Wirtschaft

Combi-Aus: Immer mehr ehemalige Jibi-Märkte schließen - sechs allein in Bielefeld

Ostfriesische Handelsgruppe dünnt ihr Netz immer weiter aus. In OWL wurden viele Supermärkte geschlossen

Der Combi-Markt an der Carl-Bertelsmann-Straße in Gütersloh ist bereits geschlossen, fünf weitere in OWL folgten. | © Michael Schuh

Andrea Frühauf
16.03.2018 | 16.03.2018, 11:48

Leer/Bielefeld. Die ostfriesische Bünting-Gruppe, die Anfang 2015 das Bielefelder Familienunternehmen Jibi mit seinen 88 Lebensmittelmärkten und 2.400 Angestellten in Ostwestfalen-Lippe übernommen und großteils nach ihren Combi-Märkten umbenannt hatte, schreibt seither rote Zahlen und trennt sich von immer weiteren Filialen.

Das Kartellamt gab jetzt grünes Licht für den Kauf von zehn Combi-Märkten durch Edeka Rhein-Ruhr. Abgestoßen werden damit auch drei Filialen in Beverungen, Geseke und Steinheim. Ein Weiterbetrieb sei aus Rentabilitätsgründen nicht sinnvoll. Mit dem Verkauf der zehn Filialen sinke die Zahl der Combi-Märkte auf rund 190, heißt es in Leer.

In OWL wurden Jibi-Märkte geschlossen

Wie viele ehemalige Jibi-Märkte, deren Namenszug an den Bielefelder Unternehmer Wilhelm Jittenmeier erinnern sollten, geschlossen wurden, verrät Bünting allerdings nicht. Betroffen sind mindestens 16 Filialen in OWL. Dabei hatte der Vorstand damals betont, die Übernahme führe „zu einem langfristigen Erhalt der Arbeitsplätze in der Region". Doch gleich bei der Übernahme wurden zwei Jibi-Märkte dicht gemacht.

In Bielefeld sind 6 von einst 26 Filialen verschwunden. Auch Combi-Märkte in Espelkamp, Harsewinkel, Langenberg, Gütersloh, Delbrück und Hövelhof traf das Aus. In Borgentreich und Schloß Holte, wo die Märkte noch Jibi hießen, wurden die Läden ebenfalls geschlossen. Martin Wildemann vom Sportfachgeschäft in Schloß Holte hielt damals die Schließung für lange geplant. „Wenn ich die Fleischtheke schließe, nehme ich in Kauf, dass Kunden wegbleiben."

Drei Übernahmen waren ein Kraftakt

Branchenkenner verweisen dagegen auf Sparzwänge und Fehleinschätzungen. Drei Übernahmen in zwei Jahren sind ein Kraftakt. Im Juli 2013 hatten die Ostfriesen von der Paderborner Klingenthal-Gruppe alle 33 Minipreis-Märkte (1.200 Beschäftigte) gekauft und in Combi umgetauft. Auch hier gab es Schließungen. Ende 2017 traf es etwa den einstigen Minipreis in Rheda-Wiedenbrück. Anfang 2018 schloss der ehemalige Minipreis in Warburg-Scherfede.

Auch mit der Übernahme der Jibi-Märkte (etwa 260 Mio. Euro Brutto-Umsatz) erweiterte Bünting sein Vertriebsgebiet. Im selben Jahr kauften die Ostfriesen zudem 26 der 31 Verbrauchermärkte der Coma-Kette (Meppen), die später teils ebenfalls von Schließungen betroffen wurden. Mit beiden Übernahmen wuchs der für den Einkauf wichtige Bünting-Umsatz im Einzelhandel von 964 Millionen Euro (2014) auf 1,3 Milliarden Euro (2015).

Dabei war der Gewinn schon 2014 mit 1,3 Millionen Euro nicht üppig. Seit 2015 schreibt Bünting rote Zahlen – auch 2016 rund 20 Millionen Euro minus. 2018 soll die Gewinnzone endlich erreicht und nun im Kerngebiet neue Standorte eröffnet werden.

"Bünting hätte Jibi nicht kaufen sollen"

„Bünting hätte Jibi nicht kaufen sollen", sagt der Handelsexperte Thomas Roeb. Die Jibi-Märkte mit teils 700 und im Schnitt knapp 1.200 Verkaufsfläche seien heute zu klein, um profitabel zu sein. Vor der Übernahme machte Jibi pro Filiale schätzungsweise drei Millionen Euro Umsatz. Roeb: „Ein Rewe-Markt kommt im Schnitt auf sechs Millionen Euro Umsatz." Er warnt: „Eine Expansion in neues Gebiet sollte man nur vornehmen, wenn das Geschäft in der Heimat gut läuft. Aber selbst dann ist es nicht problemlos."

Bünting bekomme Gegenwind. Seit einigen Jahren setzen Handelsriesen wie Edeka und Rewe auf neue sehr große Verbrauchermärkte. „Aber die sind sehr aufwendig zu bauen. Der Lebensmitteleinzelhandel ist ein sehr kapitalintensives Geschäft geworden", so Roeb. Bünting aber lebe von der Substanz. Zudem würden mit dem Combi-Sortiment treue Jibi-Altkunden vergrätzt. Von dem Manager Stefan Tenk, der Combi und die Käufe von Minipreis und Jibi verantwortete, hat sich Bünting 2016 getrennt.