Die Friseure sind vorbereitet

Die Bielefelder Friseurmeisterin Bettina Niese hat ihren Optimismus nicht verloren. Sie freut sich auf die Neueröffnung – und sie sieht die Krise als Chance.

Bettina Niese freut sich darauf, wieder am Kundenhaar kreativ werden zu können. | © HWK OWL

01.05.2020 | 04.05.2020, 11:37

Die Lage ist ernst, auch für die Bielefelder Friseurmeisterin Bettina Niese: „In normalen Monaten bedienen wir durchschnittlich 450 Kunden. Alleine von der Schließung bis jetzt konnten 213 geplante Kunden ihre Termine nicht wahrnehmen, natürlich hätten wir dazu noch spontane Kunden angenommen. Manchmal rufen auch die Kunden erst am Dienstag für die folgende Woche an."

Niese wirkt jedoch trotz Schließung und Kontaktsperre optimistisch, für sie ist die Krise auch eine Chance auf Weiterentwicklung: „Ich stehen mit allen Mitarbeiterinnen in Kontakt. Alle möchten unheimlich gerne wieder arbeiten. Ich habe ihnen vor kurzem einen Fragebogen geschickt, in dem sie zum Beispiel beantworten sollen, was sich nach der Öffnung ändern sollte oder könnte." Schließlich hätten alle nun die Ruhe und vielleicht auch die Distanz, um Fragen nach möglichen Veränderungen oder Nachbesserungen im Team oder am Arbeitsplatz zu beantworten.

Großer Kunden-Ansturm wird erwartet

Eine besondere Stellung im Kontakt nehmen für Niese die zwei Auszubildenden ein, denen nun wichtige Praxistage verloren gehen: „Sie haben vier Übungsköpfe zuhause, denen sie jeden Tag eine bestimmte Frisur machen, und mir das entsprechende Bild per Kurznachricht schicken müssen", erläutert die Meisterin. Zudem gebe es jeden Tag eine Fachfrage zu beantworten.

Wenn der Salon wieder geöffnet wird, ist ein großer Ansturm zu erwarten. Immerhin wachsen Haare circa einen Zentimeter pro Monat und nicht alle Kunden hatten noch kurz vor der Sperre einen Termin. „Das ist besonders bei Kurzhaarfrisuren fatal", weiß Bettina Niese und fügt lachend hinzu: „Ich finde, besonders gut sieht man das bei unseren Politikern. Bei Laschet zum Beispiel ragen die Haare schon ganz schön über den Brillenbügel."

Voraussichtlich wird Niese die Öffnungszeiten erweitern

Mit dem „Run" will sie möglichst entzerrend umgehen, aber es sei schwer, Vorhersagen zu treffen, ohne zu wissen, wie die Auflagen schließlich aussehen werden. Der Salon hat 60 Quadratmeter, aber damit der Abstand eingehalten werden kann, wird es auf eine Besetzung von je zwei Friseurinnen und zwei Kunden hinauslaufen, also wird Niese voraussichtlich die Öffnungszeiten erweitern. Sollten Sonntagsöffnungen erlaubt sein, zieht sie auch diese in Betracht.

Vor allem Farbe wird die Saloninhaberin wahrscheinlich in viel größeren Mengen als bisher bestellen müssen, denn die Haaransätze wachsen unerbittlich. „Wir haben schon Listen geschrieben, was da ist und was bestellt werden muss, wir sind vorbereitet!"

Friseurin warnt davor, sich selbst die Haare zu schneiden

Bettina Niese rät übrigens davon ab, sich selbst an einer Frisur zu versuchen: „Ich habe zu Ostern Mails an Kunden geschrieben, und einige haben mir geantwortet, dass sie sich an ihrem Partner oder einem Elternteil versucht hätten. Das sei aber so gründlich schief gelaufen, dass sie mich gebeten haben, so schnell wie möglich wieder zu öffnen."

Selbst Friseure könnten sich nicht selbst fachgerecht die Haare schneiden, beteuert sie. „Klar, selbst färben geht. Den Pony schneiden oder den Nacken ausrasieren auch. Aber eine richtige Frisur können wir uns selbst nicht schneiden. Wir lernen nicht umsonst drei Jahre lang die verschiedenen Techniken, Winkel und Handhaltungen, das macht man nicht mal eben so, blind oder hinter dem Kopf. Das ist fachlich gar nicht möglich." Eine Kundin mit langen Haaren habe es zum Beispiel versucht, indem sie ihre Haare zu einem Zopf gebunden und vorne die Spitzen abgeschnitten habe, aber „ich befürchte auch da gibt es Ecken und Zacken zu berichtigen", so Niese schmunzelnd.

"Besonders freue ich mich auf alle Kurzhaarschnitte"

Alle Mitarbeiterinnen und auch die Teamleiterin selber freuen sich auf die Zeit, wenn sie wieder arbeiten dürfen. „Besonders freue ich mich auf alle Kurzhaarschnitte, da kann man jetzt richtig was bewirken und auch die Form verändern, das ist schon spannender als Spitzen schneiden. Ich hab ja auch die Hoffnung, dass viele Menschen nach der Krise große Lust auf Veränderungen haben, so dass unsere Kreativität mal wieder richtig herausgekitzelt wird", verrät Bettina Niese.

Tatsächlich wird das Team wohl wie auch schon vor der Schließung weiterhin auf Dinge wie Augenbrauen zupfen, Wimpern färben oder Bartpflege verzichten. Einfach aus dem Grund, weil diese Arbeiten sehr nah am Gesicht durchgeführt werden müssen und damit die nötige Distanz nicht gewährleistet werden kann. Aber für fast alles andere rund ums Haar stehen die Damen schon in den Startlöchern.

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Mut zur Zukunft: Erfolgsgeschichten aus der Region

Mit langsamen und vorsichtigen Schritten nimmt das öffentliche Leben wieder Fahrt auf. Damit das so weitergeht, ist es weiterhin geboten, auf sich und andere aufzupassen – durch Distanzhalten, Händewaschen und das Tragen von Masken. Genauso wichtig sind aber Einfallsreichtum, Optimismus, Solidarität und Treue. Wie Ideen in die Tat umgesetzt werden und wie man mit positiven Gedanken an neue Projekte herangeht, zeigen wir in unseren Erfolgsgeschichten aus der Region. Beschrieben werden Menschen, Unternehmen und Institutionen, die trotz Krisenzeiten den Mut nicht verloren haben und die mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um eine gute Zukunft kämpfen.

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