
Von
Andrea Frühauf
09.05.2018 | 09.05.2018, 06:00
Wirtschaft
Sieben Immobilien vor Verkauf, auch das Artega-Gebäude. Frers will sich weiter aus dem operativen Geschäft zurückziehen
Delbrück. Der börsennotierte Autozulieferer Paragon will das große Rad drehen und bereitet sich auf eine neue Ära vor. Schon in wenigen Jahren werde Paragon 500 Millionen Euro Umsatz erreichen und in eine neue Größenordnung vorstoßen, sagte der Vorstandsvorsitzende Klaus Dieter Frers bei der Aktionärsversammlung in Delbrück.
Der Umsatz soll 2018 um gut 40 Prozent auf rund 175 Millionen Euro zulegen. Frers: „Wir stellen derzeit rund zehn Mitarbeiter pro Monat ein. Was ist, wenn wir in wenigen Jahren mehr als 500 Mitarbeiter oder gar 1.000 sein werden?" Derzeit sind es 269 Beschäftigte in Delbrück. „Wir brauchen mehr als doppelt so viel Platz", verwies Frers auf den Auftragsbestand, der sich bis zum Jahr 2022 auf zwei Milliarden Euro summiere.
Die börsennotierte Tochtergesellschaft Voltabox, die der maßgebliche Wachstumstreiber ist, habe in Delbrück ein 118.000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft („Das sind etwa 16,5 Fußballfelder."). Die sieben Standorte (14.000 Quadratmeter) am Stammsitz sollen durch einen Neubau für Voltabox und Paragon ersetzt werden. Das Baugebiet werde an der Westenholzer Straße entwickelt. Dort soll Paragon ein neues Leitwerk und eine neue Zentrale bekommen.
Im ersten Schritt werde der Geschäftsbereich Karosserie-Kinematik mit der neuen Paragon Movasys GmbH (ehemals HS Genion) verschmolzen und der Sitz von Landsberg am Lech nach Delbrück verlegt. Auch die Serienproduktion der erworbenen HS Genion GmbH (24 Millionen Euro Umsatz, 105 Mitarbeiter) wird nach Delbrück geholt. Der Neubau soll 2020 fertig sein. Danach sollen alle sieben Delbrücker Standorte (sprich Immobilien) von Paragon und Voltabox verkauft werden – dies gilt auch für das Artega-Gebäude.
Die Aktionärsschützer lobten das starke operative Geschäft und die vielversprechenden Projekte (Cloud-basierte Dienste, Landkarten, die den Feinstaubgehalt anzeigen). Die vorzeitige Wiederwahl des Aufsichtsrates lehnten einige Minderheitsaktionäre aber ab. Schließlich billige der mit der Umwandlung der Paragon AG in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) die eingeschränkten Eigentumsrechte der Minderheitsaktionäre. Frers (er hält mit seiner Familie 50 Prozent plus eine Aktie), äußerte Verständnis. Deshalb sehe die neue Satzung einen Zustimmungskatalog für grundlegende Geschäftsführungsmaßnahmen zugunsten des Aufsichtsrates vor. Frers, der sich aus dem operativen Geschäft weiter zurückziehen und sich um Strategie und Zukäufe kümmern will, hatte allein die nötige Mehrheit, um dies durchzusetzen. 13,54 Prozent stimmten dagegen. Die Dividende (25 Cent) fand viel Zustimmung.
Erstes Quartal 2018: 34,2 Millionen Euro Umsatz (plus 32,4 Prozent). Dank der Tochter Voltabox steigerte der Bereich E-Mobilität seinen Umsatz von 2,6 auf 5,1 Millionen Euro. Der Karosserie-Kinematik-Umsatz stieg von 0,8 auf 7,5 Millionen Euro. Verlust: 300.000 (100.000) Euro.
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