Wege zur Lockerung: Mit Online-Tickets ins Lokal oder an den Strand

Bielefeld/Berlin. Die Wirtschaft drängt mit Macht darauf, nach dem Einzelhandel auch Gastronomie und Touristik sanft zu öffnen. Eine zentrale Rolle könnten hierfür digitale Ticket-Systeme spielen, wie der Dachverband der Industrie- und Handelskammern (der DIHK) in einem "Ideenpapier" vorschlägt. Im Internet könnten Tickets für den Aufenthalt an beliebten Stränden oder in Nationalparks ebenso gebucht werden wie für den Besuch in Einzelhandelsgeschäften oder Fitness-Studios, Kinos oder Restaurants. Durch Online-Buchungen könnte demnach der Zugang zu fast allen öffentlichen Lebensbereichen reglementiert und auf ein Corona-taugliches Maß beschränkt werden. Das Ziel ist demnach die "Vereinbarkeit von Gesundheitsschutz und Geschäftsbetrieb". Regulierung öffentlicher Räume, die sonst frei zugänglich sind Online-Buchungen und Online-Reservierungen sind in vielen Bereichen längst erprobt: Wer ein Hotelzimmer braucht, kann dies vom heimischen PC tun, eine Kinokarte oder Flugtickets gibt es ebenfalls im Internet. Neu wäre aber die Ausdehnung auf Räume, die bisher als "öffentlich" und jederzeit frei zugänglich gelten - von Straßen und Wäldern bis hin zu den Ufern von Gewässern. "Wir wollen die Nutzung von Fußgängerzonen nicht durch eine Einlasskontrolle regulieren" stellt DIHK-Sprecher Thomas Renner klar. Die Fußgängerfrequenz in den Innenstädten könne aber durch die individuelle Zuweisung von Zeiträumen für den Besuch bestimmter Läden ("Slots") beeinflusst werden. Vorbild Venedig: Tickets für Zugang in Innenstadt Auch bei der Zugangsbeschränkung für Seen, Strände, Sehenswürdigkeiten oder andere touristische Anziehungspunkte ("Hotspots") gehe es keinesfalls um die Beschränkung von Bürgerrechten. Es gehe schlicht um einen Weg in die wirtschaftlich notwendige "neue Normalität", so Renner. Technische Lösungen könnten dabei helfen. In Venedig werde bereits der Zugang zur historischen Innenstadt über ein Ticket-System gesteuert: "Die Tickets werden vorab per App, im Web oder telefonisch gebucht und bei Zugangskontrollen vorgezeigt." Gastgewerbe, Tourismus und Freizeitwirtschaft bekommen auch in OWL Unterstützung durch die Industrie- und Handelskammern. "Es ist normal, in Restaurants Plätze zu reservieren", sagt Thomas Niehoff, der Hauptgeschäftsführer der IHK Bielefeld. Dies könne über solche Tickets per App auch für den Besuch im Fitness-Center, für Sehenswürdigkeiten oder Veranstaltungen geschehen, "je nach den vorgegebenen Daten wie Größe, maximale Personenzahl und Öffnungszeiten", so Niehoff. "Viele Unternehmen sind in existenzieller Krise" Dass die bestehenden Hygiene-, Schutz- und Abstandsvorgaben eingehalten werden müssen, um die Infektionsgefahr durch das Coronavirus so gering wie möglich zu halten, wird in der Wirtschaft nicht bestritten - im Gegenteil. Die Unternehmen seien "bereit, mit erweiterten Öffnungsmöglichkeiten zum Schutz von Mitarbeitern und Kunden verantwortlich umzugehen", so der Bielefelder IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven. Auf der anderen Seite seien weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen aus wirtschaftlichen Gründen notwendig, so Meier-Scheuven: "Viele Unternehmen der Freizeitwirtschaft befinden sich in einer existenziellen Krise ohne belastbare Perspektive", warnt er. Auch die Öffnungsmöglichkeiten im Einzelhandel müssten ausgeweitet werden, fordert Meier-Scheuven. Es gebe immer mehr Proteste größerer Händler, die sich gegenüber Baumärkten, Gartencentern oder Möbelhäusern benachteiligt sähen.

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