Bielefeld/Düsseldorf. Die Covid-19-Pandemie hat zu einem Boom bei Videokonferenzen geführt. Das bescherte unter anderem der Online-Plattform Zoom ein deutliches Einnahmenplus. Wie das US-Unternehmen nun mitteilte, verbuchte Zoom im ersten Quartal einen Umsatz von 328 Millionen Dollar. Das ist ein Plus von 169 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Quartalsgewinn stieg im Vorjahresvergleich von null auf 27 Millionen Dollar. Zudem stiegen die Nutzerzahlen: Ende des ersten Quartals verzeichnete Zoom rund 265.400 zahlende Kunden, die den Dienst für jeweils mindestens zehn Mitarbeiter nutzen. Gegenüber dem ersten Quartal 2019 ist das ein Plus von 354 Prozent.
Allerdings steht der Konzern derzeit unter verstärkter Beobachtung von Datenschützern. Bereits Ende März hatte die Generalstaatsanwältin des US-Bundesstaats New York, Letitia James, eine Untersuchung zum Datenschutz bei dem kalifornischen Unternehmen eingeleitet. Und auch hierzulande steht das Unternehmen gehörig in der Kritik.
"Es gibt bereits freie Software, die genutzt werden kann"
„Wir halten Zoom für keine gute Idee", sagt etwa Rena Tangens vom Bielefelder Verein „Digitalcourage". Dabei gehe es den Datenschützen nicht nur um Sicherheitslücken. Zoom ist in den USA angesiedelt und unterliegt damit unter anderem dem FISA Act, dem Patriot Act sowie dem Cloud Act. „Mit anderen Worten: Wenn irgendein Geheimdienst an die Daten oder auch ganze Aufzeichnungen von Konferenzen heranwill, darf die Firma das nicht verweigern. Ganz egal, was in ihren Privacy Bestimmungen steht", sagt Tangens.
Darüber hinaus halte die Volksrepublik China eine starke Beteiligung an dem Unternehmen, ein beachtlicher Teil der Angestellten sei zudem dort angesiedelt. „In China ist es klar, dass jede Firma mit der Regierung zusammenarbeiten muss", sagt Tangens. Um Firmengeheimnisse zu schützen, hätten bereits viele Unternehmen ihren Mitarbeitern untersagt, Zoom zu nutzen.
Auf seiner Internetseite verweist der Verein auf alternative Videokonferenzsoftware und gibt Tipps zu den gängigen Anwendungen. „Wir halten es für wichtig, dass in Deutschland und Europa eigene Videokonferenz-Infrastruktur aufgebaut wird. Es gibt bereits freie Software, die genutzt werden kann. Diese kann in Deutschland von Organisationen selbst gehostet werden - damit liegt die Hoheit in der eigenen Hand. Das sollte viel mehr getan werden."