Wie ein Blumenladen in Bünde sicheres Blumenkaufen möglich macht

Susanne Biesemeier hat seit Gründonnerstag wieder geöffnet. Die Kunden kommen nicht so zahlreich wie sonst, aber sie kommen. Das freut die Inhaberin – die sich mit ihrem Team einiges überlegt hat, wie sie den Blumenverkauf den Corona-Zeiten anpassen kann.

Macht es vor: Susanne Biesemeier empfängt ihre Kunden schon seit Ostern mit Maske – natürlich mit floralem Muster. | © Julia Fahl

Julia Fahl
03.05.2020 | 04.05.2020, 10:30

Einiges ist anders in diesen Tagen. Auch im Blumenladen von Susanne Biesemeier in Bünde. Die Ladentür ist zwar an diesem warmen Montag einladend geöffnet, doch Hinweisschilder verraten direkt dahinter, wie Kunden sich im Geschäft am besten verhalten. Wichtig: Ohne Gesichtsmaske kommt nun niemand mehr herein.

Wer sich daran hält, darf eintreten – und muss einem Rundweg folgen, gut sichtbar gekennzeichnet durch Klebepfeile in Neon-Gelb und Neon-Orange. Die Wegweiser auf dem Boden führen Kunden zunächst vorbei an Deko-Artikeln aus Keramik, in einer 180-Grad-Kurve dann einmal um den Tisch mit den blühenden Orchideen herum, schließlich ist der Kassentresen am Ende der Geraden schon zu sehen. Abkürzungen und Schleichwege? Gibt es nicht.

Pfeile auf dem Boden weisen den Weg

Zwar darf jeder Kunde sich in Ruhe umschauen, muss dabei aber nicht nur diese Route, sondern auch die vorgeschriebenen zwei Meter Abstand zum Vordermann einhalten. Auch dabei helfen die Pfeile. „Sie sind im richtigen Abstand aufgeklebt", erklärt Susanne Biesemeier, ihr Gesicht wird dabei – wie soll es für eine Floristin auch anders sein – von einer Maske mit Blumen-Muster verdeckt.

Damit immer die richtige Distanz gewahrt wird, stehen auch die Schnittblumen nicht mehr wie sonst vorne im Laden im Wasser, sondern von den Kunden entfernt nun hinter den Kulissen, wo sie von Susanne Biesemeier und ihren Mitarbeitern auf Wunsch direkt zu farbenprächtigen Sträußen gebunden werden.

Die Corona-Krise macht erfinderisch

Auch an der Kasse hat sich einiges verändert. Ein Spuckschutz aus Holzrahmen und Frischhaltefolie oberhalb des Tisches schützt Floristen und Kunden gleichermaßen, Kartons auf dem Boden sorgen dafür, dass niemand dem Kassentresen zu nahe kommt und das Bargeld für den Blumenstrauß landet auf einem Porzellanteller. Die Corona-Krise macht erfinderisch. „Bis wir das alles so ausgetüftelt hatten – das hat ein bisschen gedauert", sagt sie und lächelt hinter ihrer Maske. Trotzdem ist sie froh, dass sie ihr Geschäft wieder öffnen darf.

Am 18. März musste sie die Ladentür erst einmal abschließen. „Da war die Angst sehr groß", gesteht sie heute. Wie wird es weitergehen? Was passiert mit ihren sechs Vollzeit-Angestellten? Bereits am Montag nach der Corona-bedingten Schließung hieß es dann, dass sie wieder öffnen darf. Aber lohnt sich das überhaupt, fragte sie sich. „Mit frischer Ware ist das ja so eine Sache. Und wenn dann nicht genug Kunden kommen..." Sie entschied sich schweren Herzens dazu, das Geschäft erst einmal drei Wochen lang nicht zu öffnen. Für ihre sechs Vollzeitkräfte meldete Biesemeier Kurzarbeit an, sie selbst verkaufte das, was sie noch verkaufen konnte. Eine schwierige Zeit. Die Susanne Biesemeier dafür nutzte, sich ein angemessenes Hygiene- und Abstandskonzept für den Laden zu überlegen.

Passend zu Ostern wieder geöffnet

Dann, am 9. April, passend zum Ostergeschäft, öffnete sie wieder. „Wir tragen seitdem schon Gesichtsmasken, weil wir alles richtig machen wollen." Ein bisschen skeptisch war sie, dann aber umso überraschter über die positive Resonanz. Auch wenn im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten nur die Hälfte der üblichen Kunden kommt, „ist es doch erstaunlich, dass derzeit so viele kommen. Damit hätte ich nicht gerechnet", sagt sie. Gefragt sind vor allem Blumensträuße, die Kunden sehnen sich offenbar nach etwas Schönem für ihr Zuhause, nach einem Stück Draußen für das Drinnen.

Und so geht seit Ostern alles seinen Corona-normalen Gang – mit angezogener Bremse zwar, aber „ich bin trotzdem froh darüber". Der Laden öffnet eine Stunde später als sonst, „wir haben das Sortiment heruntergefahren und haben nicht mehr so viel Auswahl wie vor Corona" und ihre Angestellten arbeiten derzeit jeweils nur einen Tag pro Woche. „Ich kann sie leider noch nicht wieder in Vollzeit beschäftigen."

Veranstaltungen werden verschoben oder finden nur noch im kleinsten Kreise statt

Das ist etwas, das Susanne Biesemeier sehr beschäftigt. Aber ihr bleibt noch keine andere Wahl. Denn nicht nur, dass weniger Kunden als sonst kommen, auch andere Aufträge gibt es momentan nicht. Konfirmationen? Erst einmal verschoben. Genau wie Hochzeitsfeiern. Und Beerdigungen finden nur im engsten Familienkreis statt. Eigentlich sind aber gerade das Veranstaltungen, zu denen im Normalfall stimmungsvoller Blumenschmuck dazugehört. Und die zusätzlich Geld in Susanne Biesemeiers Kasse spülen. „Jetzt aber fehlt uns mit der Arbeit auch der Umsatz", fasst sie zusammen.

„Das Schlimmste ist die Ungewissheit." Wie lange wird das noch so andauern? „Ich weiß nicht, wie es weitergeht." Das Problem ist, dass es niemand weiß. „Wenn es gut läuft, kann ich von Woche zu Woche planen, wenn es schlecht läuft, nur von einem zum anderen Tag." Ihre größte Sorge ist ein zweiter Lockdown, weil sich die Menschen nicht ausreichend an das Kontaktverbot und die Abstandsregeln gehalten haben. „Das wäre schlimm." Deshalb wünscht sie sich, „dass die Menschen auch weiterhin Rücksicht aufeinander nehmen, damit wir die Krise gesundheitlich und wirtschaftlich überstehen können".

Mit Muttertag steht den Floristen einer der wichtigsten Tage bevor

Aber erst einmal steht ihr eine wichtige Woche bevor. Am 10. Mai ist Muttertag, einer der wichtigen Tage im Floristenjahr. „Die Planung ist insgesamt schwierig. Wie viele Kunden kommen und wie viele Blumen kann ich bestellen, ohne dass sie verwelken?" Eine Frage, die ihr niemand beantworten kann. Pro zehn Quadratmeter Ladenfläche darf sich ein Kunde im Geschäft aufhalten. Für Biesemeier bedeutet das, dass maximal 15 Kunden gleichzeitig im Laden sein dürfen. Eine Auflage vom Ordnungsamt, an die „wir uns auf jeden Fall halten".

Falls der Andrang vor Muttertag zu groß werden sollte, ist sie vorbereitet. „Dann müssen wir die Kunden nach und nach reinlassen." Denjenigen, die ihre Mutter am 10. Mai mit Blumen überraschen wollen, empfiehlt sie, bis Dienstag, 5. Mai, telefonisch bei ihr vorzubestellen. Auf Wunsch liefert Biesemeier die Blumen auch nach Hause. „Wenn wir besser planen können, macht das vieles für uns einfacher."

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Mit langsamen und vorsichtigen Schritten nimmt das öffentliche Leben wieder Fahrt auf. Damit das so weitergeht, ist es weiterhin geboten, auf sich und andere aufzupassen – durch Distanzhalten, Händewaschen und das Tragen von Masken. Genauso wichtig sind aber Einfallsreichtum, Optimismus, Solidarität und Treue. Wie Ideen in die Tat umgesetzt werden und wie man mit positiven Gedanken an neue Projekte herangeht, zeigen wir in unseren Erfolgsgeschichten aus der Region. Beschrieben werden Menschen, Unternehmen und Institutionen, die trotz Krisenzeiten den Mut nicht verloren haben und die mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um eine gute Zukunft kämpfen.

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