Bis Ende 2022: Bentelers Stahlrohr-Sparte baut 600 Stellen ab

Paderborn/Salzburg. Beim Benteler-Konzern steht ein Stellenabbau bevor, der auch den größten Unternehmensstandort Paderborn in Mitleidenschaft ziehen wird. Bis Ende 2022 sei ein Abbau von 600 der bundesweit 3.600 Stellen in der Stahlrohr-Sparte geplant, teilte die in Salzburg ansässige Konzernzentrale mit. 2.500 Mitarbeiter beschäftigt der Stahl-Bereich allein an den beiden Standorten in Paderborn und Schloß-Neuhaus, wo sich neben zwei Werken auch die Verwaltung der Sparte befindet. Weitere inländische Stahlrohr-Werke sind in Lingen, Bottrop und Dinslaken. Der Standort Dinslaken mit 600 Mitarbeitern wird als einziger ausdrücklich erwähnt, von einer kompletten Schließung ist aber nicht die Rede. Bereits in der vergangenen Woche seien Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen worden, heißt es von der Benteler International AG. Das Ziel sei es, "die Wettbewerbsfähigkeit der Division Benteler Steel/Tube zu erhöhen und so einen Großteil der Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern", erklärte Tobias Braun, der Finanzchef der Sparte. Der Stellenabbau solle sozialverträglich umgesetzt werden: "Beispielsweise durch freiwillige Abfindungsprogramme, Altersteilzeit, flexible Arbeitszeiten und eine natürliche Fluktuation." Wettbewerber aus Osteuropa und China fluten Markt mit billigen Rohren "Steel/Tube" ist die zweitgrößte Sparte des Industriekonzerns, der weltweit rund 30.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Konzernumsatz war 2018 auf 8,1 Milliarden Euro gewachsen, Bentelers größter Bereich ist die Autozuliefersparte. Noch im Jahr 2018 hatte der Stahlrohr-Bereich mit weltweit 4.400 Mitarbeitern ein ausgesprochen gutes Jahr erlebt - "eines der besten Jahre der vergangenen zehn Jahre", so Konzernsprecherin Birgit Held. Der Umsatz war 2018 um 18 Prozent auf mehr als 1,2 Milliarden Euro gewachsen. Doch dann habe die Sparte einen Einbruch erlebt: Ein Grund sei, dass die Nachfrage auf den wichtigen Absatzmärkten in Europa gesunken ist. Bedingt durch Überkapazitäten seien auch die Preise und damit die Margen rückläufig. Verschärft werden die Probleme demnach dadurch, dass Wettbewerber aus Osteuropa und China mit billigen Rohren auf den Markt drängen. Dabei habe die Konkurrenz technologisch aufgeschlossen und biete inzwischen auch hochwertigere Produkte an. Zugleich sei der Export nach China und in die USA angesichts des schwelenden Handelskonflikts mit erhöhten Zöllen nur noch eingeschränkt möglich. Kündigungsschutz und Standortsicherung bis Ende 2021 Carmelo Zanghi von der IG Metall in Paderborn äußerte sich überrascht von den Plänen bei Benteler: "Die Zahl von 600 Stellen ist mir bisher nicht bekannt", sagte er. Immerhin gebe es für die Sparte einen Sanierungstarifvertrag mit Kündigungsschutz und Standortsicherung, der bis Ende 2021 gelte. Dafür habe die Belegschaft 2016 akzeptiert, dass Gehaltserhöhungen verschoben und Sonderzahlungen (Urlaubs- und Weihnachtsgeld) reduziert wurden sowie unentgeltliche Mehrarbeit möglich wurde. "Das Stahlrohrgeschäft ist wechselhaft", räumte Zanghi ein. Die Frage, wie der Bereich stabilisiert werden kann, habe daher bereits im Raum gestanden. Dazu gehörten unbedingt auch Investitionen - doch das Unternehmen habe zugesagte Investitionen nun abgesagt, kritisierte Zanghi bereits am Dienstag. "Uns ist gesagt worden, die Investitionen seien derzeit nicht machbar". "Profitabilität muss wieder hergestellt werden" "Wir sind ein verantwortungsbewusster Arbeitgeber und planen die genannten Maßnahmen nicht leichtfertig", betonte Konzernsprecherin Birgit Held. "Aber wir müssen jetzt handeln und die Profitabilität wieder herstellen." Dazu gehöre es, Kosten zu senken und die Kapazitäten zu reduzieren, um die anderen Arbeitsplätze zu sichern. In den Gesprächen mit den Arbeitnehmern, die so schnell wie möglich geführt werden sollten, gehe es zudem auch um eine Veränderung der strategischen Ausrichtung, die Optimierung des Produktangebotes und die Weiterentwicklung des Vertriebs.

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