Gütersloh

Achim Berg soll bei Arvato um Vertragsverlängerung bangen müssen

Verhältnis zur Eigentümerfamilie Mohn sei angespannt

Guter Dinge: Liz Mohn und Achim Berg in der vergangenen Woche bei der Bertelsmann-Party. | © Patrick Menzel

Stefan Schelp
23.06.2015 | 23.06.2015, 11:06

Gütersloh. So schnell kann es gehen: Im März, im Vorfeld der Bertelsmann-Bilanzpressekonferenz, war Arvato-Chef Achim Berg noch als möglicher Kronprinz hinter Bertelsmann-Boss Thomas Rabe gehandelt worden. Nicht mal drei Monate später heißt es, Bergs Vertragsverlängerung stehe auf der Kippe. Weder von Arvato noch von Bertelsmann gab es dazu eine Stellungnahme.

Das Verhältnis zur Eigentümerfamilie Mohn sei angespannt, heißt es dagegen im Bertelsmann-Umfeld. Das Wachstum sei weit weniger kräftig ausgefallen als erwartet. Den Arvato-Konzern habe Berg zudem derart umgekrempelt, "dass manch gestandene Führungskraft sich nicht mehr zurechtfindet", schreibt das Manager-Magazin.

Möglicherweise haben deshalb einige der zentralen Manager in der jüngeren Vergangenheit das Weite gesucht. Die Vorstände Hervé Milcent (Callcenter) und Ralf Bierfischer (Strategie) sind schon weg, Personalvorstand Christine Scheffler hat ihren Abschied zum 1. August angekündigt.

Verlängerung steht auf der Kippe

Ende März hatte Berg versichert, er fühle sich sehr wohl in Gütersloh. "Ich bin stolz auf die Fortschritte, die wir im Unternehmen gemacht haben. Ich glaube, beide Seiten sind zufrieden." Die Entscheidung über eine Verlängerung des Vertrages treffe der Aufsichtsrat im Sommer. Doch diese Terminierung werten Beobachter als ein Indiz dafür, dass eben diese Vertragsverlängerung auf der Kippe steht. So sei der Vertrag des Penguin-Random-House-Chefs Markus Dohle bereits im Frühjahr um fünf Jahre verlängert worden.

Auf der Habenseite steht für Achim Berg die Übernahme des E-Commerce-Dienstleisters Netrada in Hannover. Auch durch Zukäufe war der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um 6,2 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro gewachsen. Dagegen ging das operative Ergebnis um 3,3 Prozent auf 384 Millionen Euro zurück. Berg begründete das mit Anlaufverlusten für Neugeschäfte und Innovationen sowie zunehmenden Margendrucks.

Neue Struktur

Bereits beim Management-Meeting in San Francisco vor knapp zwei Jahren hatte Berg die neue Struktur vorgestellt, die er Arvato überstülpen wollte, das bis dahin im Prinzip ein Konglomerat aus mittelständischen Unternehmen gewesen war.

Berg war im April 2013 zu Arvato gekommen. Zuvor war er Corporate Vice President bei Microsoft gewesen - und damit der einzige Nicht-Amerikaner im Vorstand. Eine frühere Karrierestation war 2002 die Position als Bereichsvorstand bei der Telekom, 1999 war Berg Geschäftsführer Deutschland bei Fujitsu Siemens Computers.