Wirtschaft

Schnell wie Sebastian Vettel - mit künstlicher Intelligenz

IT-Consultant Sebastian Moos aus Bielefeld sagt Gerüchten den Kampf an. Fake News erschweren IT-Umstellungen in mittelständischen Unternehmen

Endlich mal wieder gewonnen: Formel-1-Pilot Sebastian Vettel. | © picture alliance / Laci Perenyi

26.09.2019 | 26.09.2019, 17:24

Bielefeld. Pssst. Künstliche Intelligenz besiegt Sebastian Vettel. Rennstallbesitzer will Mannschaft durch Roboter ersetzen. Ein Gerücht. Mehr nicht. Und doch: Mit ähnlichen Falschmeldungen schlagen sich derzeit Mittelständler herum, die ihre IT zukunftssicher machen wollen.

Sebastian Moos von Tiricon, IT Culture Consultant, berät Unternehmen, deren IT-Umstellung kriselt. „Ich zeige Teamleitern, welche Vorteile es hat, sich wie ein kleines Kind zu verhalten", sagt der 38-jährige Wahl-Bielefelder.

Er spielt auf das konsequente Nachfragen nach dem „Warum" an, das Kinder so gut beherrschen. „Nehmen wir das Formel-1 Beispiel", sagt Moos. „Wichtige Fragen wären: Was erwarten die Mechaniker? Antwort: einen sicheren Arbeitsplatz. Warum? Antwort: Weil sie sich Sicherheit wünschen und wissen wollen, ob sie sich nach einem neuen Job umsehen müssen. Welchem Zweck dient diese Erwartung? Antwort: Sie wollen wissen, ob erwartet wird, dass sie sich weiterbilden sollten (in Sachen KI) oder ob ihr Job gänzlich überflüssig wird und sie umsatteln müssen. Welche Konsequenzen hat die Haltung der Mechaniker für das Projekt? Sie ist mitentscheidend für eine erfolgreiche oder missglückte Umsetzung."

Sorge um die Sicherheit der Daten

IT-Consultant Sebastian Moos unterstützt Unternehmen beim digitalen Wandel. - © Tiricon
IT-Consultant Sebastian Moos unterstützt Unternehmen beim digitalen Wandel. | © Tiricon

In der fiktiven Formel-1-Geschichte geht das so: Entwickler und Mechaniker glauben unbesehen den Gerüchten. Die einen fürchten, dass ihre Daten in der Cloud nicht sicher sind, die anderen, dass sie ein schnellerer Maschinenpark ersetzt. Ergebnis: Sie alle boykottieren die Umsetzung.

In der realen Welt würde ein Mittelständler z. B. eine neue Abteilung mit Namen „Strategic Cloud Applications" ins Leben rufen und einen Mann mit Projekt-Erfahrung an die Spitze stellen. Der würde dann recht schnell der Managementebene den Zwischenstand dokumentieren. Jetzt begreifen die langjährigen Bereichsleiter, dass große Teile ihrer Verantwortung in die neue Abteilung übergehen. Sie fürchten um ihre Jobs, sprechen das aber nicht offen an. Stattdessen setzen sie Gerüchte über Sicherheitslücken, Umsatzeinbußen, Produktionsverzögerungen und Massenkündigungen in die Welt. Fatales Ergebnis: Der Geschäftsführer stoppt das Projekt und wechselt den Job. Das Unternehmen verlängert Lizenzen für aktuelle Infrastruktur und verliert benötigte finanzielle Flexibilität.

„Die üblichen Businessmodelle eignen sich nicht zur erfolgreichen Umsetzung von IT-Projekten", weiß Moos. Der Geschwindigkeit, in der sich die Marktanforderungen entwickeln, kann ein Unternehmen nicht mit abgeschlossenen Prozessen begegnen, sondern nur mit kreativen Innovationen und agilen Arbeitsweisen.

Viel zu viele IT-Projekte scheitern

75 Prozent aller IT-Projekte scheitern, weil „Menschen dazu tendieren, Dinge anzunehmen statt nachzufragen", erklärt Moos. Im fiktiven Szenario würden die Entwickler auf Nachfrage beruhigt. Natürlich ist ihr Job sicher. Das gilt auch für den Fahrer, auf dessen Intuition niemand verzichten will. Nur die Mechaniker müssen sich umstellen, erhalten aber mehr Gewicht, weil sie mit entscheiden, wo und wie Handgriffe optimiert werden sollten. Und in der realen Welt? Da könnten zum Beispiel Kapazitäten frei werden für die Aufgaben, die nur eine reale Person leisten kann.

Wenn IT-Projekte ins Schlingern geraten, können Beratung und Coaching in den Bereichen IT-Projektmanagement, Leadership und Team- Management Auswege bieten. „Klare und politikfreie Kommunikation kann helfen, das Vertrauen in ein kostenintensive Projekt zu erhalten", sagt Moss. „Das erfordert hohe emotionale Intelligenz bei Führungskräften und Projektmanagern." Und eben diese vermitteln Menschen wie Sebastian Moos.

INFORMATION


Zur Person


Sebastian Moos hat als IT-Consultant Unternehmen wie Xing, die Deutsche
Telekom, den Axel Springer Verlag, die Mediengruppe RTL, Fresenius und
Novartis beraten. Nach 12 Jahren Praxis will der Inhaber von Tirocon –
IT Culture Consultant das vom amerikanischen Sozialwissenschaftler Edgar
Henry Schein entwickelte „Process Consulting" und die Idee der
„Adaptive Moves" in ostwestfälischen mittelständischen Unternehmen auf
seine ganz eigene Art mit Leben füllen.