Möbelbauer planen Hausmessen trotz Corona

Löhne. Die Möbelregion Ostwestfalen-Lippe bereitet sich trotz Coronakrise weiter auf zahlreiche Hausmessen Mitte September vor – und blickt gebannt nach Düsseldorf. Die Landesregierung hat Großveranstaltungen bis Ende August zwar verboten. Doch sind die Hausmessen der Küchenhersteller mit Bundesligafußball, Volksfesten oder Popkonzerten vergleichbar? Eine Regelung steht bislang aus. Die Küchenhersteller entlang der Autobahn 30 haben bereits eine erste Wegmarke gesetzt. Die &bdquo;Küchenmeile A30", ein Zusammenschluss von 28 Herstellern, verkündete am Donnerstag: &bdquo;Die Hersteller freuen sich auf September." Es gebe ein Leben nach Corona. Vom 19. bis 25. September öffneten die Showrooms, &bdquo;um sich mit Kunden und Interessenten persönlich auszutauschen". Alles unter strenger Einhaltung der dann geltenden Corona-Vorschriften: &bdquo;Ein Lächeln hinter der Maske ist jedem Besucher gewiss." Mehrere Küchenhersteller äußerten sich auf Nachfrage von nw.de deutlich zurückhaltender. Klartext sprach Matthias Berens, Geschäftsführer der Bauformat-Gruppe aus Löhne: &bdquo;Ich gehe nicht davon aus, dass die Hausmessen stattfinden." Küchenhersteller richten Ausstellungsräume neu ein - auch ohne Fachbesucher Gleichwohl werde Bauformat die Ausstellung auf Gut Beck umbauen, damit nach der Coronakrise weiter Schulungen und Kochevents stattfinden können. So halten es offenbar auch die weiteren Küchenbauer in der Region: Der Umbau der Showrooms geht weiter – mit oder ohne Publikum. Das letzte Wort über die Küchenmeile ist noch nicht gesprochen. Die Wirtschaftslobby der Branche, der Verband der deutschen Möbelindustrie, ist zurückhaltend optimistisch. Pressesprecher Achim Hannott: &bdquo;Wir haben die Hoffnung, dass die Hausmessen der Küchenmöbelhersteller stattfinden können." Mit rund 35.000 Beschäftigten ist die Möbelindustrie in NRW ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Dazu kommen zahlreiche Beschäftigte bei Zulieferern und Logistikern. 60 Prozent aller deutschen Küchen werden in OWL hergestellt. An den Herbstmessen hängen zudem die schon jetzt schwer gebeutelten Hotels und Gastronomiebetriebe. Hannott erwartet &bdquo;klare Regelungen" für die Hausmessen: &bdquo;Das kann man nicht mit Volksfesten oder Konzerten vergleichen. Für B2B-Messen müssen – und können – Konzepte entwickelt werden, die ein abgesichertes Handeln ermöglichen." Hinter den Kulissen wird offenbar heftig gerungen. &bdquo;Es findet keine Messe statt, die nicht gebraucht wird", sagt Hannott: &bdquo;Vielleicht geht da was, wenn auch die Gastronomie ab Sommer schrittweise wieder öffnen darf." Ministerpräsident Laschet unterstützt Möbelbranche In der Landesregierung hat die Branche offenbar wichtige Fürsprecher. Bereits seit einer Woche sind Einrichtungshäuser (neben Babyfachmärkten) vorzeitig von den Verkaufsbeschränkungen ausgenommen. NRW machte eine Ausnahme von den bundesweit geltenden Coronaregeln. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) rechtfertigte den Sonderweg in einer Telefonschalte des CDU-Parteipräsidiums laut Deutscher Presseagentur gar mit der Bemerkung, NRW sei das &bdquo;Land der Küchenbauer". Seine Vorgänger hatten dagegen stets die Reviergeschichte von Kohle und Stahl beschworen. Bei den Hausmessen werden Aufträge geschrieben. Die Branche lebt vom Export. In den vergangenen Jahren kamen viele Tausend Fachbesucher aus aller Welt, vor allem aber aus den Benelux-Ländern, Frankreich und Großbritannien. Die Hersteller zeigen mit großem Aufwand auf dem Werksgelände oder vor historischer Kulisse ihre Neuerungen. Küchenmöbler aus ganz Deutschland richten für diese Zeit in OWL Showrooms ein. Im Sog der Möbel-Events kommt auch die Zuliefererbranche zusammen. Corona entfacht Diskussion über Produktzyklus neu Noch ist auch unklar, ob im Herbst überhaupt Fachbesucher nach OWL kommen, um dann quer durch die Region Showroom zu Showroom zu fahren. Bei den Herstellern wiederum könnte die Coronakrise ein willkommener Anlass sein, den Produktzyklus zu verlängern. Bisher werden im Jahresrhythmus neueste Designs vorgestellt – ungeachtet weiterer Messetermine in Köln oder Mailand. Der Handel kommt nicht immer hinterher, die neuen Küchen zu verkaufen. Die Diskussion um einen Zweijahresrhythmus dürfte dadurch neuen Schwung bekommen.

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