Fünf-Stunden-Tag: Warum sich das Modell in Zeiten von Corona bezahlt macht

Bielefeld. Lasse Rheingans hat mit seiner Werbeagentur Rheingans Digital Enabler bundesweit für Furore gesorgt. Inzwischen hält er auch Vorträge über die Einführung des Fünf-Stunden-Tages vor zweieinhalb Jahren in seinem Unternehmen. Noch immer fragen ihn die Leute: &bdquo;Arbeitszeit von 8 bis 13 Uhr, bei gleicher Bezahlung, gleichen Rechten, gleichem Urlaubsanspruch – wie kommt man nur auf die Idee?" Rheingans denkt längst weiter. Erst recht in Krisenzeiten. &bdquo;Alle reden über Zeit", sagt der Bielefelder. Dabei sieht er ein viel drängenderes Thema. &bdquo;Der Mittelstand hat es seit 20 Jahren verschlafen, digitale Technologien zu nutzen", kritisiert er. &bdquo;Keine digitalen Geschäftsmodelle, keine digitalen Prozesse, nicht mal Home Office im Regelfall – bis auf eben genau jetzt, weil es nur so geht." "Die Leute glauben immer noch, Homeoffice sei nicht gut" Mit digitalen Technologien ziehe eine ganz andere Haltung in die Arbeitswelt ein. &bdquo;Die Leute glauben immer noch, Homeoffice sei nicht gut, weil die Beschäftigten dann nicht arbeiteten", sagt Rheingans. Für ihn ein Irrglaube. Aber auch Rheingans hat aus den Erfahrungen, die er mit dem Fünf-Stunden-Tag sammelte, viel gelernt. Für manche Mitarbeiter sei es nicht möglich, so strikt und hochkonzentriert bis zur Mittagspause durchzuarbeiten, sagt er heute. Der Inhaber der Digital-Kommunikationsagentur sieht in der Corona-Krise die alten Rezepte für überholt an. &bdquo;Dass jeder Beschäftigte alles machen muss, ist nicht mehr zielführend. Jeder Mitarbeiter macht den Job, den er wirklich gerne macht", beschreibt er das Zukunftsrezept von &bdquo;New Work". Jetzige Stellenbeschreibungen würden durch die &bdquo;Vuca-Welt" bestimmt, sprich durch Volatilität und Unsicherheit – quasi wie das Auf und Ab an der Börse.&bdquo;Jetzt sind Flexibilität, die Stärken jedes Einzelnen und Miteinander gefragt", betont Rheingans. Starre Regeln der 50er und Technologien der 80er Jahre hätten sich überholt. Ein Restrukturierungsexperte &bdquo;In Deutschland glauben viele Unternehmer nicht, dass sie von Branchenfremden angegriffen werden", sagt Rheingans. Dabei verweist er auf Plattformen wie Uber, den Online-Vermittlungsdienst zur Personenbeförderung (&bdquo;Es ist kein Taxiunternehmen"), oder Airbnb, eine Plattform, auf der Privatpersonen ihre Wohnung an Reisende zur Vermietung anbieten können. Rheingans hat sich mitten in der Corona-Krise mit André Bierbass einen Partner an Bord geholt, der Expertise aus der Restrukturierung- und Prozessberatung einbringe und jahrelang Erfahrungen auf C-Level- Ebene in Digital- und eCommerce-Unternehmen gesammelt habe. Damit könne das Team von Rheingans Digital Enabler Prozesse von Beginn an analysieren und kosteneffizient digitalisieren, wodurch die Bereiche der individuellen Anwendungs- und Online Shop-Entwicklung profitierten. &bdquo;In meinen Gesprächen mit unseren Kunden wird deutlich, dass die versierte Expertise in Restrukturierungsprogrammen aus seiner Zeit in der Managementberatung der Ernst & Young die Nachfrage nach Fähigkeiten und Erfahrungen wie André sie mitbringt, jetzt gefragter denn je ist", sagt Rheingans. Was ist digital möglich und jetzt wirklich notwendig? Bierbass wurde 2016 zum Chief Operating Officer (COO), Personal- und Marketingleiter der Triple A Internetshops GmbH (Bielefeld) berufen. Die Gruppe um die Top 100 Online Shops &bdquo;druckerzubeoer.de" und &bdquo;eis.de" sowie der neu aufgebauten Marke bilder.de macht mehr als 200 Millionen Euro Umsatz, hat gut 18 Millionen Kunden und beschäftigt gut 250 Mitarbeiter weltweit. Das Fundament für seine Erfolge im eCommerce habe Bierbass im Führungskräfte-Entwicklungsprogramm der Edeka Zentrale und in der operativen Beratung bei der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mbH gelegt. Bei den Rheingans Digital Enablern verantwortet er Vertrieb, Marketing, Organisation. &bdquo;Vielleicht retten wir gemeinsam dann etwas anders den Mittelstand, eher dann mit Fokus auf: Was ist digital möglich und jetzt wirklich notwendig? Und leider dann aber in der Folge: Was sind daraus resultierende Restrukturierungsmaßnahmen?", sagt Rheingans etwas wehmütig.

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