Verbraucher

Gratisproben sorgen für gigantische Rechnungen

Verbraucherschützer warnen vor der Internetplattform Probenheld.de. Horrende Rechnungen verderben den Spaß an Gratisproben.

Finger weg: Vermeintlich kostenlose Proben können gigantische Forderungen nach sich ziehen. | © picture alliance / ZB

Wolfgang Mulke
25.04.2019 | 25.04.2019, 18:49

Berlin. Das Angebot auf dem Webportal Probenheld.de klingt verlockend. „Man bekommt fast jede Woche ein Paket mit einem interessanten Produkt und kann es meistens behalten", zitieren die Betreiber einen ihrer Kunden. Das Foto auf der Homepage zeigt ein Smartphone, einen Laptop und Diätmittel. Das Versprechen: Wer sich registrieren lässt, erhält aus allen möglichen Produktkategorien Gratisproben. Das hat anscheinend viele Verbraucher angelockt.

Doch Vorsicht ist geboten. Beim Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) in Kehl häufen sich Beschwerden über das Portal. „Statt der Produktproben tappen Kunden in teure Abofallen", warnt das EVZ. Statt der erhofften Artikel erhielten sie hohe Rechnungen für unbestellte Lieferungen, zum Beispiel von einer Kreditkartenfirma oder eines Unternehmen namens Seitensprung.tv. Fast 1.000 Euro wollte letzteres bei Nutzern eintreiben. Zudem flatterten den Opfern aggressive Mahnschreiben von Inkassofirmen ins Haus. „Die Rechnungen von Platinum Card und Seitensprung.tv stehen in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit der Eingabe persönlicher Daten auf Probenheld.de", stellt das EVZ fest.

1.000 Euro für Seitensprung.tv

Der Betreiber gibt im Impressum eine Geschäftsadresse in der Karibik an. Unter der auf dem Portal angegebenen Rufnummer meldet eine Bandansage, dass es keine Verbindung mehr gibt und eine Mailanfrage dieser Zeitung wurde als unzustellbar zurückgesandt.

Der Trick der Betreiber ist simpel. Wer Gratisproben haben möchte, muss sich zunächst mit seinen Daten registrieren lassen. Mit derlei Informationen können Böswillige auf Abzocktour gehen. Das scheint hier auch der Fall zu sein. „Wir raten bei kostenlosen Angeboten im Internet grundsätzlich zur Vorsicht", sagt EVZ-Juristin Sabihat Kreß. Auch auf den Datenschutz sollten die Verbraucher achten.

Blick in die Geschäftsbedingungen hilft nicht weiter

Ein Blick auf die Geschäftsbedingungen bei Probenheld.de hilft allerdings bestenfalls Experten weiter. Die Formulierungen darin sind für viele Verbraucher unverständlich. Bestehen Zweifel an der Seriosität eines Anbieters, sollten Kunden bei einer Verbraucherzentrale oder dem EVZ nachfragen.

„Wir raten Betroffenen, den Forderungen per E-Mail zu widersprechen und die sofortige Löschung der persönlichen Daten zu verlangen", sagt die Juristin. Die Rechnungen sollten auf keinen Fall bezahlt werden, ohne zuvor rechtlichen Rat einzuholen. Nach Auffassung der EVZ verstößt das Portal gegen zahlreiche gesetzliche Vorschriften. Für die betroffenen Verbraucher hat das Zentrum Musterbriefe verfasst, mit denen sie sich gegen die Methoden des Betreibers zur Wehr setzen können. Sie sind unter der Webadresse www.evz.de abrufbar.