
Bielefeld. Wie sich die Probleme gleichen: Miele, Oetker, Benteler – alle stöhnen sie über den Fachkräftemangel. Und jetzt schließen sich auch noch die Start-ups den Klagen an. Zwei Drittel der Start-ups in OWL (68 Prozent) geben bei einer Befragung der Unternehmensberatung PWC an, die Mitarbeitersuche sei „schwierig". Das OWL-Ergebnis liegt damit über dem Bundesschnitt von 62 Prozent.
Kritisch ist das vor allem deshalb, weil gerade die jungen OWL-Unternehmen rasch wachsen wollen. 72 Prozent der Unternehmen wollen ihre Mitarbeiterzahl aufstocken – und auch dieser Wert liegt über dem Bundesschnitt. Die Gründer suchen vor allem IT-Sicherheitsexperten, Programmierer und Datenschutz-Spezialisten.
Sind die Gründer etwa undankbar?
Bundesweit hat PWC rund 1.000 Start-ups befragt, davon 50 aus der Region Ostwestfalen-Lippe. Kein Wunder, dass der Wettbewerb um die Mitarbeiter auch die Bewertung des Standorts OWL beeinflusst. Nur zwei Prozent finden das Start-up-Ökosystem „sehr gut", 78 Prozent finden es „eher gut". Damit liegt OWL in dieser Kategorie unter dem Bundesschnitt.
Sind die Gründer etwa undankbar? Schließlich gibt es mit der Founders Foundation, dem Herforder Denkwerk, der Garage33 in Paderborn und der Smart Factory in Lemgo gleich eine ganze Reihe von Start-up-Zentren. Burkhard Peters, bei PWC in Bielefeld zuständig für die Start-up-Szene, bremst. „Die Aktivitäten der Founders Foundation und all der anderen haben doch erst dafür gesorgt, dass OWL auf der Start-up-Karte überhaupt auftaucht."
Verglichen mit Hamburg, Berlin oder München sei das zwar noch ein „zartes Pflänzchen". „Aber wir sind auf einem guten Weg." Die Founders Foundation habe „einen fantastischen Job" gemacht, nicht von ungefähr gebe es allein in diesem Bereich mittlerweile 40 bis 50 Start-ups.
Die meisten Start-ups haben Unternehmen als Partner
Die heimischen Organisatoren seien gut beraten gewesen, nicht die Berliner Gründerszene mit den Stars Lieferando oder HelloFresh kopieren zu wollen. Hier in OWL haben sich die Gründer auf den B2B-Bereich, also auf Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen verlegt. Eine Vorgabe sei das nicht gewesen, eher eine Konsequenz daraus, dass die Region stark von Familienunternehmen geprägt ist. Der Zugang zu den Unternehmen sei hier leichter als anderswo. „Inhabergeführte Unternehmen passen besser zu Start-ups", sagt Peters.
72 Prozent der heimischen Start-ups haben Kooperationspartner. Mit Abstand am häufigsten, in 54 Prozent der Fälle sind besagte Kooperationspartner etablierte Unternehmen. Die Start-ups erschließen sich so neue Märkte und Kundengruppen. Und die etablierten Unternehmen lernen eine andere Unternehmenskultur kennen und profitieren von neuen Technologien.
Keine Sorge um den Standort
Damit die jungen Wilden dann nicht doch noch dem Lockruf aus Hamburg und Berlin folgten, müsse die Region ihr Profil allerdings weiter schärfen. „Denn wer erstmal hier ist, der merkt auch, welche Vorteile das Arbeiten in Bielefeld hat." Zudem müssten auch die Hochschulen noch ein bisschen besser eingebunden werden. Sorgen, dass der Standort austrockne, müsse man sich jedenfalls nicht machen.
Noch etwas dürfe OWL in die Hände spielen, glaubt Peters. „Die nächste große Welle bei Start-up-Gründungen wird im Bereich B2B entstehen." Und auf dieser Welle wird OWL dank seiner Ausrichtung auf eben diesen Bereich ganz oben reiten.