Camper-Boom in OWL - wegen Corona

Höxter/Paderborn/Bad Salzuflen. Angesichts von Corona-Auflagen und Reisebeschränkungen entscheiden sich dieses Jahr besonders viele Deutsche für Urlaub im eigenen Land mit dem Wohnmobil. Auch in Ostwestfalen-Lippe ist die Nachfrage deutlich spürbar. Der Camping- und Wohnmobilstellplatz &bdquo;Wesercamping Höxter" bietet 200 Fahrzeugen Platz. Trotz Nebensaison gibt es aktuell immer noch viele Gäste, sagt Katrin Bardenhagen, deren Mann Thomas Hachmann den Campingplatz betreibt. &bdquo;Campen liegt im Moment im Trend. Die Nachfrage ist überdurchschnittlich hoch." Dieses Jahr habe es fast gar keine ausländischen Urlauber gegeben. Insbesondere die sonst zahlreichen holländischen Gäste blieben fern. Dafür kamen zahlreiche Gäste aus dem süddeutschen Raum. Beschränkte Kontakte Bardenhagen stuft das Camping als eine sehr sichere Reiseform ein: &bdquo;Dadurch, dass man das eigene Haus bei sich hat, ist der Abstand gegeben." Die Sanitäranlage sei nur mit Maske erlaubt, der Zugang geregelt, die Kontakte sehr beschränkt und die Gefahr einer Virusübertragung dadurch minimiert. Ähnlich sieht das Michael Brusche vom Freizeit- und Wohnpark am Lippesee in Paderborn-Sande. Er ist überzeugt: &bdquo;Camping ist eine der sichersten Urlaubsformen überhaupt. Die Gefahr, sich anzustecken, ist sehr gering." Derzeit gebe es etwa weder Grillplätze, noch Personenansammlungen von mehr als zehn Personen. Die Gäste seien mit 20 Metern Abstand alle &bdquo;weit auseinander untergebracht". Auf Brusches Campingplatz erhält zudem jede Gästegruppe ein eigenes Badezimmer. Reiseverbote im Campingbereich hält der Betreiber daher für nicht zielführend. Der coronabedingte Verwaltungsaufwand sowie die Hygienemaßnahmen forderten die Mitarbeiter besonders. Wie auch seine Kollegen in Höxter, hat Brusche dieses Jahr nur wenige ausländische Gäste. Ablehnen musste das Team bislang niemanden. Brusche kritisiert, dass es bislang keine bundesweit einheitliche Lösung gibt. &bdquo;Wir wissen nicht, wie das Reiseverbot zu sehen ist." Interessenten und Kunden verunsicherten die unklaren Regelungen sehr. Mitarbeiter zunächst in Kurzarbeit Insbesondere der Start nach dem Lockdown sei holprig gewesen, da es alle acht Tage neue Bestimmungen gegeben habe. Der Saisonstart sei &bdquo;von 0 auf 150 Prozent erfolgt", wobei zunächst die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt werden mussten. &bdquo;Wir sind fast überrannt worden", erinnert sich Brusche. Die Nachfrage am Lippesee, wo auch Dauercamper ihren festen Wohnsitz haben, sei zwischenzeitlich so groß gewesen, dass die Campingplätze verlost werden mussten – nie habe es bisher eine so eine hohe Auslastung gegeben, so Brusche. Außer den Campingplatz-Betreibern profitieren auch Wohnmobilhändler von der Situation. Guido Ullrich, Inhaber von &bdquo;Ullrich Caravaning", konnte inzwischen alle Einnahmen, die ihm wegen des Lockdowns weggefallen waren, wieder einholen. Gefragt seien in diesem Jahr besonders &bdquo;Fahrzeuge mit einer separaten Dusche", da Toiletten auf Campingplätzen teils geschlossen seien. Ullrich bestätigt, dass sich die beliebtesten Reiseziele dieses Jahr auf Deutschland beschränken. Besonders gefragt: die Berge sowie Nord- und Ostsee. &bdquo;Diese Hotspots sollte man auch nächstes Jahr meiden. Dort gibt es zu viel Ansturm", rät der Händler aus Bad Salzuflen. Er unterscheidet im Wesentlichen zwei Fahrertypen: Wohnwagenfahrer und Reisemobilfahrer. Wohnwagenfahrer bevorzugen eher Campingplätze – und damit die Gesellschaft, weil sie meist weder über einen Abwassertank noch über eine eigene Stromversorgung verfügen, und dadurch seltener autark sind. &bdquo;Reisemobilfahrer sind eher alle zwei Tage unterwegs. Sie wollen mehr Landschaft sehen." Die große Nachfrage an Fahrzeugen zieht auch eine hohe Nachfrage nach Stellplätzen nach sich. Doch ausreichend Plätze gibt es nach Ansicht von Ullrich bislang nicht – &bdquo;da muss mehr Infrastruktur nachwachsen". Unterstellmöglichkeiten könne auch der eigene Garten bieten, ein Bauernhof, spezielle Parks oder Hallen. Eine weitere Option: Urlauber, die ihre Reisen mit Kastenwagen antreten, nutzen diese Modelle vermehrt auch als Alltagsfahrzeuge.

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