Wirtschaft

Generationswechsel: August Oetker zieht sich zurück

Gesagt, getan: Wie angekündigt, haben die Oetkers den Generationswechsel im Beirat vollzogen. Rudolf Louis Schweizer, Enkel der Unternehmer-Legende Rudolf Louis Schweizer, übernimmt von August Oetker

21.03.2019 | 21.03.2019, 21:57

Bielefeld. Der Oetker-Konzern hat am Mittwoch wie angekündigt den Generationswechsel vollzogen. Der bisherige langjährige Vorsitzende des mächtigen Oetker-Beirats, August Oetker (75), hat wenige Tage nach seinem Geburtstag sein Mandat nach Erreichen der für ihn geltenden Altersgrenze in der heutigen Beiratssitzung niedergelegt. Er scheidet zum Monatsende aus dem Beirat aus.

Gemäß Satzung habe der Beirat im Anschluss daran aus seiner Mitte einen Nachfolger gewählt und sich für Rudolf Louis Schweizer (51) als neuen Vorsitzenden für das Gremium entschieden. Auch diese Personalie war im Vorfeld festgezurrt worden.

Damit wird der Beirat nach Rudolf-August Oetker, Rosely Schweizer und August Oetker in vierter Folge von einem Mitglied der Gründerfamilie geführt. Rudolf Louis Schweizer ist ein Enkel von Rudolf-August Oetker. Er ist der Sohn von Rosely Schweizer, der ältesten Tochter von Rudolf-August Oetker aus dessen erster Ehe.

Zuletzt hatte es Zwist gegeben

Schweizer ist seit 2012 Mitglied des Beirats der Dr. August Oetker KG. Bereits 2010 war er als Kommanditist in die Dr. August Oetker KG eingetreten und ist somit Mitglied der Gesellschafterversammlung. Der Diplom-Kaufmann war von 1996 bis 2012 Geschäftsführer der väterlichen Unternehmensgruppe und von 2012 bis zu deren Verkauf im Jahr 2015 als Beirat tätig.

Zuletzt hatte es erneut Zwist gegeben zwischen den drei jüngeren Geschwister Alfred, Carl Ferdinand und Julia Oetker –
allesamt Nachkommen aus der dritten Ehe des 2007 verstorbenen Patriarchen Rudolf-August Oetker („RAO") – und den älteren Geschwistern um August Oetker. Die Jüngeren hatten sich zuletzt gegen die ihrer Ansicht nach unrechtmäßige Berufung des neuen Beiratsmitgliedes Anna Maria Braun (39) gewehrt und beim Landgericht Bielefeld sogar eine Feststellungsklage gegen den Gesellschafterbeschluss eingereicht. Braun, die ab April in sechster Generation den Hersteller für Medizintechnik B. Braun in Melsungen leitet, rückte als Nachfolgerin von Lufthansa-Chef Carsten Spohr in den Oetker-Beirat.

Die Kläger wollen das Verfahren ruhen lassen

Der mächtige siebenköpfige Oetker-Beirat, dem drei Familienmitglieder angehören, kontrolliert die Oetker-Gruppe, die mit Lebensmitteln, Bier, Sekt, Wein, Bank, Chemieprodukten, Hotels und der mittlerweile verkauften Reederei Hamburg-Süd 2017 noch 11,6 Milliarden Euro Umsatz machte. Die Klage der jüngeren Oetker-Generation ging zwar beim Gericht ein, aber die Kläger hätten inzwischen beantragt, das Verfahren vor dem 3. Senat ruhen zu lassen, sagte ein Gerichtssprecher.
Die Beklagte habe sich dem Antrag angeschlossen. Sollte die angestrebte außergerichtliche Einigung aber scheitern, werde die zuständige Kammer für Handelssachen den Fall übernehmen.

Wie berichtet hatten sich die sehr viel älteren „RAO"-Nachkommen um den heutigen Beiratsvorsitzenden und früheren Konzernchef August Oetker (74) bei der Wahl durchgesetzt, obwohl die nötige Dreiviertelmehrheit verfehlt wurde. Trotzdem erklärte August Oetker die Wahl für gültig. Denn das Stimmverhalten der jüngeren Halbgeschwister beruhe auf „treuwidrigen" Gründen, die Nein-Stimmen seien deshalb als Ja-Stimmen zu zählen, argumentierte er. Sein Bruder und Nachfolger an der Konzernspitze Richard Oetker (68) und auch seine ältere Halbschwester Rosely Schweizer (78), die älteste Tochter von
Rudolf August Oetker aus dessen erster Ehe, unterstützten August Oetker bei der Wahl.