
Bielefeld/Herford. Der Behörden- und Unternehmens-Schreck der vergangenen Tage heißt „WannaCry". Hinter diesem Namen verbirgt sich ein Schadprogramm, dass sämtliche Computer in einem Netzwerk sperren kann – ein weiterer Zugriff auf das System ist dann unmöglich.
So geschehen bei der Deutschen Bahn Ende der vergangenen Woche: WannaCry legte Bahnsteiganzeigen und Ticketautomaten lahm. Insgesamt waren mehr als 200.000 Rechner in rund 150 Staaten betroffen.
Wer seine Dateien wieder haben möchte, soll, laut einer Bildschirmanzeige des Programms, ein Lösegeld für seine Daten zahlen. Die Hacker hinter der weltweiten Cyberattacke verlangen, dass diese Forderung in der digitalen Währung Bitcoin – der etabliertesten aller Internet-Währungen – beglichen wird.
"Auch Kriminelle nutzen neue Technologien"
Bitcoins und andere digitale Währungen waren schon öfter in den Schlagzeilen, weil Kriminelle sie für ihre Zwecke nutzten. Oliver Flaskämper, Hauptaktionär der Bitcoin Group SE in Herford, nimmt solche Meldungen gelassen: „Ich sehe den Ruf der Bitcoins durch solche Vorfälle nicht beeinträchtigt – der Ruf war vorher schon nicht der beste."
Früher hätten Betrüger für ihre Geschäfte über Western Union oder Paysafe-Karten abgewickelt, nun seien es die digitalen Währungen. Denn „auch Kriminelle nutzen neue Technologien", so Flaskämper. Er erinnert aber auch: 99 Prozent der Verbrechen würden mit Bargeld bezahlt.
Digitale Währungen hätten laut Flaskämper aber den Vorteil, dass sie schnell zu transferieren seien, „ganz anders als zum Beispiel Gold" und viele davon ausgingen, das System sei anonym. Was bei Bitcoin nur zum Teil der Fall sei: „Jede Transaktion kann theoretisch verfolgt werden."
Jeder hinterlässt digitale Spuren
Die Bitcoins und ihre Transaktionen sind in einer weltweiten „Blockchain" auf tausenden Rechnern gespeichert. Unregelmäßigkeiten fallen Nutzern auf, da das System offen ist. Das sei wie eine DNA-Spurensuche, so Flaskämper: „Jeder hinterlässt digitale Spuren, die nie wieder aus dem Internet weggehen." Rückverfolgung zu einzelnen Rechnern sei möglich.
Das System hinter Bitcoin gilt nicht per se als dubios, sondern nur vereinzelte Transaktionen. Im Gegensatz dazu ist der Ruf der Digitalwährung „Onecoin" mehr als angeknackst.
Ermittlungen gegen Onecoin
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt derzeit gegen Onecoin wegen des Verdachts auf Betrug und Betreiben eines Schneeballsystems. Eine Firma aus dem Münsterland hatte für Onecoins Ltd. Transfergeschäfte geleistet, für die es keine Lizenz gab. Dabei wurden digitale Gelder von Anlegern an Dritte weitergeleitet, wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) meldet. Das Unternehmen wurde angewiesen, Verkauf, Werbung und Vertrieb von Onecoins in Deutschland zu unterlassen. Mehrere Tausend Anleger sollen um 300 Millionen Euro gebracht worden sein.
Anders als bei Bitcoin steht hinter Onecoin kein Netzwerk, sondern eine einzelne Betreiberfirma mit Sitz in Bulgarien. So kann sich der Wert der Onecoins nicht beim Börsenhandel entwickeln und es entsteht eine Abhängigkeit zur Betreiberfirma. Bis zuletzt war auch nicht klar, wo mit diesem Geld bezahlt werden sollte. Anbieter fehlten. Mit Bitcoin hingegen kann schon bei Unternehmen wie Microsoft, Apple, Dell und rund 100 einzelnen Online-Händlern bezahlt werden. Lizenzen für Transaktionen liegen vor.