Möbel

Ostwestfalen ist die Hochburg der Schrankbetten

Die Hersteller von klappbaren Betten sprechen von wachsender Nachfrage gerade in teuren Großstädten. Doch auch ihnen bereitet Corona Sorgen.

Praktisch und bequem: Daniel Böllhoff, Geschäftsführer von Gebr. Nehl Holzindustrie GmbH & Co. KG, präsentiert eines seiner klappbaren Betten. | © Björn Kenter

06.05.2020 | 07.05.2020, 16:41

Bünde/Hille/Lichtenau. In amerikanischen Filmen ist das Schrankbett ein beliebtes Möbelstück. In „Dick und Doof" wird Oliver Hardy vom Bettgestell erschlagen. Charlie Chaplin scheitert krachend beim Versuch, ein Schrankbett aufzubauen. Sean Connery alias James Bond verschwindet in „Man lebt nur zweimal" vor seinen Verfolgern in der Schrankwand.

In der Realität verschwand das ein- und ausklappbare Bett in den vergangenen Jahrzehnten mit wachsender Wohnungsgröße dagegen zunehmend aus den Haushalten. Doch seit einiger Zeit feiert dieses auch unter den Namen Wandbett, Klappbett oder Einbaubett bekannte Möbelstück ein Comeback. „Früher war das Schrankbett vor allem als Kinderbett gefragt, als die Wohnungen noch viel kleiner waren. Heute findet es als zusätzliches Bett in Ferienwohnungen sowie in kleinen Appartements in Großstädten Verwendung, in denen Pendler die Woche über wohnen. Das ist kein Hype, aber die Nachfrage steigt", sagt Torsten von Behren, Vertriebsleiter bei der Friedrich Priess GmbH & Co. KG aus Hille.

Das Querbett ist der Verkaufsschlager

Verkaufsschlager bei Priess ist das Querbett – ein klappbares Einzelbett, das quer und nicht längst ausgeklappt wird und dadurch nicht so stark in den Raum hineinragt. Kostenpunkt ab 900 Euro aufwärts. Neben dem 90 Zentimeter breiten Querbett stellt Pries demnächst auch ein 1,20 Meter breites Modell her. Die klassischen Schrankbetten sind vor allem als Doppelbetten mit einer Breite von 1,40 Meter und 1,60 Meter gefragt, neu wird ein 1,80 breites Bett angeboten. „Wir sehen auch für die Zukunft ein wachsendes Potenzial für das Schrankbett. Investoren von Studentenwohnheimen interessieren sich genauso dafür wie Menschen, die in einem Tiny House wohnen wollen", sagt von Behren, einer von rund 150 Beschäftigten in Hille.

Als europäischer Marktführer bei Schrankbetten präsentiert sich die Gebr. Nehl Holzindustrie GmbH & Co. KG aus Bünde-Bustedt. „Der Wohnraum in den Metropolen ist in den letzten Jahren drastisch teurer geworden, so dass sich immer mehr Menschen nur eine kleine Wohnung leisten können", nennt Geschäftsführer und Inhaber Daniel Böllhoff einen Grund für die wachsende Popularität des Schrankbetts. Dazu trage auch generell die zunehmende Bautätigkeit seit Beginn der Niedrigzinsphase bei. Auch in den Niederlanden, wo die Häuser meist kleiner seien als in Deutschland, habe das Schrankbett Konjunktur.

Teure Modelle kosten bis zu 5.000 Euro

In Osteuropa, wo es in vielen Plattenbauten verbreitet war, habe es dagegen wegen der einst schlechten Qualität keinen guten Ruf. „Die Anforderungen an die Qualität von Schrankbetten sind höher als an andere Betten. Unsere Matratzen sind Spezialanfertigungen, die wir entwickeln und von Partnern fertigen lassen", sagt Böllhoff, Chef von 150 Mitarbeitern. Nach seinen Worten sind vor allem weiße Schrankbetten gefragt, die dezent wirken und wenig auffallen. Er sieht einen Trend zu mehr Komfort – am stärksten gefragt sei bei Doppelbetten eine Breite von 1,40 Meter, doch die größte Zunahme gebe es beim 1,80 Meter breiten Schrankbett. Die teuersten Modelle können bis zu 5.000 Euro kosten.

In die Zukunft schaut Böllhoff wegen der Corona-Krise mit gemischten Gefühlen: "Wichtige Absatzmärkte wie Hotels und Kreuzfahrtschiffe leiden  unter der Krise. Wir produzieren noch normal, aber eine Produktionspause ist unausweichlich."

Ausschließlich Direktverkauf

Die Werner Polstertechnik GmbH aus Lichtenau-Atteln präsentiert sich als Hersteller von Schlafsofas, Polstermöbel und Relaxsessel, die auch Schrankbetten des italienischen Herstellers Clei im Angebot hat. Dazu gehören Modelle als Hochklappbett, als Querschrankbett sowie als Schrankbett mit integriertem Sofa, Tisch oder Schreibtisch. Werner preist seine Schrankbetten als hochwertige, stabile und langlebige „Schmuckstücke" in moderner Optik an, die im Handumdrehen ohne großen Kraftaufwand hinter ihrer Verkleidung verschwinden. Dafür zahlt man bis zu 14.000 Euro.

„Wir entwickeln Schrankbetten auch selber", sagt Thomas Hamm, einer von 45 Beschäftigten. Er spricht von einem Trend zu einem immer schmaleren Möbelkorpus, um kleine Flächen optimal auszunutzen. Neu im Programm ist ein Einzelschrankbett, das bei Bedarf mit einem anderen Bett verknüpft werden kann. Werner setzt ausschließlich auf den Direktverkauf und betreibt zwei Showrooms in Berlin und München – in den teuren Großstädten ist der Bedarf an platzsparenden Bettmodellen am größten.