Ob in der Turnhalle, im Fitnessstudio oder dem Fußballplatz – gemeinsames Sporttreiben oder entspanntes Zusammensitzen nach der Aktivität: Das prägt das Leben eines Vereins. Das fängt bei den ganz Kleinen an und hört bei den Senioren auf. Doch die Corona-Krise schob dem Ganzen Mitte März einen Riegel vor. Davon betroffen sind auch Vereine in OWL wie der TuS Ost Bielefeld. Die Sportanlagen wurden schon ein paar Tage vor dem 16. März geschlossen, dann folgten, auch auf Erlass, die Schließung der Turnhalle und des Fitnessstudios. „Seitdem ist der Sportbetrieb auf null", sagt Vorstandsmitglied Dirk Kornfeld. Die Mitarbeiter hätten den März dann noch „durchgezogen", hier und da aufgeräumt, Dinge, die ohnehin angestanden hätten. Doch seit April erhalten die drei hauptamtlichen Mitarbeiter – Studioleiter, Kursleiterin und Trainer im Fitnessstudio – Kurzarbeitergeld.
Erhalt des Vereins
Der Sportverein sah sich gezwungen, die Mitgliederbeiträge im April trotz des „Erliegens" des Angebots einzuziehen. Eine notwendige, wenn auch nicht für alle nachvollziehbare Maßnahme. „Da gab es schon ein paar böse Mails, wie man das machen könnte", erinnert sich Kornfeld. Doch letztlich seien die Beiträge wichtig für den Erhalt des Vereins. „Demgegenüber muss auch keine Leistung stehen", sagt Kornfeld und beruft sich dabei auf Aussagen und Richtlinien des Stadtsportbunds. 9,50 Euro beträgt der Beitrag für einen Erwachsenen pro Monat beim TuS Ost. „Das hält uns gerade so ein bisschen am Leben, sonst könnten wir im Grunde hier zumachen." Hingegen kennt er auch viele Leute, die beispielsweise die Zahlung der monatlichen 25 Euro für das Studio gar nicht in Frage stellten. „Es gibt positive und negative Äußerungen." 1.650 Mitglieder waren es zum Jahreswechsel insgesamt beim TuS Ost. In diesem Quartal gab es ein paar Abmeldungen mehr als sonst im Quartal, sagt Kornfeld. Ob es auch an den finanziellen Aspekten lag? Da kann auch er nur spekulieren. Die derzeitige Lage geht auch an ihm nicht spurlos vorüber. „Es weiß noch keiner, wie stark uns die Krise wirklich trifft."
Keine Einnahmen
Auch den Antrag auf Soforthilfe des Landes NRW habe der Verein gestellt. 9.000 Euro stünden ihm zu. Stand jetzt, sagt Kornfeld, scheint es so, als sollte der TuS das Geld auch bekommen. Ansonsten sieht es angesichts fehlender Reha- oder Fitnesskurse derzeit mau aus auf der Seite der Einnahmen. Die Turnhalle Ost ist „zum Glück" Eigentum, Miete muss also nicht gezahlt werden. Andere Verbindlichkeiten wie Reinigung, Gas oder Wasser konnten auf nahezu null gefahren werden. „Da waren die Anbieter schon sehr hilfsbereit", sagt Kornfeld. Nun nutzen die Mitarbeiter selbst die Zeit für eine Grundreinigung, hier und da mal durchsaugen, Fitnessgeräte umstellen und auch darunter oder in versteckten Ecken mal sauber machen – „das, was sonst immer liegen bleibt".
Kontaktlos geht's los
Seine Stimme versprüht etwas Wehmut. Wie Kornfeld auch sehnen sich Millionen Breitensportler wieder nach einer geregelten Aufnahme des Sports. Nach dem Duft frisch gemähten Rasens, darauf, die Gymnastikmatten auf dem Studioboden auszubreiten oder sich an verschiedenen Geräten so richtig auszupowern. Der Geruch von Gummi, Metall, Schweiß – er ist vielleicht nicht der angenehmste. Aber jetzt? Wie gern würde man ihn wieder aufsaugen.
„Ich erwische mich gerade selbst, wie ich allein laufen gehe", sagt er etwas überrascht von sich selbst. Er und seine Vorstandskollegen Michael Reiland und Jörg Doleske haben sich in den vergangenen Wochen viele Gedanken gemacht – und haben auf neue Entscheidungen seitens der Politik gewartet. Anfang der Woche sprach Kornfeld noch von Überlegungen, Rehakurse mit weniger Menschen oder draußen zu machen oder im Fitnessstudio nur jedes zweite Gerät zu nutzen. Auch für Freiluftsportarten wie Fußball oder Frisbee, wo man auch im Normalfall keinen Körperkontakt hat, sah er durchaus Möglichkeiten der Wiederaufnahme – unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen.Wunsch wurde erhört
„Wenn das Ende Mai alles wieder anfängt, mache ich mir um den TuS Ost eigentlich auch keine große sorgen." Man könnte sagen, sein und der Wunsch vieler wurde erhört. Seit Donnerstag „ist der Sport- und Trainingsbetrieb im kontaktlosen Breiten- und Freizeitsport wieder erlaubt – sofern der Sport auf öffentlichen oder privaten Freiluftsportanlagen oder im öffentlichen Raum stattfindet", heißt es seitens der Landesregierung. Bei Kindern unter 12 Jahren sei das Betreten der Sportanlage durch jeweils eine erwachsene Begleitperson zulässig (siehe Seite 2). Jetzt geht es an die Umsetzung.
Ebenfalls wünscht sich Kornfeld nun wieder mehr mit den Vereinsmitgliedern und den einzelnen Abteilungen sprechen zu können. Derzeit besteht die Kommunikation durch die Weiterleitung von E-Mails des Stadtsportbundes zum aktuellen Stand. „Der Kontakt ist etwas abhandengekommen, das fehlt gerade. Hoffentlich kann man demnächst mal wieder zusammensitzen und sich von den einzelnen Abteilungen updaten lassen."
Die Jahreshauptversammlung am 20. März fand ebenfalls nicht statt. Dort hätten auch gut die neuen Produkte des Vereins vorgestellt werden sollen. Ein Online-Shop mit Trainingskleidung und der Aufschrift „Ostler" wurde auf der Homepage eingerichtet. Derzeit liege er noch etwas auf Eis, sagt Kornfeld. „Da wollen wir auch ein bisschen Identifikation schaffen." Vielleicht auch beim gemeinsamen Sporttreiben – schon bald.