
Korbach/Twistetal. Nach zwei Todesfällen durch Keime in Wurstwaren hat das zuständige Veterinäramt des Landkreises Waldeck-Falkenberg die Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG im nordhessischen Twistetal-Berndorf geschlossen. Dies bestätigte eine Sprecherin der Kreisbehörde. Bei den Todesfällen handelt es sich nach Medienberichten um zwei ältere Menschen aus Hessen. 37 weitere Erkrankungen sollen durch Wilke-Produkte ausgelöst worden sein.
Die gefährlichen Bakterien Listerien wurden in Pizzasalami und einer Brühwurst der Firma Wilke Wurstwaren nachgewiesen, wie die Hessische-Niedersächsische Allgemeine (HNA) berichtete. Wilke startete eine weltweite Rückrufaktion. "Alle im Unternehmen hergestellten Erzeugnisse mit sämtlichen
Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdaten" würden zurückgerufen, teilte Wilke mit. Die
betroffenen Waren seien durch das ovale Kennzeichen "DE EV 203 EG"
eindeutig zu identifizieren. Die Artikel könnten gegen Erstattung des
Kaufpreises zurückgegeben werden.
Der Bielefelder Lebensmittekonzern Dr. Oetker betonte, dass seine Tiefkühlpizzen nicht betroffen seien. Anders als in einem Werbevideo von der Wilke-Geschäftsleitung behauptet werde, habe Dr. Oetker für seine Tiefkühlpizzen keine Salami von Wilke aus Twistetal-Berndorf bezogen. "Es besteht keine Geschäftsbeziehung zu dem inzwischen behördlich
geschlossenen Wurstwarenhersteller", teilte der Nahrungsmittelkonzern in
Bielefeld mit. Das Werbevideo wurde 2018 von Wilke bei Youtube veröffentlicht. Wann es gedreht wurde, blieb offen.
"Die Lieferkontakte sind bereits 2014 ausgelaufen", sagte Unternehmenssprecher Jörg Schillinger. Wilk habe bis 2014 letztmalig das Pizzawerk von Dr. Oetker in England beliefert, das einst Schwan's gehörte. Der Nahrungsmittelkonzern hatte das im nordenglischen Leyland gelegene Werk des amerikanischen Pizza-Produzenten The Schwan Food Company Anfang 2009 übernommen und später umbenannt. Der US-Pizzahersteller Schwan's habe ursprünglich die Lieferkontakte mit Wilk gehabt. Dr. Oetker habe sie 2014 beendet.
Angeblich wiederholt Verunreinigungen in Wilke-Produkten gefunden
„Wiederholt" sei man mit der Situation konfrontiert worden, dass Verunreinigungen in Wilke-Produkten gefunden wurden, zitierte die HNA Landrat Reinhard Kubat. Das Robert-Koch-Institut (RKI) habe einen „unmittelbaren Zusammenhang" hergestellt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Tode durch Wilke-Produkte eingetreten sind, liege demnach bei 99,6 Prozent. Die Wurstfirma werde bereits seit Jahresanfang vom Veterinäramt begleitet, berichtete das Blatt unter Berufung auf Veterinarzt Martin Rintelen.
Gestartet wurde laut HNA eine weltweite Rückruf-Aktion für alle Produkte mit Ausnahme von Vollkonserven. Wilke beliefert auch zahlreiche Länder außerhalb Europas. Die Staatsanwaltschaft Kassel ist eingeschaltet.
Im März sei aus Hamburg ein Listerien-Befund eines Wilke-Produkts gekommen, damals habe es bereits einen internen Rückruf gegeben, sagte Rintelen dem Blatt. „Im Mai gab es dann eine weitere Beanstandung aus Baden-Württemberg", wird der Veterinär weiter zitiert.
Quelle der Verunreinigung bisher nicht gefunden
Nach den beiden Listerien-Befunden aus Hamburg und Baden-Württemberg habe es eine Grundreinigung des gesamten Betriebs gegeben. Dennoch sei es bisher nicht gelungen, die Quelle der Verunreinigung zu finden. Möglicherweise seien die fünf großen Schneide-Maschinen der Auslöser. Dort – einem sogenannten Hochrisiko-Bereich – seien Listerien gefunden worden. Das sei auch ausschlaggebend gewesen für die Schließung, wird Rintelen weiter zitiert.
Möglich sei auch, dass die Keime durch Wasser in die Produkte gelangt seien. Der Brunnen, aus dem Wilke sein Wasser für die Produktion bezieht, sei nicht verunreinigt, sagte der Veterinär. Wasser sei bei Listerien generell ein Problem. Bei Wilke tropfe es beispielsweise aus Rohrleitungen von der Decke, auf dem Boden hätten sich Pfützen gebildet.
Von der Schließung der Wurstwarenverarbeiters sind demnach 200 Mitarbeiter betroffen. Ob der Betrieb eines Tages weitergehen kann, sei derzeit völlig offen. Nach eigenen Angaben hat Wilke pro Woche rund 300 Tonnen Roh-, Brüh-, und Kochwurstartikel sowie Roh- und Kochpökelwaren und auch Konserven hergestellt und vermarktet.
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