Bauernverband sucht neue Spitze - erstmals eine Frau?

Münster. Er spricht für knapp 23.500 landwirtschaftliche Betriebe und 39.000 Mitglieder in Westfalen-Lippe: Johannes Röhring, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Landwirt und Schweinehalter aus Borken, Mitglied der CDU-Fraktion im Bundestag. Am 17. Februar gibt Röhring sein Amt vorzeitig auf. Dann stehen Neuwahlen bei einem der stärksten Berufsverbände in NRW an – mit mehreren möglichen Überraschungen. Mittlerweile haben – und das ist bereits ein Novum – drei Kandidaten ihren Hut in den Ring geworfen und wollen die 108 Delegierten in Münster von sich überzeugen. Hubertus Beringmeier aus OWL bewirbt sich Da ist Joachim Pehle aus Erwitte, der als bisher letzter Kandidat antrat. Mit Susanne Schulze Bockeloh aus Münster könnte erstmals eine Frau an der WLV-Spitze stehen. Gute Karten werden auch Hubertus Beringmeier eingeräumt. Er wäre der erste Ostwestfale auf dem Posten, den das Münsterland seit Jahrzehnten als Erbhof hütet. Der 58-Jährige ist Landwirt und Schweinehalter und seit fünf Jahren Regionalvorsitzender des WLV. Beide sind von ihren regionalen Verbänden nominiert worden. &bdquo;Landwirtschaft brauche eine verlässliche Perspektive", fordert der Paderborner, der neben der Schweinehaltung Ackerbau betreibt und auf die Problem der Branche verweist: Immer wieder durch neue politische und gerichtliche Regelungen, etwa bei Stallbau-Vorschriften nicht mehr zu wissen, ob sich Investitionen noch lohnen. &bdquo;Ich werde mich ausschließlich um die Landwirtschaft kümmern und nur das machen, was am Präsidentenamt hängt", verspricht der Ostwestfale, dessen Stall per Internet-Kamera unter die Lupe genommen werden kann. Die grüne Branche in NRW sei auf Tierhaltung angewiesen: Zwei Drittel der Gewinne der Höfe stamme aus diesem Bereich. Die stehen insgesamt vor großen Herausforderungen. Es gehe auch um die Speicherung vom Kohlendioxid oder die Biodiversität. &bdquo;Das will ich mitgestalten", sagt Beringmeier, der mit seiner zunächst einzigen Mitbewerberin über Wochen für Diskussionsveranstaltungen durch Westfalen-Lippe tourte. Studierte Agrarökonomin Seine Mitbewerberin Susanne Schulze Bockeloh (54) hat es nach Abschluss ihres Agrar-Studiums nach Münster verschlagen. Dort bewirtschaftet die gebürtige Siegenerin mit ihrem Mann einen Ackerbaubetrieb. Die Tierhaltung hat die Familie 2013 aufgegeben. Als Frau anzutreten sei kein Pluspunkt, erklärt die zweifache Mutter, die neben ihrer Funktion als WLV-Kreisvorsitzende Aufsichtsrätin beim Agrar-Konzern Agravis ist. &bdquo;Es wäre aber ein tolles Signal, wenn der WLV die erste Präsidentin wählen würden. Frauen haben auf manche Themen einen anderen Blick als Männer." Sie glaube, dass gerade die Themen Kommunikation und Dialog für die Branche in den kommenden Jahren &bdquo;sehr wichtig" werden. Gleiches gelte für Durchsetzungsstärke. Über Bauernproteste politisiert Mit Joachim Pehle aus Erwitte im Kreis Soest ist im Januar überraschend ein dritter Kandidat angetreten, der zwar ebenfalls im WLV verhaftet und Mitglied des Kreisverbandes ist. Er hatte seinen Hut Anfang Januar nach den Protesten der unabhängigen und innerhalb der Branche als sehr stark bewerteten Bauernvereinigung LsV (Land schafft Verbindung) in den Ring geworfen. &bdquo;Ich habe mich über die aktuellen Bauernproteste politisiert", erklärt der gelernte Landwirt und Maschinenbauingenieur, der für Landtechnikkonzerne tätig war und sich dann entschied, vor allem wieder mit Ackerbau und Schweinehaltung sein Geld zu verdienen. &bdquo;Wir müssen den Schwung von der Straße in den WLV bringen", unterstreicht der 46-Jährige, der mit seinem Traktor unter anderem zur Demo nach Berlin gefahren ist. Die Menschen in den Dörfern hätten ihnen zugewinkt – das sei ein Zeichen dafür, wie groß die Sympathie mit den Landwirten ist. Hinter den Kulissen laufen derzeit die Diskussionen, wer die Landwirte zwischen Borken und Lippe am besten vertritt. &bdquo;Das wird spannend", ist denn auch der einzige Kommentar des scheidenden WLV-Präsidenten Röhring, dessen Stellvertreter Wilhelm Brüggemeier aus Enger und Henner Braach aus Siegen-Wittgenstein im Amt bleiben. Ob einer der Kandidaten auf Anhieb die erforderliche Mehrheit erhalten wird, gilt als offen. Dann ist – und das wäre dann auch eine Premiere beim WLV – ein entscheidender zweiter Wahlgang notwendig.

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