Flughafen Paderborn: Wie läuft die Finanzierung ohne den Kreis Gütersloh?

Paderborn/Gütersloh. Sie haben zwar gehofft, aber letztlich kam die Nachricht für Paderborn nicht überraschend. Der vom Gütersloher Kreistag angestrebte Ausstieg aus dem Flughafen Paderborn/Lippstadt sei &bdquo;zu erwarten gewesen", sagt der Paderborner Landrat Manfred Müller (CDU) am Morgen nach der Beschlussempfehlung im Gütersloher Kreisausschuss. &bdquo;Wir haben dem Flughafen in Nibelungentreue immer wieder Geld zur Verfügung gestellt", sagt der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer im Gespräch mit dieser Zeitung. Doch der einstimmige politische Beschluss, den er selbst unterschrieben habe, sei eindeutig. Der Kreis Gütersloh werde sich als Gesellschafter zurückziehen. Denn man sehe auch künftig keine rosigen Zeiten für den Regionalflughafen. "Flugbewegungen wie vor der Coronakrise wird es nicht mehr geben" &bdquo;Flugbewegungen wie vor der Coronakrise wird es nicht mehr geben", so Adenauer. Und es werde eine weitere Konzentration des Flugverkehrs auf die großen Airports geben, ist der Gütersloher Landrat sicher. Aus Kreisen, die den Airport lange eng begleitet haben, heißt es, dass es seit Jahren Störmanöver aus dem Kreis Gütersloh gegeben habe. Ein starkes Bekenntnis sei aus dem Kreistag nie gekommen. Doch Müller lässt die langjährigen Partner nicht einfach so ziehen. Er erinnert an das Grundgesetz, dort heiße es in Artikel 14: &bdquo;Eigentum verpflichtet". Der Landrat fügt hinzu: &bdquo;Bevor wir über einen Ausstieg verhandeln, gehe ich davon aus, dass auch der Kreis Gütersloh seinen Anteil an der von allen Gesellschaftern beschlossenen Sanierung mitträgt." Einen Hauruck-Abschied könne es nicht geben. "Einfach davonstehlen geht nicht" Dazu sagt Adenauer nach dem Votum vom Montagabend: &bdquo;Einfach davonstehlen geht nicht." Aber der Kreis Gütersloh wolle sich nun mit dem Kreis Paderborn in Verbindung setzen und über die genauen Modalitäten des Gütersloher Rückzugs aus dem Flughafen verhandeln. Auch die Zahlung des Kreises Gütersloh von 200.000 Euro im Rahmen des beschlossenen Verlustabdeckungspakets II sei aus Sicht des Kreises Gütersloh noch unklar, so Adenauer. &bdquo;Eine schwierige Situation" sei für ihn entstanden, da er sich als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Flughafens auch für die Interessen dieses Unternehmens einzusetzen habe. Auf die Frage, ob er aufgrund dieser Interessenskollision über einen Rücktritt von diesem Posten nachdenke, sagte der Landrat: &bdquo;Das würde ich durchaus in Erwägung ziehen." Airport soll auf 300.000 Passagiere schrumpfen Adenauer habe &bdquo;die Bedeutung des Flughafens für die Region immer gesehen", fügt Müller hinzu, der erneut auf die Solidarität in Ostwestfalen baut. Nach derzeitigen Plänen soll der Airport auch durch einen Stellenabbau von rund 50 Prozent auf eine Größenordnung von 300.000 Passagieren geschrumpft werden. 24,7 Millionen Euro soll die Sanierung per Insolvenz in Eigenregie laut Müller kosten. Würde der Airport dichtgemacht, wären 21,3 Millionen Euro fällig. Ein Großteil der Kosten entfällt auf Ausgleichsbeiträge der Kommunalen Zusatzversorgungskasse. Der Paderborner argumentiert, dass die Gütersloher aufgrund der Vertragsbindung auch bei einer Schließung zahlen müssten: &bdquo;Wenn wir für das Geld aber den Flughafen in kleinerer Form erhalten, können auch Unternehmen und Menschen des Kreises Gütersloh das Angebot weiter nutzen." Paderborn stünde für die Übernahme der Gütersloher Anteile bereit Müller sagt: &bdquo;In allen Zählungen war der Anteil Gütersloher Passagiere immer doppelt so hoch wie ihr Gesellschafteranteil." Mit 7,84 Prozent sind die Gütersloher beteiligt, der Kreis Paderborn hält 56,38 Prozent. Für die Sanierung müsste der Kreis Gütersloh demnach 2,1 Millionen Euro berappen, Paderborn würde 13,7 Millionen übernehmen. Zudem entfielen auf den Kreis Soest 3,3 Millionen, auf den Kreis Lippe 2,1 Millionen, die Stadt Bielefeld 1,5 Millionen sowie den Kreis Höxter und den Hochsauerlandkreis je eine Million Euro. Paderborns Landrat Müller weiß, dass nicht nur in Gütersloh Ausstiegsszenarien durchgespielt werden. Trennungsgerüchte flammen auch in Lippe und Bielefeld immer wieder mal auf, ist zu hören. Sollte sich der Kreis Gütersloh freikaufen, stehen die Paderborner laut Müller für die Übernahme der zusätzlichen Anteile bereit. "Ich gehe nicht davon aus, dass wir alleine übrig bleiben" Aber zuvor gehe es um Solidarität für den OWL-Airport: &bdquo;Wir sind in der Region immer dann stark, wenn wir zusammenstehen. Das haben Projekte wie die Regionale, It’s OWL und die Medizinische Fakultät in Bielefeld bewiesen." Auch deshalb müsse Gütersloh nun zahlen, denn ansonsten fehle die Grundlage der Sanierung. Und damit wäre das Ende des Airports bei 700.000 Euro Verlust pro Monat noch in diesem Jahr gekommen. Die Frage, ob der Kreis Paderborn den Flughafen auch allein betreiben könnte, wenn die Flucht der Gütersloher einen Domino-Effekt auslöst, will Müller nicht direkt beantworten. Er sagt: &bdquo;Ich gehe nicht davon aus, dass wir alleine übrig bleiben."

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