Fluggäste werfen Small Planet Hinhaltetaktik vor

Büren. Nach der Berichterstattung über die Entschädigungszahlungen der Fluggesellschaft Small Planet haben sich bei der Neuen Westfälischen zahlreiche Geschädigte gemeldet, die ein anderes Bild über die Vorgänge zeigen, als sie vom Pressesprecher dargestellt wurden. Anlass war der Beginn der Entschädigungszahlungen durch die Small Planet für einen Flug von Heraklion nach Paderborn im Mai, dessen Abflug sich um 32 Stunden verzögerte. Der Pressesprecher der Airline, Jan Limbach, hatte von einer schnellen Abwicklung sowie Pauschalzahlung von 400 Euro gesprochen. Angesprochen auf den Fall einer Kundin, die für einen Flug mit 27 Stunden Verspätung Anfang Mai nur 300 Euro pro Person zurückerhalten hatte, wunderte sich der Pressesprecher sehr und betonte, dass sein Arbeitgeber standardmäßig 400 Euro zahle und womöglich ein Irrtum vorliege. Auch die Äußerung der Kundin, sie habe erst nach zahlreichen Mails eine Antwort erhalten, erklärte Limbach mit unvollständigen Angaben und Unterlagen. 50 Euro Unterschied trotzt selbem Flug Nun haben sich erneut zahlreiche Kunden gemeldet und ihre schriftlichen und doch sehr unterschiedlichen Angebote vorgestellt. So wurde einem Fluggast, dessen Flieger im Februar nach Malta starten sollte, lediglich 150 Euro Entschädigung angeboten. Von einem Fluggast wenige Sitze weiter erfuhr er, dass dieser für denselben verspäteten Flug 200 Euro angeboten bekam. Einer der betroffenen Fluggäste aus Paderborn berichtet ebenfalls von einem 250 Euro Angebot und legt den Schriftverkehr mit der Airline bei. Es ist dieselbe standardisierte Mail, wie sie der Redaktion mehrfach mit unterschiedlichen Zahlungsangeboten zugesandt wurde. Sie beginnt stets mit einer Entschuldigung für die späte Antwort. Systemumstellungen seien der Grund gewesen. Gefolgt wird dies von der Aussage, man bedaure die Unannehmlichkeiten und hoffe den eigenen Service weiter verbessern zu können. Darauf folgt das Entschädigungsangebot. "Um eine schnelle und reibungslose Abwicklung zu gewährleisten, bieten wir Dir die zeitnahe Vornahme einer Entschädigungszahlung in Höhe von EUR 250, 00 pro Person (in Worten: zweihundertfünfzig), um alle etwaigen Entschädigungsansprüche final abzugelten." Einzelfall scheint fragwürdig Ist der angeschriebene Fluggast einverstanden, so solle er Zustimmung und Kontodaten mitsenden und die Überweisung würde umgehend angewiesen werden. "Das kannst Du einfach in einem Satz in der Antwortmail tun", heißt es weiter. Einzig die Zahlungsversprechen wechseln. Von 150 bis 300 Euro ist alles dabei. Viele der Fluggäste verstehen darunter einen Verhandlungsversuch. In einem Fall, der sich bei der Neuen Westfälischen gemeldet hat, berichtet ein Small-Planet-Passagier von einem Flug mit 48 Stunden Verspätung, einer Regressforderung an die Airline einen Tag später und eine Antwort mit dem Zuspruch 400 Euro pro Person zeitnah zu erhalten. "Mir wurde die Zahlung einer Entschädigung innerhalb von 14 Werktagen zugesagt. Diese waren gestern (9.6.) vorbei. Und was soll ich sagen... es ist natürlich kein Geld eingegangen." Der Geschädigte vermutet dahinter eine Taktik. Er habe regen Kontakt zu den anderen Fluggästen des betroffenen Fliegers. Auch in diesen Gesprächen zeigt sich eine Vielfalt an Entschädigungsangeboten. Manch ein Fluggast hat bisher noch gar keine Antwort auf seine Mails erhalten. Dass dies häufiger vorzukommen scheint, zeigt eine Facebook-Gruppe von Geschädigten. Darin tauschen Sie sich über die Vorgänge aus und es wird deutlich: Ein Einzelfall, wie er vom Pressesprecher dieser Zeitung gegenüber geäußert wurde, scheint nicht vorzuliegen. Dieser ist übrigens trotz mehrfacher Versuche nicht erreichbar.

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