechnet." Eine Aussage, die so auch vom Verband Deutscher Reeder zu hören ist. Bei Miele in Gütersloh rechnet man mit &bdquo;einer Entspannung der Situation frühestens Mitte der zweiten Jahreshälfte", wie Stefan Schwinning sagt. Jörg Deibert von der IHK sieht gerade für Billiganbieter von Produkten aus Asien &bdquo;die Schwierigkeit ihr niedriges Preisniveau angesichts solcher Transportkosten zu halten". Letztlich sei mitentscheidend, wie viele Prozent des Endpreises der Transport ausmache.

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