Energiemarkt

Ökostrom: Kleine Anbieter haben es schwer

Scharfer Wettbewerb durch geringen Zuwachs: Öko-Test untersucht aktuelle Angebote und findet viele Verflechtungen zwischen konventionellem und „erneuerbarem“ Strom

Dämmerung im Windkraftland: Die Energiewende hat etwas an Schwung verloren. | © dpa

Teresa Kröger
24.11.2016 | 24.11.2016, 16:00

Bielefeld/Frankfurt. Der Boom in der Ökostrom-Branche flacht langsam ab. Die kleinen Stromanbieter verschwinden vom Markt und werden von den Großen geschluckt. Es gibt der Studie zufolge keinen Rückgang der Kunden, aber die Zuwachsraten sind nicht mehr so groß wie noch vor fünf Jahren.

Der stärkste Anstieg der Nachfrage nach regenerativem Strom erfolgte nach der Atomkatastrophe 2011 in Fukushima. Im zweiten Halbjahr 2012 waren dem Onlineportal Verivox zufolge 81 Prozent der neu vermitteln Haushaltsstromverträge sogenannte Grünstromtarife.

Einige Jahre später flachte das Interesse am Ökostrom ab, da die Mehrzahl der Verbraucher glaubte, der Klimawandel sei auf politischer Ebene abschlossen und fortan ein Selbstläufer. Dafür sorgte auch die EEG-Umlage, die jeder Verbraucher mit der Stromrechnung zahlt, auch wenn er nicht die Öko-Variante gewählt hat und somit bereits für erneuerbare Energien zahlt.

Beklagt wird, wie berichtet, ein „Etikettenschwindel beim Strom-Mix". Laut Stromanbieter Lichtblick kaufen einige Stromversorger mehr Atom- und Kohleenergie ein, als sie auszeichnen. Als ursächlich für die Schummelei gilt die gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnung, die sie dazu verpflichtet, einen gewissen Anteil an erneuerbaren Energien dem herkömmlichen Strom „beizumischen".

Selbst die meisten Öko-Stromanbieter verfügen über konventionelle Stromlieferanten in ihrem Firmenverbund. Das ist nicht ganz ersichtlich auf den ersten Blick. Die Zeitschrift Öko-Test versuchte in einem breit angelegten Test, der die Anbieter und deren Produkte auf einen wirklichen Mehrwert für Verbraucher und die Umwelt untersuchte, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Diejenigen, die sich für die Alternative zum herkömmlichen Strom entschieden haben, wollen bewusst Stromerzeugnisse aus Atomenergie oder Kohle nicht fördern.

Bundesweit wurden 28 Öko-Stromangebote untersucht. Nur 16 der Anbieter – etwa „Ökostrom+", „Mann Cent" oder „Naturstrom ÖkostromPool" – verkaufen grünen Strom ohne Verflechtungen mit konventionellen Anbietern. Die restlichen beziehen den Strom aus Atomkraft und Kohle oder sie haben in ihrem Firmenverbund konventionelle Stromanbieter. Außerdem sind nach Meinung von Öko-Test immer noch zu viele unterschiedliche Öko-Stromlabels mit unterschiedlichen Standards und unklarer Zertifizierung aktiv, die für unnötige Verwirrung beim Endverbraucher sorgen. In der Studie wird dies am Beispiel von Susi-Energie erklärt. Susi-Energie ist eine 100 prozentige Tochter der Schussental KG, die zu 25,1 Prozent zu EnBW gehört, einem großen Atomkraftkonzern aus der ersten Stunde der Kernenergie. Das ist eines von vielen Beispielen, die zeigen, das es für den Verbraucher nicht leicht ist, beim Stromkauf den umweltfreundlichen Weg zu wählen.