Zusatzbeiträge: Welche Krankenkassen sie erhöhen und warum

Bielefeld. Gesetzlich Krankenversicherte müssen sich dieses Jahr auf höhere Kosten einstellen. Bundesweit haben 31 der 76 allgemein zugänglichen Krankenkassen zum 1. Januar ihre Zusatzbeiträge erhöht. Das zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest. Die Beitragssteigerungen liegen demnach zwischen 0,1 und 0,8 Prozentpunkten. Im Unterschied zum allgemein gültigen Beitragssatz von 14,6 Prozent können die Krankenkassen den Zusatzbeitrag ihrer Versicherten je nach finanzieller Situation selbst bestimmen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat den durchschnittlichen Zusatzbeitrag von zuvor 1,1 Prozent auf jetzt 1,3 Prozent für 2021 erhöht. Die meisten Kassen bleiben noch unter diesem Durchschnitt und halten ihre Zusatzbeiträge stabil - das gilt auch in Ostwestfalen-Lippe. Von der in der Region ansässigen Kassen erhöhen die AOK Nordwest sowie die Betriebskrankenkassen BKK Melitta Plus und BKK Diakonie ihre Beiträge geringfügig. Bundesweit müssen Versicherte der Barmer, der Techniker Krankenkasse und der IKK classic dadurch jetzt mehr bezahlen. Der AOK-Verwaltungsratsvorsitzende Johannes Heß macht dafür auch das Gesundheitsversorgungsgesetz mit verantwortlich. Dieses soll - wegen der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Wirtschaftskrise - bei allen gesetzlichen Krankenkassen gleichermaßen für finanzielle Stabilität und somit auch für gleichbleibende Beiträge sorgen. Dafür erhalten die Kassen im Jahr 2021 einen ergänzenden Bundeszuschuss aus Steuermitteln in Höhe von 5 Milliarden Euro. Kassen müssen an Finanzreserven ran Das Gesetz schreibt jedoch auch vor, dass aus den Finanzreserven der Krankenkassen einmalig acht Milliarden Euro in die Einnahmen des Gesundheitsfonds überführt werden. "Das ist ein massiver Eingriff in die Finanzautonomie der Krankenkassen. Durch diesen staatlich verordneten Griff in das Vermögen der Krankenkassen werden vor allem jene Kassen bestraft, die auf eine solide und vorausschauende Finanzpolitik gesetzt haben", sagt Heß. Allein der AOK Nordwest würden dadurch 414 Millionen Euro aus der Rücklage entzogen: "Diese Mittel stehen dann künftig nicht mehr zur Verfügung, um die schon heute feststehenden Kostensteigerungen aufgrund der Spahnschen Gesetzgebung auszugleichen", so Heß weiter. Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, erklärt die Steigerung des Zusatzbeitrages um 0,5 Prozent ähnlich: "Wir haben den Beitragssatz seit 2016 nicht nur nicht erhöht, sondern sogar zweimal gesenkt, weil wir Rücklagen abgebaut haben. Für 2021 zwingt uns die Politik, fast das gesamte noch vorhandene Polster auf einmal abzuführen, um das Finanzloch in der Krankenversicherung von rund 16 Milliarden Euro zu stopfen. Damit brauchen wir nun einen Beitragssatz, der unsere laufenden Ausgaben deckt." Die Techniker zahlt mit 1,4 Milliarden Euro laut eigener Aussage den höchsten Betrag aller Krankenkassen. Sonderkündigung bei höheren Beiträgen Die Stiftung Warentest weist darauf hin, dass Versicherte im Fall einer Erhöhung der Zusatzbeiträge ein Sonderkündigungsrecht haben. Sie können dann bis zum Ende desjenigen Monats kündigen, in dem die höheren Beiträge erstmals fällig werden. Die Kündigung wird zum Ablauf des übernächsten Monats wirksam. Seit dem Jahreswechsel ist der Kassenwechsel zudem einfacher geworden: Ein Mitgliedsantrag bei der neuen Kasse reicht aus. Den Rest klären der neue und alte Versicherer untereinander. Jedoch soll ein Wechsel gut überlegt sein: Zusatzleistungen wie bestimmte Schutzimpfungen, Untersuchungen oder Vorsorgeangebote können je nach Kasse variieren. Diese sollte man beim Vergleich der Anbieter ebenfalls berücksichtigen.

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