Wirtschaft

Experten helfen Unternehmern beim Homeoffice kostenlos auf die Sprünge

In der Corona-Krise arbeiten viele Beschäftigte zuhause. Das aber will organisiert und gelernt sein. Berater geben Mittelständlern in einer kostenlosen Hotline persönliche Ratschläge.

Die Beraterin Alexandra Heinzelmann aus Gütersloh arbeitet gerne im Homeoffice. "Da fühle ich mich wie ein König." | © Krinke Fotografie

Andrea Frühauf
01.05.2020 | 07.05.2020, 16:37

Gütersloh. Die Gütersloherin Alexandra Heinzelmann ist in der Region gut vernetzt. In Gütersloh arbeitet sie ehrenamtlich beim digitalen Aufbruch mit. Jetzt engagiert sich die Beraterin beim bundesweiten Projekt „Mittelstand goes Home-Office", das von der Bundesregierung gefördert wird und aus dem von ihr initiierten Hackathon #WirVsVirus am 20. März entstanden ist. Die kostenlose Hotline richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen.

In der Corna-Krise arbeiten viele Beschäftigte im Home-Office. Doch dabei gibt es nicht nur technische Fragen. Wie wird die Arbeit der Mitarbeiter, die zuhause arbeiten, unter einen Hut gebracht? Auch die Führung im Homeoffice will gelernt sein. Experten bieten Unternehmensinhabern und Führungskräften ehrenamtlich am Telefon Auskünfte zur Einrichtung von mobilen Arbeitsplätzen. Sie beantworten auch Fragen zu technischen Grundlagen, rechtlichen Themen, Organisation und Arbeitsprozessen, Kommunikation und Coaching, Training und Schulung im Home-Office oder dem Arbeitsentgelt.

"Die Verunsicherung ist groß"

„Die Unternehmer wissen selbst, was zu tun ist. Aber die Verunsicherung ist groß", sagt Heinzelmann. Ein Unternehmer habe ihr erschüttert am Telefon gesagt, nun müsse er plötzlich wegen eines Virus zum Sorgentelefon greifen. „Das hätte er nie gedacht." Ein Inhaber eines metallverarbeitenden Betriebs mit 300 Mitarbeitern habe eigentlich eine technische Frage gestellt. „Plötzlich haben wir uns über Ausbildung unterhalten", schildert sie.

Der Anrufer habe ihr berichtet, dass ihm soeben im Betrieb ein Auszubildender im ersten Lehrjahr begegnet sei, der nun keine Aufgabe habe, weil die Beschäftigten im Home-Office arbeiten. „Ich habe ihm das Partnersystem empfohlen. Der Lehrling könne doch einem Auszubildenden im dritten Lehrjahr zuarbeiten. „Super Idee" habe der Mann nur gesagt und abrupt aufgelegt.

Mustervertrag eines Anwaltes

Das Projekt wird inzwischen von 20 Geschäftsführern der Systemhauskooperation ITeams unterstützt, um die IT-Kompetenz zu verstärken. Ein Starterpaket sei über die Homepage des Projektes abrufbar. Auch der Hamburger Anwalt Thomas Vögele sei als Berater mit an Bord. „Die Arbeit im Home-Office muss eigentlich im Arbeitsvertrag geregelt sein. Ist es aber meist nicht. Deshalb hat der Anwalt einen Mustervertrag aufgesetzt, mit dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber „gut leben könnten", so die Gütersloherin. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil plant bekanntlich einen Gesetzentwurf für das Recht auf Home-Office.

"Das Soziale fehlt immer mehr"

Heinzelmann sitzt als Expertin für „Selbstmanagement und Gesundheitsmanagement beim mobilen Arbeiten" am Telefon. Viele Probleme stellten sich erst jetzt, etwa Lücken in der Kommunikation. „Und das Soziale fehlt immer mehr", sagt die 50-Jährige. Eine virtuelle Kaffee-Ecke könne da schon helfen. Ihre Promotion machte sie an der philosophischen Fakultät der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt im Fachbereich Organisationsethik.

Sie ist ein Fan von Home-Office. Aber das erfordere auch Selbstmanagement und einen geordneten Tagesablauf. „Gehe ich jetzt zur Waschmaschine, oder mache ich Mittagspause?" Die Abläufe müssten klar geregelt sein und zur Routine werden, sagt die Beratein, die sich vor vier Monaten mit Inno Mind (Beratung von Führungskräften und Teams zu Selbstmanagement und der Gesundheitsförderung) selbstständig machte und zuvor Lehrkraft für Gesundheitsförderung und Prävention an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld war.

Die Gütersloherin hatte sich am 19. März als Beraterin beim Hackathon der Bundesregierung beworben. Nun gehört sie zu den Mitinitiatoren und ist Teamleiterin dieses Projektes mit  inzwischen bundesweit 250 Beratern, die für die Hotline bereitstehen und untereinander nur per Deskcloud kommunizieren.

Die Hotline ist montags bis freitags, 10 bis 18 Uhr, unter der Telefonnummer erreichbar: 069-247 54 347-0 (Festnetz, Preise aus dem Mobilfunknetz abhängig vom Tarif). Infos: www. mittelstand-goes-home-office.de

Information

Ungesundes Essen

Homeoffice bedeutet für viele Arbeitnehmer einen Wechsel vom Schreib- an den Küchen- oder Wohnzimmertisch. Trotz der räumlichen Nähe zur eigenen Küche räumten 37 Prozent der befragten Arbeitnehmer ein, im Homeoffice ungesünder zu essen, wie aus einer Studie der mhplus Krankenkasse und der SDK Süddeutsche Krankenversicherung hervorgeht. Die Nahrungszubereitung werde schlecht geplant.