
Bielefeld. Die Technologie findet nicht nur Anwendung in der Spielebranche, sondern erhält zunehmend auch Einzug in die fertigende Industrie. Die Rede ist von virtueller Realität (VR), einer digitalen, interaktiven Umgebung, die vor allem durch eine Videobrille wahrgenommen werden kann.
Der Arbeiter setzt die Virtual-Reality-Brille auf und taucht sofort in eine fiktive Fabrik ein. Genau wie in der Realität, kann er hier ein Fahrzeug montieren. Auf einem Tisch liegen Reifen, nach denen er mit einem der beiden Controller greifen kann. Mit Hilfe eines virtuellen Schraubendrehers befestigt er die Reifen an den Achsen. Das ganze vier Mal und der Unterbau steht. Eine Drehbewegung nach links und ein Griff nach einer der Karosserien, die über das Fließband laufen. Zum Schluss setzt er den Metallrahmen wird auf das Fahrgestell – fertig ist das virtuelle Auto.
Das ist eine der VR-Anwendungen in der Industrie. Sie soll dazu dienen, Arbeitsabläufe vorab in der digitalen Welt zu trainieren. Die Firma Salt And Pepper Software Solutions aus Osnabrück entwickelt solche Software-Anwendungen, mit denen mehrschrittige Montagen simuliert werden können. Beim sogenannten „Embodied Engineering" gehe es um Arbeitsprozesse, bei denen Menschen involviert sind, sagt der Ingenieur Sebastian Gieselmann. Die Firma berate Kunden aus der fertigenden Industrie, derzeit unter anderem Unternehmen aus der Automobil- oder Windenergiebranche.
Die Bielefelder Firma Schüco nutzt die VR-Technologie, um Schauräume in 360-Grad-Videos darzustellen. Die Videos würden mit virtuellen Objekten erweitert, so dass Kunden die Produkte anklicken könnten, sagt Ingenieur Christian Fröhlich. Auch auf Baustellen sei es möglich, mobil und vor Ort Fenster abzuscannen und zu erkennen, wo es montiert werden soll.
Der Bielefelder Softwarehersteller Ceyoniq Technology nutzt die VR-Technologie zur digitalen Dokumentenverwaltung. Ein gemeinsames Forschungsprojekt realisierte die Firma mit der Arbeitsgruppe von Thies Pfeiffer am Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld. Das Ergebnis ist eine VR-Anwendung, mit der digitale Datenbestände in einer virtuellen Umgebung durchsucht werden können. Dabei sieht der Träger der Brille ein künstlich erschaffenes Büro. Er kann Aktenordner aus dem Schrank ziehen, die sich von außen mit digitalen Informationen wie Links und Videos beschriften lassen. Die Technologie ermögliche auch, mit internationalen Geschäftspartnern eine Konferenz in einem virtuellen Besprechungsraum zu führen, erklärt Ceyoniq-Geschäftsführer Andreas Ahmann.
Eine weitere Anwendung ist ein digitaler Assistent für Techniker, die beispielsweise Windräder instand halten. „Ich schaue mit meiner Datenbrille darauf und erhalte meine Projektdaten", sagt Ahmann. Das Gerät könne auch Schaltpläne auf Maschinen projizieren. „Ich glaube, dass man mit der Technologie etwas bauen kann, das einen Nutzen für den Kunden hat."
Auswahl aktueller VR-Brillen
- Der Hersteller der Oculus Rift wurde von Facebook aufgekauft. Preis für die Brille: 700 Euro.
- Die HTC Vive ermöglicht einen 360 Grad-Rundum-Blick. Preis: ab 900 Euro.
- Sonys VR-Brille für die Playstation-Konsole ist am 13. Oktober erschienen. Preis: 400 Euro.
- Die Samsung Gear VR hat keinen eigenen Bildschirm und ist nur mit aktuellen Geräten des Herstellers kompatibel. Preis: ab 65 Euro.
- Gleiches gilt für die Google Daydream, die im November auf den Markt kommt. Preis 69 Euro.