
Bielefeld. Die gelbe Villa gehört zu den repräsentativsten Gebäuden in der Bielefelder Altstadt. Am Dienstag wird die Vollversammlung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe in nichtöffentlicher Sitzung entscheiden, an wen die geschichtsträchtige Immobilie veräußert wird. Nach Informationen der Neuen Westfälischen soll der Radiologe Agron Lumiani, der die private Alta-Klinik in Gütersloh betreibt, für rund 2,5 Millionen Euro den Zuschlag erhalten.
Der Bieter mit dem höchsten Gebot solle die Villa bekommen, hatte Michael Heesing, Hauptgeschäftsführer der Kammer, stets betont. Denn mit dem Verkauf der Villa will die Kammer möglichst viel Geld erlösen, um den millionenschweren Bau des Campus Handwerk am Hauptbahnhof zu finanzieren. Somit wird die Vollversammlung heute wohl über das einzig vorgelegte Lumiani-Kaufangebot entscheiden.
Der Stenner-Freundeskreis, der in der Villa ein Museum für den Bielefelder Maler Hermann Stenner einrichten wollte, hatte sein Kaufangebot in Höhe von 2,3 Millionen Euro nach dem Absprung des Hauptsponsors zurückgezogen. Das Unternehmen Oetker, das die Unterstützung des Stenner-Museums erwogen hatte, soll wegen eines nicht passenden Finanzpartners davon Abstand genommen haben. Weitere Bieter wollten weniger zahlen.
Susanne Crayen, Mitinitiatorin des Freundeskreises, äußerte sich erneut enttäuscht über das passive Verhalten der Stadt, die "leider mal wieder schläft". In fünf bis zehn Jahren werde sie es bereuen, die Chance für den Aufbau einer Museumsmeile mit Skulpturenpark zwischen Kunsthalle und Villa nicht genutzt zu haben.
Nun wird die Villa mit gut 1.600 Quadratmetern Nutzfläche, in die laut Experten mindestens ein bis zwei Millionen Euro investiert werden müssen, vermutlich für eine radiologische Großpraxis dienen. Lumiani war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Kammer hüllte sich in Schweigen.
Der Radiologe, der mit seiner Familie in Bielefeld lebt, war 2014 in Bielefeld mit seinem Versuch gescheitert, neben dem städtischen Klinikum Mitte auf einem alten Bunker ein Ärztehaus mit angeschlossener Privatklinik zu bauen. Angedacht waren eine Dialysepraxis, eine Praxis für Gynäkologie und Reproduktionsmedizin sowie eine Privatpraxis für Urologie mit stationärem Angebot.
Lumiani wollte die Privatklinik über seine Alta-Klinik als 49-Prozent-Tochter des Mehrheitsgesellschafters Klinikum Bielefeld führen. Doch die Bezirksregierung Detmold stoppte die Pläne wegen rechtlicher Bedenken gegen die Konstruktion.
Der Radiologe hatte bereits von 2002 bis 2005 direkt gegenüber der gelben Villa an der Alfred-Bozi-Straße 3 mit Stuckenholz eine radiologische Gemeinschaftspraxis geführt. Nach seinem Ausstieg wurde die Praxis in Diranuk umbenannt. Die an Diranuk vermietete Immobilie ist weiterhin im Besitz der Familie Lumiani. Der Radiologe leitet gemeinsam mit seiner Tochter Teuta Pannhorst die Alta-Klinik. Narcisa, eine weitere seiner sechs Töchter, hatte im Oktober 2008 Ferdinand Oetker geheiratet.
Die neue Konkurrenz in direkter Nachbarschaft sieht Diranuk-Geschäftsführer Harald Krüger gelassen. "Wir müssen uns der Situation stellen. Der Patient wird entscheiden, zu wem er geht." Bedarf für eine Privatpraxis für Radiologie gebe es in Bielefeld nicht.
Diranuk
- Der überörtlichen Praxisgemeinschaft Diranuk gehören inzwischen 21 Gesellschafter, mehr als 40 Ärzte und 260 Mitarbeiter an.
- Die Gemeinschaft für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin ist mittlerweile in den Städten Bielefeld, Gütersloh und Bad Salzuflen mit einer Filiale in Bünde vertreten.