Die ersten Frühlingskollektionen füllten bereits die Regale im „Melrose Place" an der Wilhelmstraße in Verl, als Gabi Diener die Türen ihres Modegeschäfts auf unbestimmte Zeit schließen musste. Am 18. März hatte die Verlerin zuletzt geöffnet. Erst vier Wochen später, am 20. April, durften die Kunden wieder bei ihr vorbeischauen.
„Das war schon irgendwie ein aufregender Moment", erzählt Diener. „Obwohl ich schon seit 15 Jahren das Geschäft führe, hat es sich angefühlt wie ein Neustart." Einen großen Ansturm habe es aber nicht gegeben. „Die Leute waren die ersten beiden Tage noch sehr zurückhaltend, aber es wird von Tag zu Tag mehr."
Desinfektionsmittel für die Kunden
Die Politik hat die schrittweise Wiedereröffnung der Läden allerdings auch an Vorgaben geknüpft, die auch im „Melrose Place" eingehalten werden müssen. Zum Beispiel der Abstand zum Kunden. „Es ist schon ein komisches Gefühl, immer auf Abstand zu gehen oder niemanden mehr mit einem Handschlag zu begrüßen", findet Diener, die zudem weitere Vorkehrungen getroffen hat.
„Es gibt natürlich Desinfektionsmittel für die Kunden. Das steht bei uns nun direkt am Eingang und selbstverständlich werden alle Flächen regelmäßig desinfiziert." Auch Gesichtsmasken, die ab kommendem Montag in Nordrhein-Westfalen für Einkäufe verpflichtend werden, hat Diener schon für sich und ihre Mitarbeiterin besorgt. Darüber hinaus habe sie sich für den Kassenbereich sogar eine Schutzscheibe aus Plexiglas anfertigen lassen. „Das ist zwar nicht vorgeschrieben, aber schadet ja auch nicht."
"Die Stammkunden habe ich in den letzten Wochen sehr vermisst"
Worauf sie sich nun besonders freut? Über die Antwort muss sie nicht lange nachdenken: „Auf meine Kunden. Nach so vielen Jahren am gleichen Standort hat man sich eine treue Stammkundschaft aufgebaut und die habe ich in den letzten Wochen schon sehr vermisst." Zum Glück habe man über die sozialen Medien Kontakt halten können. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sich der ein oder andere erkundigt hat, wie es mir geht."
Besonders schade sei es gewesen, dass sie das Jubiläum ihres Modegeschäfts nicht hätte feiern können. „Am 14. April sind wir 15 Jahre alt geworden. In unserer schnelllebigen Zeit ist das in meinen Augen schon ein besonderer Moment." Aber getreu dem Motto „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben" werde sie die Geburtstagsfeier des Ladens sicher noch nachholen. „Da gibt es ja momentan Wichtigeres." Einen Geburtstagsrabatt gab es in der ersten Woche der Wiedereröffnung für die Kunden trotzdem schon mal.
Für Gabi Diener ist der Onlinehandel keine Alternative gewesen
Der verordneten Zwangspause kann die Verlerin aber auch etwas Positives abgewinnen. Sie habe die vergangenen Wochen genutzt, um ihre eigenen Akkus wieder aufzuladen. „Ich habe die letzten Jahre sehr viel und hart gearbeitet, da tat mir die Pause tatsächlich mal ganz gut – auch wenn es natürlich schwere Zeiten sind." Auch sie hat verfolgt, wie sich viele Geschäftsinhaber neu orientiert hätten und zum Beispiel auf den Onlinehandel umgestiegen seien. „Für Branchen, in denen das funktioniert, ist das super", findet Diener. Eine richtige Alternative sei das für sie aber nicht gewesen. „Bei Bekleidung ist das so eine Sache", erklärt sie. „Natürlich habe ich unseren Kunden angeboten, dass sie sich bei mir melden können. Zum Beispiel um Gutscheine zu bestellen."
Auch wer sich vielleicht im Vorbeigehen in ein Teil aus dem Schaufenster verliebt hat, konnte sich an Gabi Diener wenden. „Das Problem bei Klamotten besteht aber darin, dass sie nicht nur gefallen müssen, sie müssen auch passen. Bei einem Buch weiß man direkt, was man bekommt. Bei Kleidung dauert der Entscheidungsprozess länger." Da sei es schon schöner, nun wieder aufzumachen und beratend zur Seite stehen zu können. Auch die neue Sommerware sollte bald in Verl ankommen. „Die Sachen sind geordert und ich freue mich schon sehr darauf, wenn sie hier eintreffen."
Gabi Diener geht nun auf jeden Fall mit viel neuer Energie in die nächsten Wochen und Monate und hofft, dass die Corona bedingte Entschleunigung am Ende vielleicht auch ein bisschen was Positives mit sich bringen. „Ein wenig Entschleunigung und ein verantwortungsbewusster Umgang mit unserer Umwelt, das würde ich mir sehr wünschen."
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Mut zur Zukunft: Erfolgsgeschichten aus der Region
Mit langsamen und vorsichtigen Schritten nimmt das öffentliche Leben wieder Fahrt auf. Damit das so weitergeht, ist es weiterhin geboten, auf sich und andere aufzupassen – durch Distanzhalten, Händewaschen und das Tragen von Masken. Genauso wichtig sind aber Einfallsreichtum, Optimismus, Solidarität und Treue. Wie Ideen in die Tat umgesetzt werden und wie man mit positiven Gedanken an neue Projekte herangeht, zeigen wir in unseren Erfolgsgeschichten aus der Region. Beschrieben werden Menschen, Unternehmen und Institutionen, die trotz Krisenzeiten den Mut nicht verloren haben und die mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um eine gute Zukunft kämpfen.
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