Wirtschaft

OWL-Unternehmen warnen Mitarbeiter vor Reisen nach China

Chinesische Millionenstädte sind im Kampf gegen das neuartige Corona-Virus abgeschottet.

In Wuhan, wo die Krankheit ausbrach, behandeln Ärzte in Schutzanzügen einen Patienten in der Uniklinik Zhongnan. | © Xiong Qi

Andrea Frühauf
24.01.2020 | 24.01.2020, 20:00

Bielefeld. Die Ausbreitung des Corona-Virus in China führt auch in OWL zu Besorgnis. In China schränkten Behörden die Reise- und Bewegungsfreiheit immer stärker ein. In zehn Städten in der zentralchinesischen Provinz Hubei, wo die neue Lungenkrankheit ausgebrochen war, wurde der öffentliche Personennahverkehr ausgesetzt, so dass mehr als 43 Millionen Menschen weitgehend von der Außenwelt abgeschottet sind. In der Elf-Millionen-Metropole Wuhan, die besonders betroffen ist, wurden neben Nah- und Fernverkehr auch Züge, Fähren und   Direktflüge nach Europa gestoppt.

Mitarbeiter sollen Video- und Telefonkonferenzen nutzen

Der Autozulieferer Schaeffler, der auch ein Werk in Steinhagen hat, hat deshalb seinen 89.000 Mitarbeitern Dienstreisen von und nach China verboten. Schaeffler hat in China acht Werke und in Wuhan einen Logistikstandort. Der ebenfalls in China aktive Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori steht in engem Austausch mit Beschäftigten vor Ort. „Von Dienstreisen nach China bitten wir derzeit abzusehen, stattdessen halten wir dazu an, alternative Kommunikationsmöglichkeiten wie Video- und Telefonkonferenzen zu nutzen", teilte der Konzern in Bielefeld mit. Auswirkungen auf die Geschäfte seien derzeit nicht feststellbar.

Weidmüller hat Krisenstab eingerichtet

Der Lippstädter Autozulieferer Hella, der mehrere Fabriken in China hat, hat alle Mitarbeiter aufgefordert, von Reisen in die Region Wuhan abzusehen. Aber auch Reisen in andere Regionen Chinas sollten kritisch hinterfragt werden, „ob sie zu diesem Zeitpunkt unbedingt nötig sind". Täglich bewerte ein Krisenstab die Lage neu.

Auch der Detmolder Elektronik-Spezialist Weidmüller hat einen Krisenstab eingerichtet und rät wie das Auswärtige Amt auch seinen Mitarbeitern, Reisen nach Wuhan zu verschieben. Außerdem würden beschäftigte verpflichtet, "bei Reisen aus und nach China, Taiwan und Hong Kong, den Betriebs- oder Hausarzt aufzusuchen", so ein Unternehmenssprecher. "Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau und werden entsprechend der offiziellen Empfehlungen reagieren."

Der Gütersloher Hausgerätehersteller Miele, der ein Werk in der bevölkerungsreichsten Provinz Guangdong hat, sieht „derzeit keinen spezifischen Handlungsbedarf". Dies decke sich mit den Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts. „Unser Betriebsarzt und die Personalabteilung beobachten das Thema natürlich sorgfältig."

Inkubationszeit bis zu 14 Tage

Die Symptome der neuen Lungenkrankheit sind laut der Weltgesundheitsorganisation WHO Fieber, Atemnot und Husten. Bei den meisten Todesfällen habe es sich um ältere Menschen gehandelt. Die Inkubationszeit beträgt laut Robert Koch Institut bis zu 14 Tage. „Mit einem Import einzelner Fälle nach Deutschland muss gerechnet werden", so das Institut. Um eine Weiterverbreitung in Deutschland zu verhindern, sei es wichtig, diese Fälle früh zu erkennen, sie zu isolieren und Hygienemaßnahmen konsequent einzuhalten. Impfstoffe seien noch nicht verfügbar.

Auch beim Bundesgesundheitsministerium heißt es, das Virus sei nicht leicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Auf die Frage, ob auch in Deutschland im Ernstfall ganze Städte abgeriegelt werden können, hüllen sich Bundesgesundheits- und Bundesjustizministerium in Schweigen. „Wir lassen jetzt nicht die nationale Volksarmee auflaufen", so ein Ministeriumssprecher. Flugbegleiter seien sensibilisiert. Entscheidend sei die Isolierung Betroffener und die Rückverfolgung, mit wem sie Kontakt hatten. Unter Notstandsbedingungen, dazu zählen auch Seuchen, darf die Freizügigkeit laut Grundgesetz (Art. 11) auch in Deutschland eingeschränkt werden.