Von
Andrea Frühauf
19.12.2018 | 19.12.2018, 18:47
Wirtschaft
Bundeskabinett berät das Thema. Dr. Oetker senkt den Salzgehalt bei Pizzen nach eigenen Angaben seit Jahren schrittweise
Berlin/Bielefeld. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) will die Ernährungsindustrie weiter in die Pflicht nehmen. Für Fertigprodukte soll bis 2025 weniger Zucker, Salz und Fett verwendet werden. Laut "Bild"-Zeitung hat sich der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft, bereits freiwillig verpflichtet, die Zuckermenge in Kinder-Frühstückscerealien um mindestens 20 Prozent zu verringern.
Demnach handelt es sich bei der Vereinbarung mit Teilbranchen der Ernährungsindustrie um eine von beiden Seiten unterschriebene Selbstverpflichtung. Im kommenden Herbst solle es die erste Erfolgsüberprüfung geben. „Wenn die Wirtschaft nicht mitmacht, werden wir weitere Maßnahmen prüfen", erläuterte Klöckner.
Der Bielefelder Tiefkühlpizza- und Müslihersteller Dr. Oetker hat nach eigenen Angaben bei Pizza den Salzanteil schrittweise bereits seit 2005 reduziert. "Über das ganze Pizza-Sortiment wurde der Salzgehalt in Summe bis heute um 27 Prozent gesenkt", sagt eine Unternehmenssprecherin.
Eine Salami-Pizza sei wegen der Wurst allerdings etwas salziger als eine Pizza Margherita. Sie betont: "Die Verbraucher kennen den Geschmack ihrer Pizza. Den Salzgehalt kann man deshalb nicht sofort um 20 Prozent senken. Sonst streuen sie selbst noch mehr Salz darauf."
Bei Müsli hat Dr. Oetker nach eigenen Angaben sein Angebot 2007 erweitert. Für Verbraucher, die es weniger süß mögen, wurde das neue Produkt "Vitalis Knusper weniger süß" eingeführt. Für diese Range (fünf verschiedene Sorten) gelte die Regel: "Es ist immer um 30 Prozent weniger süß als vergleichbare Müslis." Dies gilt allerdings nur für dieses spezielle Produkt.
Die „Wirtschaftliche Vereinigung Zucker", der Lobbyverband der Zuckerindustrie, pocht auf die von Klöckner bereits im November vorgelegte „Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten" . In der Grundsatzvereinbarung gehe es darum, "die Kalorienaufnahme der Bevölkerung zu senken", wie der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung, Günter Tissen, betont.
Tissen fordert: "Jetzt müssen alle Beteiligten genau darauf achten, dass mit der Nährstoffreduktion der Kaloriengehalt entsprechend sinkt. Denn gängige Praxis ist es bisher, dass Zucker durch andere kalorienhaltige Zutaten ersetzt wird." Im Kampf gegen Übergewicht gelte aber: "Nur die Kalorie zählt."
Die Bundesregierung wird das Thema an diesem Mittwoch bei ihrer Kabinettssitzung beraten.
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